Gewissenskonflikt: kündigen, ja oder nein?

Hallo liebe www-Mitglieder,
ich hätte gerne einmal ein wenig Rat was folgenden Situation angeht.

Ein Mann (verheiratet, Vater zweier Kinder) arbeitet seit ca. acht Jahren in einer kleinen Firma, welche aus einem Chef, zwei Gesellen sowie einem Lehrling besteht. Seit ca. fünf Jahren aber fühlt sich der Mann in der Firma nicht mehr wohl, was aber nicht an den Kollegen liegt (mit diesen versteht er sich sehr gut), sondern eher am Chef, welcher öfters Fehler macht und diese dann auf die Mitarbeiter schiebt sowie an der Tatsache, dass die Mitarbeiter oft stundenlang nichts zu tun haben, was diese wiederum sehr frustriert. Dazu kommt, dass sich der Chef zum Teil zu wenig für die Firma interessiert, manchmal tagelang abwesend ist, sich für mögliche Aufträge nicht interessiert und zu oft genervt auf (nötige arbeitstechnische) Nachfragen der Mitarbeiter reagiert. Zudem ist der Job nicht gut bezahlt, untertariflich sogar. Gehaltserhöhungen sind ein Fremdwort.
Nun aber kündigt einer der Kollegen aus den o.g. Gründen, einen neuen Mitarbeiter möchte der Chef nicht einstellen. Nun also möchte auch der Mann über Kurz oder Lang kündigen. Allerdings steht er jetzt vor einem Gewissenskonflikt, da er der Meinung ist, er könne den Chef nicht alleine mit dem Lehrling hängen lassen.
Wie aber auch erwähnt, ist der Chef eine recht schwierige Person, mit der man nicht einfach einmal ein ruhiges persönliches Gespräch suchen kann. Auch die Überlegung, dem Chef mitzuteilen, dass auch er kündigen möchte, aber beispielsweise erst dann wirklich geht, wenn der Chef einen neuen Mitarbeiter gefunden hat, ist nicht wirklich gut, da sich der Mann sehr sicher ist, dass ihm der Chef das Leben in dieser Zeit äußerst schwer machen würde.

Die Frau des Mannes vertritt eher den Standpunkt, dass man durchaus im Leben schauen müsse, wo man selbst bleibt, da der Chef es dem Mitarbeiter sicher nicht danken würde, wenn dieser bliebe, obwohl er nicht möchte. Außerdem hält die Frau ihren Mann für handwerklich äußerst versiert, so dass dieser eigentlich auch einen besseren Job finden könnte und es schade wäre, sich gute Möglichkeiten entgehen zu lassen (z.B fand sich diese Woche eine durchaus sehr interessante Stellenanzeige), da man in einem kleineren Ort lebt, in dem es nicht zig Möglichkeiten für einzelne Berufszweige bzw. -bereiche gibt.

Und genau hierzu hätte ich gerne ein paar Meinungen.
Sieht jemand eine Idee, wie man aus dieser Geschichte herauskommen könnte? Die Frau des Mannes kommt gedanklich nämlich nicht wirklich weiter.

Viele Grüße und schon mal herzlichen Dank

pflaume

Ja
Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.

Dennoch verbringen wir mehr Zeit an unserem Arbeitsplatz als mit dem Lebensabschnittspartner. Sollte daher der Wechsel eines Arbeitsplatzes nicht wichtiger, als der des privaten Lebensumfeldes sein?

Gruß

Stefan

Hi,

nu, kündigen und gekündigt werden - so läuft das Berufsleben. Wenn also der Herr X in seiner Firma unglücklich ist (und das ja wohl auch nicht erst seit gestern) dann geht er halt. So läuft das Spiel. Idealerweise sucht er sich erst was neues und kündigt dann - dann wird auch das Arbeitsamt nicht zum Spielverderber.

Wobei ich unbedingt herausstellen möchte, dass jegliche Wünsche und Aktionen diesbezüglich vom Herrn X selbst und nicht von der

Frau des Mannes

geäussert und realisiert werden sollten.

*wink*

Petzi

Hi,

„Die Frau des Mannes vertritt eher den Standpunkt, dass man durchaus im Leben schauen müsse, wo man selbst bleibt, da der Chef es dem Mitarbeiter sicher nicht danken würde, wenn dieser bliebe, obwohl er nicht möchte.“

Und genau so sieht das aus! Also kündigen.

Gruss
K

Vielen herzlichen Dank für die Meinungen.

Da sinngemäß geäußert wurde, dass Wünsche und Aktion vom Mann selbst durchgeführt werden müssen, und nicht von dessen Frau, so ist dies absolut selbstverständlich. Nur wenn die Frau sieht, wie der Mann doch unter dem Job (der ihm ansonsten ja durchaus Spass macht) leidet, so macht sie sich natürlich Sorgen und versucht eben, dem Mann ab und an einen kleinen Stupser in die eine oder andere Richtung zu geben. Was der Mann dann letztendlich tut, ist klar in erster Linie seine Angelegenheit. :smile:

Viele Grüße

Hallo,

ist man sich 150 % sicher, daß der Chef dieselben Gewissensbisse hätte, den Mitarbeiter zu kündigen, wenn das Geschäft nicht mehr läuft?

Wenn ja, kann man ja bleiben

Grüße
miamei

Hallo!

In erster Linie ist es wichtig, sich in einem Unternehmen wohl zu fühlen. Das ist meiner Meinung fast noch wichtiger als das Einkommen.

Das Problem bei einer Selbstkündigung ist, das es in gewisserweise riskant ist. Bevor man selbst kündigt, sollte man definitiv schon eine verlässliche Zusage einer neuen Firma haben, denn sonst hat man Probleme, wenn man die alte Stelle gekündigt hat und dann eine neue Stelle nicht antreten kann und zwar mit dem Arbeitslosengeld. Das wird einem dann definitiv gesperrt und das kann finanziell (unabhängig ob Einzelperson oder Familie) zu erheblichen Schwierigkeiten mit dem Bezahlen der Fixkosten und sonstigen Lebenserhaltungskosten führen.

Wenn jedoch der neue Arbeitsplatz so fix ist, das kein Risiko besteht, würde ich die neue Stelle auf jeden Fall antreten. Eine neue Herausforderung hat den Vorteil, seinen Horizont zu erweitern und Neues dazuzulernen. Wenn man jahrelang beim gleichen Arbeitgeber ist wird man mit der Zeit „betriebsblind“.

Eines habe ich in meinem Leben gelernt. Falsche Loyaltität gegenüber dem Arbeitgeber bringt auf die Dauer nichts. Wenn der Chef nicht weiß, wie er sich den Mitarbeitern gegenüber benehmen muss, dann muss er die daraus erfolgten Konsequenzen (Mitarbeiterkündigungen, etc) tragen.Er muss damit rechnen, dass sich seine Mitarbeiter ein neues Betätigungsfeld suchen, wo sie womöglich mehr verdienen (was für die Pension und für die Familie nicht unwichtig ist).

Wie der Chef dann die Sache mit den Lehrlingen und das Einstellen von Mitarbeitern hält, ist Sache des Chefs. Dafür wird er ja schließlich bezahlt, dass er sich um die Einstellung der Mitarbeiter kümmert, arbeitsrechtlich schaut das alles in Ordnung ist. Außerdem hat er auch eine Fürsorgepflicht. Und einem verantwortungsvollen Chef, der seinen Pflichten nachkommt, ist ein ordentliches Arbeitsklima wichtig. Er wird auch alles daran setzen, dass den Mitarbeitern nicht fad wird.

Die beste Lösung wäre, sich einmal das Stellenangebot anzusehen. Es schadet ja nicht eine Bewerbung zu schreiben und bis zum Vorstellen dauert es eh meist sehr lang. Und ein weiterer Weg wäre sich eine Liste mit für und wider anzulegen. Also was spricht für einen Stellenwechsel, was dagegen.

Ich drücke die Daumen und wünsche bei der Entscheidung viel Erfolg.

Petra