Getaufte Atheisten

um den heißen Brei
Hi Harald

Außerdem wird ihm auferlegt, nun alles mit
Beschwernissen tun zu müssen.

Hier scheint es sich um ein allgemeines Mißverständnis zu
handeln.
Die Beschwernisse sind nicht eine Zusatzstrafe, sondern eine
natürliche Folgeerscheinung.

Abgesehen davon, daß ich nicht weiß, was eine „natürliche Folgeerscheinung“ eines kosmogonische Mythos ist, handelt es sich keineswegs um ein Mißverständnis, sondern um die Wiedergabe eines Inhaltes von Mos. I.3 (hier unter Berücksichtigung von Übersetzungsvarianten)

I.3.16 „Vermehren will ich deine Mühsal… In Mühen sollst du…“
I.3.17 „…so ruht der Fluch deinetwegen auf dem Ackerboden. In Mühsal sollst du…“
I.3.18 „Er soll dir Dornen und Disteln tragen…“
I.3.19 „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du…“

Umfangreiche Studien (auch meine eigenen) über kosmogonische Mythen in aller Welt ergeben, daß sie alle (und fast alle behandeln mehr die „Entstehung“ der menschlichen Kultur/Natur als die Entstehung der sonstigen Natur) den Zweck haben, den Ursprung des dem Menschen wiederfahrenden Unheils zu deuten. Und sie alle interpretieren es als Strafe für eine erste Verfehlung (gegen irgendwas, das ist sehr unterschiedlich - sind auch nicht immer Götter im Spiel). Selbst die außerisraelitischen Quellen, aus denen die israelitischen Mythen kommen, enthalten diese Deutung.

Dann stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, warum der
Gott dem Menschen das antut,
wenn er doch ein guter und
liebender Gott ist - dann wäre nämlich eigentlich Vergebung
angesagt.

Da liegt kein Versagen Gottes vor.

Das sagen diese archaischen Denkweisen, aus denen die Mythen stammen auch gar nicht , daß es ein Versagen (des jeweiligen Gottest) ist, sondern daß es eine Bestimmng (des jeweiligen Gottes) ist. Das deuitet darauf hin, daß das Theodizee-Problem schon seit Urzeiten wesentlicher Bestandteil jeglicher Bildung von Gottesbegriffen war - also lange bevor es durch Epikur und dann durch Leibniz sprachlich und inhaltlich auf den Punkt gebracht wurde (siehe meine Postings oben in diesem und dem vorigen Thread).

Gott hat uns Vergebung
angeboten, aber die Menschen lehnen sie ab.

Das scheint mir eine ziemlich selbstgebastelte Theologie zu sein. Es hat aber mit dem Theodizee-Problem nichts zu tun.

Es geht dabei also tatsächlich um das erlebte Leid
und nicht um das, welches der Mensch selbst produziert.

Im weitesten Sinn produziert der Mensch jedes Leid selbst.
Allerdings nicht immer sich selbst , sondern mit
Vorliebe seinen Mitmenschen.

jaja - es ist schon erstaunlich, mit welchem argumentativen Aufwand (auch von vielen hier im Brett) immerwieder um die Frage „warum gibt es Leid in der Welt angesichts eines absoluten Guten“ herumgedruckst wird. Die Chrisren insbesondere kommen darum nicht herum, wie ich schon sagte (oben unter „Sinn“ in Stuckis Posting „…Frage nach Gott“

„Somit scheint mir jemand, der behauptet, ein christlicher Gläubiger zu sein, der aber wegen dieser Theodizee-Frage noch nicht Blut und Wasser geschwitzt hat, seine große Wahrhaftigkeitsprüfung noch vor sich zu haben.“

Gerade vor dem Hintergrund, daß viele genau wegen dieses Problems an der Sinnhaftigkeit jeglicher Religion zweifeln, würde es manchen sicher sehr imponieren, wenn sie öfter die Antwort hören würden „gerade deswegen stehe ich zu diesem Gottesbegriff, weil er alle Widersprüchlichkeit menschlichen Lebens in sich enthält - und weil er gerade deswegen zu keiner menschlichen Anschauung (sc. auch keiner atheistischen!!) in polemischer Konkurrenz steht.“

Aber es kostet eben - wie gesagt - Schweiß, sich zu dieser Haltung durchzuringen - sie wird ja auch von den heute bestehenden Religionsbekenntnissen nicht offiziell propagiert :smile:)

Gruß
Metapher

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