Gewerbe wieder abmelden oder weiterlaufen lassen?

Hallo!
Ich habe im letzten Jahr ein Gewerbe (nach „Kleinstunternehmerregelung“) angemeldet, zweifle aber nun daran, ob es sinnvoll ist, dass Gewerbe weiter zu betreiben. Deshalb habe ich die Möglichkeit einer Abmeldung in Betracht gezogen und hätte dazu gerne Meinungen.
Ich will im Folgenden kurz den Werdegang bis hierhin erläutern.

Ich habe eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht (letztes Jahr abgeschlossen) und bin auch über meine Ausbildung hinaus recht bewandert was das Thema Medien in jeglicher Form angeht.

In diesem Rahmen kam es zum Beispiel auch dazu, dass ich im letzten Jahr die örtliche Konfirmation fotografieren sollte/konnte/durfte und das auch tat. Die Gesamteinnahmen lagen da im niedrigen dreistelligen Bereich, wenn ich meine Auslagen, das ganze Organisatorische und alles Drumherum berücksichtige, war das zwar nett aber nicht wirklich „ertragreich“ oder sowas.

Ende 2008/Frühjahr 2009 hatte ich an einem gemeinnützigen Webprojekt mitgearbeitet, für dessen Umsetzung ein ortsansässiger Gewerbetreibender bezahlt wurde. Die von ihm verrichtete Arbeit war allerdings alles andere als professionell und zeitgemäß und angebliche Probleme waren eher auf sein beschränktes Wissen und fadenscheinige Gewinnmaximierung als auf echte Probleme zurückzuführen. Dies habe ich mehrmals geäußert und damit den Zorn des Gewerbetreibenden auf mich gezogen… Naja, der wusste auch von meinen Einnahmen durch diese Fotosache und aufgrund diverser unfreundlicher Äußerungen von ihm entschloss ich mich dazu, ein Gewerbe anzumelden um „auf der sicheren Seite“ zu sein. Ich denke ich wäre nicht der Erste der was weiss ich wo angeschwärzt worden wäre…

Nun gut, das letzte Jahr verlief dann doch etwas anders als ich dachte. Es gab mehrere Trauerfälle in der Familie und Ausbildungsende und Studium nahmen auch mehr Zeit in Anspruch als gedacht. So wurden im letzten Jahr also keinerlei Gewinne erzielt.

Dieses Jahr sieht es da nicht viel besser aus, schätze ich. Ich habe auch dieses Jahr die Konfirmation fotografiert und würde auch gerne mal dies und jenes nicht unentgeltlich machen, aber letztlich möchte ich nur die Möglichkeit haben etwas (steuerlich) legal neben dem Studium zu verdienen und das nicht auf Dauer oder gar ewig machen. Nicht ohne Grund studiere ich ja (was themenähnliches, aber doch anderes)… ;-D

Mir stellt sich jetzt also die Frage ob es sinnvoll ist das Gewerbe weiterzuführen oder nicht. Es ist natürlich für Auftragsgewinnung u. ä. von Vorteil als Gewerbetreibender auftreten zu können, keine Frage.

Aber wenn es dem Finanzamt irgendwann zu doof wird, wenn ich jedes Jahr mit mehr oder weniger Miese da auftauche und das Ganze dann auf Liebhaberei zurückgestuft wird (und man dementsprechend Steuerrückzahlungen zurückzahlen muss oder sowas), dann ist auch nichts gewonnen.

Deshalb möchte ich gerne jetzt eine Entscheidung treffen bzw. mir bei der Entscheidungsfindung helfen lassen.

War schonmal jemand in einer ähnlichen Situation oder kann ganz allgemein etwas Gutes dazu beitragen?

Ich bedanke mich im Voraus und wünsche eine gute Nacht!

Mit freundlichen Grüßen,
Martin

Nach ein oder zwei Steuerbescheiden wirst Du wohl keinen Ärger bekommen, spätestens im dritten oder vierten Jahr wohl schon. Habe eine Checkliste für Liebhaberei hier gefunden:

* Der Lebensunterhalt wird dauerhaft aus anderen Einkünften (aus einer anderen selbstständigen oder festangestellten Tätigkeit) finanziert.

* Obwohl dauerhaft Verluste entstehen, wird die Tätigkeit nicht aufgegeben oder anders ausgerichtet.

* Auf Dauer ist nicht abzusehen, dass irgendwann die Summe der Einnahmen die Summe der insgesamt getätigten Ausgaben überschreiten wird.

Ich denke, das Einzige, was Dir hilft, ist ein Businessplan. Setz Dich mal hin und überlege Dir:

Wie viele Aufträge willst Du pro Jahr erledigen:

  • welchen zeitlichen Rahmen hast Du neben Deinem Studium
  • wieviel zeit benötigst Du pro Auftrag

Woher kannst Du Aufträge bekommen?

  • Musst Du Werbung schalten, gibt es schon Empfehlungen oder wurden bereits Bitten an Dich herangetragen, die Du gegen ein kleines Entgeld und die Bitte um Weiterempfehlung erledigen kannst?

Wieviel wirst Du pro Auftrag umsetzen/Gewinn erzielen?

  • Einbußen im ersten Jahr eventuell abgezogen, weil Du erstmal über private Kontakte rangehst, wobei Du nicht viel verlangen kannst.

Ich denke, ganz rationale Überlegungen sind hier sinnvoll. Kann ich das zeitlich leisten? Habe ich, was ich dafür brauche? Bringt es mir Gewinne? Nur wenn Du alle drei Fragen bejahen kannst, ist es sinnvoll, das Gewerbe zu halten. Alles Halbherzige könnte ins Auge gehen.

Sicherlich wäre es ein netter Nebeneffekt, die ein oder andere Anschaffung absetzen zu können und wenn Du als Student bereits gewerbetreibend warst, macht sich das nicht nur gut im Lebenslauf, sondern Du hast auch Erfahrugnen gesammelt, an die Du im Hinblick auf den prekären Arbeitsmarkt für unsere Generation vielleicht mal anknüpfen kannst.

Vielleicht gibt es an Deiner Uni Kurse für Existenzgründer (im Bereich für Schlüsselqualifikationen) oder Du kannst über die Arge etc. eine Gründerberatung gefördert kriegen, die Dir beim Schreiben eines Businessplans hilft.

Viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung!