Huhu!
Das Kreuz mit dem Artbegriff…
Natürlich ist die Bezeichnung „Art“ ein Gedankenkonstrukt des Menschen… je weiter man in die feinen Bereiche hinunter kommt, desto schwieriger scheint die genaue Abgrenzung der Begriffe wie Art, Rasse, Unterart, Variation usw zu sein. Die Natur und ihre Arten sind ja eigentlich ein ständiger Fluß. Der Evolutionstheorie folgend verändern sich Arten, bilden verschiedene Variationen die sich durchsetzen und weiter absetzen oder wieder vom Genpool verschluckt werden. Jede Variation einer Tierart könnte potentiell der Beginn einer neuen Art sein, wenn sie den richtigen Begleitumständen ausgesetzt wird. Allzuoft sind sie es nicht, weil die Umweltbedingungen ein weiteres Absetzen bestimmter Merkmale nicht unterstützen.
Aber gerade da alles so fließend ist, ist es eigentlich quasi unmöglich, da eine klare Trennlinie zu setzen. Es gibt da meisten Spielraum. Stell dir eine fließende Farbskala vor, in der ein Blau allmählich in ein Grün übergeht. Frage zehn Leute, wo sie die Grenze setzen würden, wo das Blau kein Blau mehr ist, sondern ein Grün, und die wirst 10 verschiedene Trennlinien gezeigt bekommen… das ist schlicht ein Ermessensspielraum. Ebenso können Begriffe wie eben Art, Rasse usw in einem gewissen Ermessenspielraum gesetzt werden.
Da uns die meisten Übergänge fehlen von einer Art zur anderen (oder von Blau zu grün), wird es uns in der Regel leichter gemacht, Arten zu definieren.
Probleme gibt es dann, wenn eine der Artdefinitionen (es gibt ja nach wie vor verschiedene) pltzlich nicht mehr greift.
Da ich persönlich auch Anhänger der Definition des Artbegriffs anhand der Forpflanzungsfähigkeit (sie sie nun anatomisch oder vom Verhalten bestimmt) unter natürlichen Bedingungen bin, ist ein immer wieder faszinierendes Beispiel für mich die Problematik der Ringarten (= Artenkreise, Rassekreis, ring species).
Ich habe die am Beispiel der Kohlmeise kennen gelernt (ein weiteres sehr populäres Beispiel sind Silber- und die Heringsmöwe). Im Prinzip geht es darum, dass sich entlang eines Verbreitungsgebietes leichte graduelle Veränderungen in Färbung und Gesang ergeben, die allerdings nicht ins Gewicht fallen, wenn man auf der Linie bleibt. Untereinander können sich alle nebeneinander lebenden Variationen fortpflanzen und tun es auch. Damit ist die Kohlmeise nach obiger Definition eine einzige Art.
Interessant wird es dann, wenn Individuen der beiden Grenzfälle (quasi Grün und Blau
) aufeinander treffen. Zwischen diesen Populationen sind die Verhaltensunterschiede so stark, dass es nicht mehr zu einer Verpaarung kommt…man könnte diese also als eigenständige Arten definieren.
Hier scheitert der von mir bevorzugte Artbegriff kläglich.
Wenn man da weiter denkt, komme ich auch immer wieder bei der Frage raus, warum Dogge und Chihuahua nicht als zwei verschiedene Arten definiert werden, denn natürlicherweise würden sich die beiden wohl auch nicht mehr erfolgreich fortpflanzen.
…aber wie so vieles im Leben gibt es eben auch hier immer wieder Ausnahmen, die die Regel bestätigen.
In ermangelung einer praktikablen Alternative, werde ich auch weiterhin ungezwungen den Begriff „Art“ benutzen, aber mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sich die Natur nicht in ein allgemeingültiges Schema pressen lässt.
lieben Gruß
Aj