Gibt es das Böse?

Na, ob das von Vorteil gewesen wäre? :smile: owT.

es ist tatsächlich so dass ich die Begriffe / Kategorien
gut und böse weder verwende noch benötige (nicht immer aber immer öfter)
Bezogen auf den Baum der Erkenntnis(der ist ein alltägliches und nicht ein historisches Phänomen)
heisst das: isst du die Frucht nicht hast du die Erkenntnis (von gut und böse) nicht.
…deine Überzeugung hatte ich auch mal und ich wollte wissen was es mit „jenseits von gut und böse“ auf sich hat (das fand ich unbegreiflich)
was mir geholfen hat war der kategorische Imperativ der die Frage nach der Konsequenz impliziert.
Es ist eine neue Qualität Dinge und Handlungen nicht mit den Masstäben gut oder böse (oder neutral; oder 90% gut-Rest böse ; etc.) zu bewerten
sondern sie nach ihrer Konsequenz zu beurteilen.

Hoffe es hilft weiter
Stefan

Hallo Thomas!

>Viel mehr sehe ich da einen Fall von Fallibilismus.

Der Begriff bezieht sich meiner Kenntnis nach nur auf empirische Gegebenheiten, aber vielleicht kann man das ja :übertragen.

Das bezieht sich auf die Frage: Gibt es das Böse! Eine Frage, die man, wenn überhaupt, dann nur empirisch
lösen kann, bzw. sich der Lösung nähern. Hier hat Peirce den Begriff Fallibilismus eingeführt. Eine Bezeichnung für erkenntnistheoretische Positionen, für die es keine absolut sicheren Erkenntnisse gibt. Induktions- und Abduktionsschlüssen wird keine besondere Skepsis entgegengebracht, (der große Unterschied zur Logik) sondern
es sollen, in kritischer Einstellung, die gewonnenen Sätze einer ständigen Prüfung unterzogen und so das „Phänomen“ eingegrenzt werden. Oder wie der Namen sagt, zu Fall gebracht werden.

Naja, das hat Wittgenstein selbst jahrelang gemacht. Ich finde, es ist durchaus möglich, im Rahmen des Tractatus :zu argumentieren und das Spätwerk Spätwerk sein zu lassen. Die Diskussion, ob es sich bei W. um eine oder um :zwei völlig voneinander verschiedene Philosophien handelt, ist ja nicht umsonst ein breites Thema der Forschung.

Das ist eine Behauptung, niemand wird sich anmaßen, nachvollziehen zu können, was in Wittgenstein die ganzen
Jahre vorgegangen ist. Der Forschung ist es bis heute noch nicht, oder höchstens ansatzweise gelungen die Strukturen in den LPA zu identifizieren. E. Lange wurde in diesem Zusammenhang sogar einmal Zahlenmystik vorgeworfen, obwohl seine Entdeckungen keineswegs Projektionen, sondern recht auffallend sind (die 7er Sequenzen z.B.), an Zufall ist auch nicht zu denken. W. hat sich schon immer knapp gehalten, was die Faszination seines Wesens und Werkes nur noch verstärkt, aber hier auch Raum für Interpretationen birgt…du weißt schon was ich meine. Fakt bleibt, daß beide Philosophien ein und demselben Hirn entsprungen sind und differenziert nach Einsatzgebiet bestehen können. Da stimme ich dir schon zu.

>Aus dem Motiv wiederum könnte man der Frage ob etwas gut oder
>böse ist näherkommen. Nur mal so als Tipp.

Ja, das ist schon klar, aber diese Herangehensweise wäre für den guten Wittgenstein selbst ziemlich zweifelhaft :oder zumindest problematisch gewesen, meine ich. Außerdem ist das zugrundeliegende Anliegen von Martin kein :ethisches, sondern ein ontologisches, vermute ich.

Aber er will doch aus dem Dilemma des grundlosen Plagens, das Böse ableiten. Ob ontologisch oder ethisch, wenn ein Motiv zu finden wäre, würde sich das hypothetische „grundlos“ dissoziieren. Und eine ganz andere Ausgangsposition entstehen.

Stimmt auch, aber dem steht andererseits gegenüber, dass man seinen Vorbildern auch nach Wittgenstein ruhig mal :widersprechen wollen soll … :smile: - und hypothetisch darf man das ohnehin, finde ich.

Absolut sollte man das, tunlichst aber erst, nachdem man sie verstanden hat oder anzuwenden weiß! :wink:

Ich frage mich gerade (angesichts dessen, dass ich ein schlechtes Gefühl habe, wenn ich dir hier widerspreche), :warum du die Versuche von Martin so vehement attackierst, und ich komme zu dem Schluss (den ich durchaus :teile!), dass du die Logistik für eine ungerechtfertigten Reduktionismus hältst. Stimmt das? Wenn ja, dann wäre es :doch gut, das hier an dem Beispiel einmal sachlich zeigen zu können, oder?

Vehement attackiert? Dann sind meine Äußerungen vielleicht schärfer als gewollt ausgefallen?!?
Dein Schluß ist richtig. Vielleicht sollte das Martin einmal selbst versuchen, learning by doing.
Er könnte z.B. empirisch, hier im Psychologiebrett eine Umfrage machen und die gewonnenen Sätze dann syllogistisch auswerten. Dem gegenüber könnte er das Ergebnis seiner Bemühungen hier in diesem thread stellen.
Wichtig ist in jedem Falle immer das richtige Fragen, jede Frage oder jedes Problem muß so formuliert sein, dass man auch die Möglichkeit eines Schlußes erhält. Wenn die Weichen falsch gestellt werden, muß man sich auch nicht wundern, wenn der Zug nirgends ankommt, sondern planlos umherirrt.

Herzliche Grüße

Uwe

Hallo Uwe,

Gibt es das Böse! Eine Frage,
die man, wenn überhaupt, dann nur empirisch
lösen kann, bzw. sich der Lösung nähern.

mir scheint das zu ausschließend zu sein. Wenn ich z. B. an die Versuche Wittgensteins denke, den Schmerz bzw. die Kommunikation über den Schmerz zu begreifen, dann habe ich Zweifel, ob die Beschränkung auf die Empirie hier ausreicht. Denn zweifellos gibt es den Schmerz, aber empirisch nachweisen kann man nur die Auswirkungen; m. a. W. der Schmerz selbst muss induktiv erschlossen werden. Damit ist aber nicht sicher, ob er nicht vielleicht nur vorgetäuscht war (auch weil es sich um ein nicht in jedem Fall wiederholbares Phänomen handelt).

Hier hat Peirce den Begriff Fallibilismus eingeführt. …

Ok, an Peirce hatte ich im Moment nicht gedacht, mehr an Popper. Ich weiß nicht, wie Peirce die Frage nach dem Bösen und seiner möglichen Existenz angegangen wäre (oder angegangen ist?).

Das ist eine Behauptung, niemand wird sich anmaßen,
nachvollziehen zu können, was in Wittgenstein die ganzen
Jahre vorgegangen ist.

Die biographischen Ansätze der letzten Jahre, die ich gelesen habe, sind sich darüber einig, dass er aufgehört hat zu philosophieren - oder sich zumindest darum bemühte. Nun, das kann man natürlich auch nur vermuten, weil ja das Umfeld wenig philosophisch und damit nicht gerade aussagekräftig für diese Frage ist.

Zahlenmystik vorgeworfen

Dass Wittgenstein gerne gespielt hat, dürfte offensichtlich sein, etwa bei der Verschlüsselung seiner privaten Texte (die sog. „geheimen“ Tagebücher). Ich habe in Essen auch vor Jahren die Microfiches des Nachlasses einsehen dürfen und viel Spielerisches entdeckt, das in den Veröffentlichungen nicht gedruckt ist. Aber ich denke nicht, dass man ihm das vorwerfen muss. Es ist halt ein Ausdruck seiner Persönlichkeit.

…du weißt schon was ich meine.

Ja, ich denke schon.

Fakt bleibt, daß beide Philosophien ein
und demselben Hirn entsprungen sind und differenziert nach
Einsatzgebiet bestehen können. Da stimme ich dir schon zu.

Ich selbst bin der Meinung, dass die beiden Philosophien außer in den Punkten, wo sie sich widersprechen, gleichzeitig nebeneinander bestehen können, wenngleich ich nicht alles für richtig halte, was Wittgenstein sagt, aber er ist eigentlich immer anregend. Das merke ich besonders in den erst kürzlich veröffentlichten ersten fünf Bänden der Wiener Ausgabe.

Aber er will doch aus dem Dilemma des grundlosen Plagens, das
Böse ableiten. Ob ontologisch oder ethisch, wenn ein Motiv zu
finden wäre, würde sich das hypothetische
„grundlos“ dissoziieren. Und eine ganz andere
Ausgangsposition entstehen.

Du meinst, jemand tut jemand anderem etwas Böses, um seine eigene Schadenfreude zu befriedigen? Und dieses „um zu“ soll das Motiv als eine Form des Grundes für die Handlung sein? Interessant - freilich teleologisch … ich denke mal darüber nach … Im Moment meine ich, dass diese Form des Grundes aus der analytischen Tradition herausfällt.

Herzliche Grüße

Thomas

Hallo Thomas!

Gibt es das Böse! Eine Frage,
die man, wenn überhaupt, dann nur empirisch
lösen kann, bzw. sich der Lösung nähern.

mir scheint das zu ausschließend zu sein. Wenn ich z. B. an die Versuche Wittgensteins denke, den Schmerz bzw. Die Kommunikation über den Schmerz zu begreifen, dann habe ich Zweifel, ob die Beschränkung auf die Empirie hier ausreicht. Denn zweifellos gibt es den Schmerz, aber empirisch nachweisen kann man nur die Auswirkungen; m. a. W. der Schmerz selbst muss induktiv erschlossen werden. Damit ist aber nicht sicher, ob er nicht vielleicht nur vorgetäuscht war (auch weil es sich um ein nicht in jedem Fall wiederholbares Phänomen handelt).

Zum einen ist Schmerz nichts böses, sondern ein positives Warnsignal, um das Leben zu beschützen. Zum anderen, das habe ich auch geschrieben, (lies bitte nochmal) kann man sich der Lösung nur nähern. Deshalb mein Verweis auf Peirce. Hier auch mein Kritikansatz, nicht jede Frage ist für eine Logikabfrage geeignet. Solange sich Unbekannte oder subjektive (eine Erschließung des Schmerzes durch Induktion z.B.) Elemente darin befinden, kommt man aus hypothetischen Betrachtungen nicht heraus. Durch Empirie lassen sich diese zumindest eingrenzen, (z.B. wie angeregt durch Reduktion auf eine bestimmte Gruppe)

Alle Äpfel in DIESEM Sack sind faul.
Dieser Apfel stammt aus diesem Sack.
Folglich ist er faul.

Die biographischen Ansätze der letzten Jahre, die ich gelesen habe, sind sich darüber einig, dass er aufgehört hat zu philosophieren - oder sich zumindest darum bemühte. Nun, das kann man natürlich auch nur vermuten, weil ja das Umfeld wenig philosophisch und damit nicht gerade aussagekräftig für diese Frage ist.

Biografen sind Erbsenzähler. Jeder der zu Denken imstande ist, wird die Mechanismen des Denkens kennen. Man schlägt sich mit Fragen oder Problemen herum und dann kommt irgendwann, oft unerwartet, eine Antwort. Oder was noch faszinierender ist, eine Reflexion, mit völlig neuem Inhalt! (!) Wer sich so intensiv mit etwas beschäftigt hat, kann nicht so einfach damit aufhören. Er kann eine Pause oder Auszeit nehmen, aber selbst in diesen sind die unbewußten Strukturen nicht untätig.

Zahlenmystik vorgeworfen

Dass Wittgenstein gerne gespielt hat, dürfte offensichtlich sein, etwa bei der Verschlüsselung seiner privaten Texte (die sog. „geheimen“ Tagebücher). Ich habe in Essen auch vor Jahren die Microfiches des Nachlasses einsehen dürfen und viel Spielerisches entdeckt, das in den Veröffentlichungen nicht gedruckt ist. Aber ich denke nicht, dass man ihm das vorwerfen muss. Es ist halt ein Ausdruck seiner Persönlichkeit.

Da hast du mich missverstanden, nicht ich werfe das W. vor, sondern dem W.-Experten E.-M. Lange wurde dies vorgeworfen, als er diese Strukturen entdeckte und versuchte einen durchgehenden Gedankengang zu identifizieren. Die Bezeichnung Tractatus, mit der es berühmt geworden ist, stammt übrigens aus der englischen Übersetzung. Im Original heißt es schlicht: Logisch-philosophische Abhandlung. Und das finde ich nun wieder bezeichnend.

Du meinst, jemand tut jemand anderem etwas Böses, um seine eigene Schadenfreude zu befriedigen? Und dieses „um zu“ soll das Motiv als eine Form des Grundes für die Handlung sein? Interessant - freilich teleologisch … ich denke mal darüber nach … Im Moment meine ich, dass diese Form des Grundes aus der analytischen Tradition herausfällt.

Das meinte ich eigentlich nicht, wäre aber ein weiteres Motiv. Aus der Literatur kennen wir viele entsprechende Adaptionen, ob es Goethes Mephistofeles ist, der stets das Böse will und stets das Gute schafft. Oder H. Hesse, der schreibt: „Aus Leiden kommt Kraft, aus Leiden kommt Gesundheit. Es sind immer die „gesunden“ Menschen, welche plötzlich umfallen und an einem Luftzug sterben. Es sind die, welche nicht leiden gelernt haben, Leiden macht zäh, Leiden stählt.“ Oder von den psychosomatischen Krankheiten wissen wir, daß in ihnen oft auch versteckte Botschaften enthalten sind, wie es uns besser gehen könnte. Die Kranheit selbst ist natürlich nicht angenehm, aber das, was sie damit (Motiv) erreichen will. Das ist durchaus teleologisch, interessierte verweise ich an die Arbeit von Prof. G. Bayer, Psychologieprofessor und Therapeutenausbilder in D und GB.

Im Moment meine ich, dass diese Form des Grundes aus der analytischen Tradition herausfällt.

Meine Rede, siehe oben.

Herzliche Grüße
Uwe

Hallo Uwe,

Zum einen ist Schmerz nichts böses …

das war doch nur ein Beispiel, ich wollte keine inhaltliche Verbindung ziehen.

mein Kritikansatz, nicht jede Frage ist für eine Logikabfrage
geeignet.

Vollig d’accord!

Alle Äpfel in DIESEM Sack sind faul.
Dieser Apfel stammt aus diesem Sack.
Folglich ist er faul.

Das ist deduktiv, ok, und damit sicher, aber darin scheint mir kein Problem zu stecken, wenn die Prämissen stimmen.

Problematisch ist doch nur die induktive Denkweise:
Dieser Apfel ist faul.
Dieser Apfel stammt aus diesem Sack.
Also sind alle Äpfel in diesem Sack faul.

Oder die abduktive Logik:
Alle Äpfel in diesem Sack sind faul.
Dieser Apfel ist faul.
Also stammt dieser Apfel aus diesem Sack.

Freilich - und das scheint mir die entscheidende Leistung von Peirce zu sein - sind Induktion und Abduktion trotz Unsicherheit wertvolle Instrumente des Denkens. Aber natürlich gehen sie über die formale Logik (Logistik) hinaus, das stimmt auch.

Biografen sind Erbsenzähler.

Ok, ok, ich fand die Interviews der Provinz-(Grund)Schüler Wittgensteins trotzdem interessant. :smile:

Wer sich so intensiv mit etwas beschäftigt hat, kann nicht so einfach
damit aufhören. Er kann eine Pause oder Auszeit nehmen, aber
selbst in diesen sind die unbewußten Strukturen nicht untätig.

Mehr als 10 Jahre Auszeit scheinen mir zumindest fraglich.

Die Bezeichnung Tractatus, mit der es berühmt geworden ist, stammt
übrigens aus der englischen Übersetzung. Im Original heißt es
schlicht: Logisch-philosophische Abhandlung.

Der Autor der englischen Bezeichnung war meines Erachtens Moore - und das scheint mir ein Licht auf die Wittgenstein-Interpretation der Analytischen Philosophie zu werfen, oder wird Moore nicht dazugerechnet?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

Problematisch ist doch nur die induktive Denkweise:

Dieser Apfel ist faul.
Dieser Apfel stammt aus diesem Sack.
Also sind alle Äpfel in diesem Sack faul.

Oder die abduktive Logik:

Alle Äpfel in diesem Sack sind faul.
Dieser Apfel ist faul.
Also stammt dieser Apfel aus diesem Sack.

Ganz genau hier liegt das Problem. Je mehr empirische Fakten wir aber besitzen, desto sicherer werden Ind. u. Abduk. Praktisches Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Hochrechnungen vor Wahlen und die anschließenden Wahlanalysen. Jeder kennt die erstaunliche Genauigkeit, mit der Prognosen und Hochrechnungen arbeiten. Und auch die anschließenden Analysen, wer wie gewählt hat. Auch abduktiv läßt sich ein Wähler eben einem bestimmten Sack zuordnen! Und ob er „faul“ ist :wink: In der Pharmacie finden sie Anwendung, bei der Risikoabschätzung, etwa der zu erwartenden Nebenwirkungen. In den statistischen Erfassungen z.B. in der Qualitätssicherung arbeitet man mit Indikatoren, anhand der ermittelten Werte, läßt sich per Wahrscheinlichkeitsrechung eine gewünschte Prozessfähigkeit, -genauigkeit erzielen. Beispielsweise bedeutet ein CPK-Wert (Messtechnik) von 1,33 eine Sicherheit, daß 99,78% der produzierten Teile innerhalb der gewünschten Spezifikation liegen. Will man 100% Genauigkeit, muß man sich lediglich noch um die überschaubaren konträren Reste kümmern. Hat man auch diese identifiziert kann man bei Theorien etwa, zum Thema Verifizierung übergehen.Und die synthetische Abduktion in eine analytische Deduktion transformieren. Sofern das Sinn macht oder möglich ist.

Mehr als 10 Jahre Auszeit scheinen mir zumindest fraglich.

Ich selbst hatte 15 Jahre Auszeit, jedenfalls habe ich so getan. Allerdings will ich jetzt keine Analogie zu Wittgenstein herstellen! Ein Fremdeinmischen ist halt oft störend. Diese Diskussion hatten wir wohl schon! :wink: Wer aber glaubt wirklich, daß ein so genialer Kopf wie der Wittgensteins, sich mit Grundschulproblemen zufrieden gibt?

-)

Hunc mundum tipice laberinthus denotat ille, intranti largus, redeunti sed nimis artus! *fg*

Der Autor der englischen Bezeichnung war meines Erachtens Moore - und das scheint mir ein Licht auf die Wittgenstein-Interpretation der Analytischen Philosophie zu werfen, oder wird Moore nicht dazugerechnet?

Doch genau von diesem stammt der Vorschlag die lateinische Fassung zu verwenden. Die deutsche Erstausgabe, im letzten Band der Annalen der Naturph., herausgegeben von W. Ostwald hat W. ja als Raubkopie bezeichnet und abgelehnt. Die englische Übersetzung, unter Tractatus wurde nur dadurch klassisch, weil viele Vertreter des Logischen Empirismus, von Nazideutschland, ins englischsprachige Exil getrieben wurden.

Herzliche Grüße

Uwe

Tractatus
Hallo Uwe,

Ganz genau hier liegt das Problem. Je mehr empirische Fakten
wir aber besitzen, desto sicherer werden Ind. u. Abduk.

Ok. Und das Beispiel der Statistik stimmt auch.

Hunc mundum tipice laberinthus denotat ille, intranti largus,
redeunti sed nimis artus! *fg*

Das macht das ganze ja erst so spannend, interessant und auch wichtig, obgleich ich auch Menschen kenne, die umgekehrt „voegegangen“ und freilich dann daran gescheitert sind. :smile: Naja, vielleicht hat ja auch jeder so seine eigene Methode … (obgleich ich schon deiner Meinung bin!).

Die deutsche Erstausgabe, im letzten
Band der Annalen der Naturph., herausgegeben von W. Ostwald
hat W. ja als Raubkopie bezeichnet und abgelehnt. Die
englische Übersetzung, unter Tractatus wurde nur dadurch
klassisch, weil viele Vertreter des Logischen Empirismus, von
Nazideutschland, ins englischsprachige Exil getrieben wurden.

Hier möchte ich ein paar Gedanken einwenden, wenn du erlaubst. Die Ostwald-Ausgabe hatte ich vor Jahren einmal verglichen mit der üblichen Veröffentlichung und mir die Äußerung Wittgensteins nicht richtig erklären können. Nun ist ja inzwischen die kritische Ausgabe der LPA bzw. des TLP erschienen (stw 1353, hg. v. Brian McGuinnes und Joachim Schulte). Und hier finden sich im Paralleltext zu der 33er (nach der Meinung der Herausgeber von Wittgenstein letztlich intendierten) Normalausgabe die inhaltlich relevanten Abweichungen der anderen Ausgaben.

In diesem Paralleltext taucht die Ostwald-Ausgabe nicht ein einziges Mal mit einer relevanten Abweichung auf. Das Vorwort der Ausgabe erklärt dazu:

„Diese Ausgabe erschien 1922 ohne Wittgensteins Mitarbeit im letzten Band von Wilhelm Ostwalds Annalen der Naturphilosophie. Der Druck entsprach in vieler Hinsicht nicht Wittgensteins Vorstellungen: Die logischen Symbole werden genau nach der Maschinenschrift kopiert - d. h. anstelle von „[Schlangenlinie, kann ich hier nicht darstellen. TM]“ etwa wird „/“ verwendet u. dgl. mehr. Außerdem finden sich Fragezeichen, die Russell als Hinweis auf einige Zweifel vorgetragen hatte, und an wenigstens einer Stelle wird anstelle des eigentlichen Texts nur ein Verweis auf seinen Fundort gedruckt.“ (S. VIII, Anm. 2)

Diese Änderungen sind natürlich nicht hinnehmbar, aber sie scheinen inhaltlich nicht so bedeutend zu sein, dass man sie in die kritische Ausgabe übernommen hat (da ich den Ostwaldtext nicht mehr besitze, kann ich es selbst nicht überprüfen). Es scheint also nicht unbedingt so zu sein, dass die Auswanderung ursächlich für eine Verfremdung des Textes steht (wenn du etwa an Weismann denkst, dann kann man sogar von Glück sagen, meine ich, dass der es nicht in die Hände gekriegt hat - womit ich natürlich nicht seine Vertreibung rechtfertigen will). Die kritische Ausgabe berücksichtigt übrigens alle Fassungen, auch die Typoskripte und Vorstufen.

Was denkst du dazu?

Herzliche Grüße

Thomas

Hallo Thomas!

Hier möchte ich ein paar Gedanken einwenden, wenn du erlaubst.

Gern!

Die Ostwald-Ausgabe hatte ich vor Jahren einmal verglichen mit
der üblichen Veröffentlichung und mir die Äußerung
Wittgensteins nicht richtig erklären können.

Was mir am seltsamsten erschien, war der Begriff „Raubdruck“, denn ein Raubdruck ist ja inhaltlich unverändert nur eben geklaut.
Aber W. hat die Sprache gern etwas eigenwillig verwendet.

In diesem Paralleltext taucht die Ostwald-Ausgabe nicht ein
einziges Mal mit einer relevanten Abweichung auf. Das Vorwort
der Ausgabe erklärt dazu:

*ggg* Grad dieses Vorwort, wollte ich dir vorschlagen! Was noch über die Enstehung und Veröffentlichung der LPA interessant wäre, steht in von Wrights „Wittgenstein“, erschienen im Suhrkamp, 82, 77-116. Üb. von J. Schulte. Leider habe ich es nicht zur Hand, könntest du vielleicht diese Passage irgendwie beschaffen? Wäre klasse!

Diese Änderungen sind natürlich nicht hinnehmbar, aber sie
scheinen inhaltlich nicht so bedeutend zu sein, dass man sie
in die kritische Ausgabe übernommen hat (da ich den
Ostwaldtext nicht mehr besitze, kann ich es selbst nicht
überprüfen). Es scheint also nicht unbedingt so zu sein, dass
die Auswanderung ursächlich für eine Verfremdung des Textes
steht (wenn du etwa an Weismann denkst, dann kann man sogar
von Glück sagen, meine ich, dass der es nicht in die Hände
gekriegt hat - womit ich natürlich nicht seine Vertreibung
rechtfertigen will). .

Ich nehme an, du meinst F. Waismann,( Wittgenstein und der Wiener Kreis, stammt von ihm). Nicht nur er, auch seine Kollegen, wie Schlick, Carnap, Bergman, Hahn etc. haben m.E. Wittgenstein nicht richtig verstanden. W. ging es nicht um eine Kritik an der Metaphysik, sondern um etwas ganz anderes, um Ethik! Mit dieser Ansicht stehe ich denke ich, auch nicht allein da. In einem Brief hat er selbst das auch bestätigt. Wenn du willst kann ich meine Ansicht dazu einmal explizieren. Aber der Wichtigkeit (für mich) entsprechend, will ich das nicht so aus dem Bauch herauslassen. Brauche also etwas Zeit, auch könnte ich dir dann meine Ansichten zu den 2 „verschiedenen“ Philosophien Ws. und ihren „Widersprüchen“ darlegen. Interessanterweise habe ich gerade Hegels Abhandlung über die Differenz von Fichtes und Schellings Systemen, (bes. den Absatz: Postulate der Vernunft) gelesen. Manchmal fügen sich die Dinge. Und man findet eigene Betrachtungen analog bei anderen wieder.

Aber so langsam wird das off topic.

Herzliche Grüße
Uwe

Wittgenstein I und II
Hallo Uwe,

Wrights „Wittgenstein“, erschienen im Suhrkamp, 82, 77-116.

hab ich im Regal bzw. auf dem Fußboden davor irgendwo liegen (Suche dauert etwa 10 Minuten, mach ich aber nur, wenn es nötig ist, weil sowas auch schon mal 20 Minuten dauern kann, naja, manchmal auch nur 2 Minuten). Meinst du etwas Bestimmtes daraus?

Ich nehme an, du meinst F. Waismann,

Ganz genau, in der Eile falsch geschrieben …

Nicht nur er, auch seine
Kollegen, wie Schlick, Carnap, Bergman, Hahn etc. haben m.E.
Wittgenstein nicht richtig verstanden. W. ging es nicht um
eine Kritik an der Metaphysik, sondern um etwas ganz anderes,
um Ethik! Mit dieser Ansicht stehe ich denke ich, auch nicht
allein da.

Nein, wirklich nicht, du rennst mit dieser Aussage bei mir offene Türen ein. Die außer W. genannten Personen sind alles Weicheier :smile: . (Carnap nehme ich ein ganz kleines Bisschen von dieser Bezeichnung aus).

In einem Brief hat er selbst das auch bestätigt.
Wenn du willst kann ich meine Ansicht dazu einmal explizieren.

Ich denke, dass ich in den meisten Punkten mit dir übereinstimme diesbezüglich. Wenn du über meine Wittgensteinkenntnisse hinaus interessante Ansätze vertreten möchtest, die man nicht schon an diversen Stellen gelesen hat, dann reizt mich das natürlich.

auch könnte ich dir dann meine Ansichten zu den 2
„verschiedenen“ Philosophien Ws. und ihren „Widersprüchen“
darlegen.

Das finde ich interessant, denn man muss die Literatur, die sich damit gegenwärtig beschäftigt schon wirklich suchen. Zwar gibt es ältere Literatur dazu, aber heute scheint es nur die zwei Fraktionen zu geben, von denen sich die eine mit W I, die andere mit W II beschäftigt - und in beiden Fraktionen finden sich sowohl Vertreter der These von der einen Philosophie und solche der These von den zwei Philosophien. Schulte scheint eine Ausnahme zu sein, aber seine Aufsätze scheinen mir keine wirklich eigenständigen Forschungsbeiträge zu sein, obwohl sie als exegetische Arbeiten natürlich exzellent sind.

Interessanterweise habe ich gerade Hegels Abhandlung
über die Differenz von Fichtes und Schellings Systemen, (bes.
den Absatz: Postulate der Vernunft) gelesen. Manchmal fügen
sich die Dinge. Und man findet eigene Betrachtungen analog bei
anderen wieder.

Auch etwas zum Berichten, oder?

Aber so langsam wird das off topic.

Nein, das meine ich nicht, weil die Frage nach dem Bösen ja nur der Aufhänger für breite methodologische Überlegungen war.

Herzliche Grüße

Thomas

Menschen ändern sich

W. ging es nicht um
eine Kritik an der Metaphysik, sondern um etwas ganz anderes,
um Ethik! Mit dieser Ansicht stehe ich denke ich, auch nicht
allein da.

Nein, wirklich nicht, du rennst mit dieser Aussage bei mir
offene Türen ein. Die außer W. genannten Personen sind alles
Weicheier :smile: . (Carnap nehme ich ein ganz kleines Bisschen
von dieser Bezeichnung aus).

Man könnte vielleicht etwas frech sagen, W hat den Tractatus geschrieben um mit der Ethik Schluss zu machen, die Philosophischen Untersuchungen hat der dann geschrieben, weil ihm so viel an der Ethik gelegen hat :wink:

auch könnte ich dir dann meine Ansichten zu den 2
„verschiedenen“ Philosophien Ws. und ihren „Widersprüchen“
darlegen.

Das macht doch garnichts, wenn ein Philosoph zwei Inkompatible Theorien vorlegt. Was die Nachwelt damit macht ist eigentlich erst schlimm. In mehreren Arbeiten, die ich vom Tractatus ausgehend geschrieben habe, wurde mir von einigen Dozenten entgegen gebracht, dass meine Ansichten falsch sein müssen, denn W hatte diesen Standpunkt ja selbst verworfen. Das W seine Eigene Theorie verwirft ist ja kein Grund für die völlige Falschheit dieser Theorie. Das jemand eine Theorie verwirft ist niemals der Grund für die Falschheit dieser Theorie. Maximal ist es der fall dass der Grund für die Falschheit einer Theorie der selbe Grund ist aus dem jemand eine Theorie verwirft. Meistens werden Theorien aber ohne besondere Gründe verworfen.

Das finde ich interessant, denn man muss die Literatur, die
sich damit gegenwärtig beschäftigt schon wirklich suchen. Zwar
gibt es ältere Literatur dazu, aber heute scheint es nur die
zwei Fraktionen zu geben, von denen sich die eine mit W I, die
andere mit W II beschäftigt - und in beiden Fraktionen finden
sich sowohl Vertreter der These von der einen Philosophie und
solche der These von den zwei Philosophien. Schulte scheint
eine Ausnahme zu sein, aber seine Aufsätze scheinen mir keine
wirklich eigenständigen Forschungsbeiträge zu sein, obwohl sie
als exegetische Arbeiten natürlich exzellent sind.

Theorien sind Mengen von wahren und falschen Sätzen, wenn das Spätwerk Sätze enthält die sich konsistent mit dem Frühwerk verhalten, kann man sich in einer Theorie die diese Sätze gebraucht auf beides Beziehen, in anderen fällen nur auf eines aoder. Was ich sagen will, ist dass es eigentlich sogar uninteressant ist ob W zwei oder ein Philosoph ist. In den Werken steht, was in den Werken steht, wir könnten die Werke heutzutage genauso gut verstehen, selbst wenn wir nicht mehr wissen wer sie überhaupt verfasst hat. Ich bahaupte das es einer Theorie egal ist, wer sie verfasst hat.
Was folgt daraus, dass der Bruder des Verfassers einer Theorie nur einen Arm hatte für die Theorie? Nichts. Interessant wird der Verfasser nur bei der Rekonstruktion der Philosophiegeschichte, der Philosophie selbst ist es gleichgültig. Denn ich bezweifle das die Geschichtsschreibung der Philosophie ihr wissenschaftlicher Gegenstand ist.

Offtopic

Nein, das meine ich nicht, weil die Frage nach dem Bösen ja
nur der Aufhänger für breite methodologische Überlegungen war.

Allerdings, ich finde es auch nicht Off Topic, es ging mir ja garnicht um das Böse sondern um den zweiten Satz des Arguments, wodurch Grundlose Plage böse [nicht das Böse! und schon garnicht das Böse an sich!] ist. Und damit der satz vom Zureichendem Grund ein satz der Ethik wird, weil er wenn er wahr ist, falls Satz zwei des Arguments es auch ist, es nichts böses Gäbe, denn da alles mit Grund geschieht, gibt es keine Grundlose Plage, damit auch nichts Böses.
Also argumentiert so spannend weiter, da die methodologischen Grundlagen auf dem Tisch liegen. Ich denke das asu meinem Post eigentlich klar hervorging, dass mich die logik des Arguments nicht, das Böse interessiert. Eben wegen des Satzes vom Zurreichenden Grund. Weil Thomas Miller mal nach Beispielen zur Logik gefragt hatte, wo er den Satz vom Grund, als einen Satz der Logik deklariert hat. Womit ihm Leibniz Recht gegeben hätte. [@Thomas Miller: Kleine Nebenfrage. Was hältst du von Leibniz Gottesbeweis?]

Viele Grüße
Martin

Gottesbeweise
Hallo Martin,

Man könnte vielleicht etwas frech sagen, W hat den Tractatus
geschrieben um mit der Ethik Schluss zu machen, die
Philosophischen Untersuchungen hat der dann geschrieben, weil
ihm so viel an der Ethik gelegen hat :wink:

er wollte keineswegs die Ethik beseitigen („Schluss machen mit ihr“), sondern er wollte zeigen, dass die Ethik mit den Mitteln der Logik nicht erforschbar ist. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Wittgenstein hat ja unter dem seiner Meinung nach endgültigen Ergebnis der LPA ziemlich gelitten.

Das macht doch garnichts, wenn ein Philosoph zwei Inkompatible
Theorien vorlegt.

Das ist einerseits richtig, andererseits aber ist schon interessant, wo genau der Bruch stattgefunden hat.

In mehreren Arbeiten, die ich vom Tractatus
ausgehend geschrieben habe, wurde mir von einigen Dozenten
entgegen gebracht, dass meine Ansichten falsch sein müssen,
denn W hatte diesen Standpunkt ja selbst verworfen.

Vielleicht wollten sie dich nur testen :smile: , aber ich kann mir schon vorstellen, dass es solche Dozenten gibt, die das wirklich meinen (dann sollte man schnell den Dozenten wechseln).

Meistens werden Theorien aber ohne besondere Gründe verworfen.

Das denke ich nicht. Meinst du vielleicht die Paradigmenwechsel? Das ist aber ein Spezialproblem.

Interessant wird der Verfasser nur bei der Rekonstruktion der
Philosophiegeschichte, der Philosophie selbst ist es
gleichgültig. Denn ich bezweifle das die Geschichtsschreibung
der Philosophie ihr wissenschaftlicher Gegenstand ist.

Das stimmt auch, allerdings ist die Kenntnis der Philosophiegeschichte schon hilfreich.

[@Thomas Miller: Kleine Nebenfrage. Was hältst du von
Leibniz Gottesbeweis?]

Nichts. Ich halte alle Gottesbeweise nicht nur für falsch, sondern für obsolet.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

Wrights „Wittgenstein“, erschienen im Suhrkamp, 82, 77-116.

hab ich im Regal bzw. auf dem Fußboden davor irgendwo liegen
(Suche dauert etwa 10 Minuten, mach ich aber nur, wenn es
nötig ist, weil sowas auch schon mal 20 Minuten dauern kann,
naja, manchmal auch nur 2 Minuten). Meinst du etwas Bestimmtes
daraus?

Ja, steht oben; 77-116. Ob es allerdings nötig ist? Es hätte mich nur interessiert.

(Carnap nehme ich ein ganz kleines Bisschen
von dieser Bezeichnung aus).

Ja, vor allem sein späteres Werk, er gehört dieser Spezies an, die ihre Fehler (z.B. betr. der Syntax) auch selbst gemerkt und eingestanden hat. Fehler sind menschlich und i.O. Nur wenn Narzissmus den Vorrang hat nervt es.

Ich denke, dass ich in den meisten Punkten mit dir
übereinstimme diesbezüglich. Wenn du über meine
Wittgensteinkenntnisse hinaus interessante Ansätze vertreten
möchtest, die man nicht schon an diversen Stellen gelesen hat,
dann reizt mich das natürlich.

Du hast natürlich recht, das kleine Einmaleins oder das ABC brauchen wir uns nicht vorsagen. Meine Intention zielt éigentlich immer in Richtung der Gesamtheit des Forums, da bin ich immer etwas unsicher. Natürlich weiß ich aber, wen ich vor mir habe. Papageienphilosophie pflege ich nicht, ebensowenig arbeite ich so, mein Bestreben ist immer in Richtung Innovation ausgelegt, auch wenns manchmal scheitert. Das ist aber auch nicht wirklich das Problem. Zum Schluß zählen die Erfolge.

Auch etwas zum Berichten, oder?

Ja, wenns thematisch paßt.

Herzliche Grüße

Uwe

Meistens werden Theorien aber ohne besondere Gründe verworfen.

Das denke ich nicht. Meinst du vielleicht die
Paradigmenwechsel? Das ist aber ein Spezialproblem.

.

Nichts. Ich halte alle Gottesbeweise nicht nur für falsch,
sondern für obsolet.

Entschuldige wenn ich etwas schnippisch schreibe, aber du hast gerade die Gottesbeweise ohne einen besonderen Grund verworfen :wink:

Wenn der satz vom Zureichenden Grund ein Satz der Logik wäre, dann müßte a priori wahr sein. So wie es z.B. Standartaxiomatik von AL der Modus Ponens oder das tertium-non-datur ist. Wenn Man Gott definiert als den ersten Grund, dann müßte es Gott geben, und zwar a priori. Nicht das ich glaube dieser Gottesbeweis ginge durch, denn ich bestreite die Allgemeingültigkeit des satzes vom Zurechenden Grund, ich wüßte nur gern, warum du diesen Gottesbeweis ablehnst und ob du dennoch an den satz vom Grund glaubst und wie das beides miteinander kompatibel sein soll?

Viele Grüße
Martin Lemke

Hallo Martin!

Das macht doch garnichts, wenn ein Philosoph zwei Inkompatible Theorien vorlegt. Was die Nachwelt damit macht ist eigentlich erst schlimm. In mehreren Arbeiten, die ich vom Tractatus ausgehend geschrieben habe, wurde mir:von einigen Dozenten entgegen gebracht, dass meine Ansichten falsch sein müssen, denn W hatte diesen Standpunkt ja selbst verworfen. Das W seine Eigene Theorie verwirft ist ja kein Grund für die völlige Falschheit dieser Theorie. Das jemand eine Theorie verwirft ist niemals der Grund für die Falschheit dieser Theorie. Maximal ist es der fall dass der Grund für die Falschheit einer Theorie der selbe Grund ist aus dem jemand eine Theorie verwirft. Meistens werden Theorien aber ohne besondere Gründe verworfen.

Ohne Gründe hat W. sie sicherlich nicht verworfen, aber ich stimme dir darin zu, daß das nicht automatisch die Falschheit ihres Inhaltes beweist. W. könnte sie verworfen haben, weil sie nicht kongruent mit seiner Intention war. Vielleicht könnte das dein kluger Dozent einmal explizieren weshalb er sie verworfen hat, wäre auch für mich interessant, vielleicht könntest dann du im Umkehrschluss, seine Inkompetenz nachweisen.

Allerdings, ich finde es auch nicht Off Topic, es ging mir ja garnicht um das Böse sondern um den zweiten Satz des Arguments, wodurch Grundlose Plage böse [nicht das Böse! und schon garnicht das Böse an sich!] ist.

Das war schon klar, du hast das ja auch noch ausdrücklich geschrieben, dass du die Logiker wecken wolltest, und das ist dir ja nun auch gelungen. Ich hoffe doch, meinen Kritikansatz deutlich gemacht zu haben. Eine Frage kann nur dann im logischen Sinn erfolgversprechend sein, wenn sie entsprechend gestellt wird. Prüfe die Vorraussetzungen, sagte schon der alte Sokrates. Du würdest auch nicht eine mathematische Gleichung mittels des Alphabets zu lösen versuchen, wenn keine Zuordnung zwischen Zahlen und Buchstaben vorhanden wäre und selbst wenn, dann wäre es unnötig komplizierend. Ich hoffe du bist mir nicht böse(!*g*,) wenn meine Worte etwas schroffer als gewollt ausgefallen sind. Off topic fand ich die Richtung, die dieser thread genommen hat. Von methodischen Grundlagen zur Ethik, wo wir gelandet sind, genau eben W.s Weg. Und dann hatte ich ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil ich bisweilen ein einnehmendes Wesen habe.

Weil Thomas Miller mal nach Beispielen zur Logik gefragt hatte, wo er den Satz vom Grund, als einen Satz der Logik deklariert hat. Womit ihm Leibniz Recht gegeben hätte. [@Thomas Miller: Kleine Nebenfrage. Was hältst du von Leibniz Gottesbeweis?]

Aber boß weil Leibniz mit seinem Gottesbeweis, jedenfalls für unsere Zeit, wie sagte Thomas treffend, obsolet wirkt, wirst du hoffentlich nicht sein gesamtes Werk als obsolet ableiten? :wink:)

Viele Grüße

Uwe

Hallo martin, ich möchte hier einfach nur Deinen Werkbegriff stark machen. So ist es. Wittgensteins Entwicklung kann qua Entwicklung noch kein Argument sein gegen sein Frühwerk. Sondern es wäre darzutun, ob das - ab und an nimmt er ja Bezug auf sein Frühwerk in seinen späteren Schriften -, was er später geschrieben hat, vernünftigen Überlegungen entspricht. mehr nicht.

das „Argument“ der-frühe-W-KANN-nicht-stimmen-denn-er-hat-sich-ja-später-selbst-revidiert ist genau so klug (ließ:dumm), wie das Argument Philosoph-y-hat-Unrecht-in-seinem-mit-35-Jahren-geschriebenen-Wer-denn-mit-45-starb-er-an-Alzheimer.

naja, ich antworte mal „für“ Thomas (der schon für sich selber sorgen wird, wie die Philosophie :wink:)

Man kann das kausalitätsprinzip schon ohne Gott akzeptieren. Streng genommen MUß man es sogar. Denn es muß nach ihm immer noch - platt gesagt - ´ne Ursache für die Ursache geben, immer so weiter. Alles, was man akzeptieren müßte, wäre unendliche zeit (nach unserem Alltagsbegriff von Zeit). Die Phil./theologischen Spekulationen über einen primum movens immotum (ersten unbewegten Beweger) kommen mir jedenfalls als Krücke vor.

Zu intensionale Semantik/Modallogik: Nimm mal nur R2 aus dem System M (noch ohne jede Erweiterung): Ableitung auf A lasse den Schluß zu auf Ableitung Notwendig A! Man kann das motivieren, man kann das plausibel machen…aber es ist eine bereits ziemlich heftige Annahme. Um mal (wie angedroht!:wink:) im informellen zu verbleiben: Aus hartmut ist verheiratet, kein verheirateter ist Jungeselle und nur Junggesellen können frei saufen folgt in der Tat, dass hartmut nicht frei saufen kann. Aber ist das auch notwendig so (kicherkicher…)? Wo ist diese Notwendigkeit zu verorten?

Kripckes Beweis der Vollständigkeit ist indess schon eine recht starkes Argument, das ist einzuräumen.

liebe Grüße

hartmut

Modallogik
In einer Welt W ist es Notwendig, dass p gdw. p in allen von W aus zugänglichen Welten der fall ist. Dein Schluss sieht formalisiert so aus:
S := (x).( (((V(x)->~J(x)) & (y).(~J(y)->~S(y))) & ~(h).~(V(h))) -> ~S(h))

[Ich hoffe mal ich habe keinen Klammerfehler gemacht, habe schon dran gedacht alles polnisch zu notieren, wußte aber nicht wer das lesen kann kann]

Nennen wir die logischen Axiome die zur Allgemeingültigkeit von S führen gelten in allen von W aus zugänglichen Welten, dann wäre S in allen diesen Welten wahr, damit wäre es Notwendig, dass S wahr ist. Genau das behauptet die NEC Regel, des Herleitungskalküls der Modallogik:

NEC: Wenn du A in Zeile n hergeleitet hast, dann darfst du in zeile n+x mit (x>0) schreiben L(A) [Es ist Notwendig, dass A].

Wenn man A hergeleitet hat, dann ist A allgmeingültig, aus der Allgemeingültigkeit von A folgt dass es Notwendig ist, dass A, d.h. dass A in allen zugänglichen Welten allgmeingültig ist. Nehmen wir an A wäre die Standartaxiomatik der Aussagenlogik nach Kutschera oder Russel. Dann wäres diese Axiome da herleitbar, denn die Modallogik enthält die Aussagenlogik, in allen Möglichen Welten allgmeingültig, genau dass halte ich für eine wirklich heftige Annahme. Die NEC-Regel sagt nichts weiter, dass wenn eine Welt von W aus zugänglich ist in ihr die selben logischen Gesetze wie in W gelten. In allen Möglichen Welten sollen also die selben Logschen Gesetze gelten.

Nehmen wir folgenden Satz: p := „Es ist möglich, dass es Leben ausserhalb des Sonnensystems gibt.“
P ist wahr gdw. es eine zugängliche Welt gibt in der Es Leben ausserhalb des Sonnensystems gibt. Da P nun wahr ist, muss es eine zugängliche Welt mit Leben ausserhalbd es Sonnensystems geben. Diese Welt kann (a) die Wirkliche Welt sein oder (b) eine mögliche falls es kein leben ausserhalb des Sonnensystems gibt. Sei (b) der Fall
Jetzt könnte aber in der Welt mit Leben ausserhalb des Sonnensystems der eine oder andere satz weder wahr noch falsch sein, es ist also eine Welt mit intuitionistischer Logik, die Standartaussagenlogik gilt dort nicht. Ausserdem gilt die Satndartaussagenloguik in der Wirklichkeit. D.h. wir haben eine zugängliche Welt mit anderen logischen Gesetzen als die Wirklichkeit, das widerspricht aber der NEC-Regel. Die NEC-regel ist also eine metaphysische Annahme un keine unschuldige logische Regel.

Viele Grüße

Hallo Martin,

ich habe gerade entdeckt, dass ich dir noch nicht geantwortet habe. Bitte entschuldige das!

Wenn der satz vom Zureichenden Grund ein Satz der Logik wäre,
dann müßte a priori wahr sein. So wie es z.B.
Standartaxiomatik von AL der Modus Ponens oder das
tertium-non-datur ist. Wenn Man Gott definiert als den ersten
Grund, dann müßte es Gott geben, und zwar a priori. Nicht das
ich glaube dieser Gottesbeweis ginge durch, denn ich bestreite
die Allgemeingültigkeit des satzes vom Zurechenden Grund, ich
wüßte nur gern, warum du diesen Gottesbeweis ablehnst und ob
du dennoch an den satz vom Grund glaubst und wie das beides
miteinander kompatibel sein soll?

aus meiner Sicht ist der Satz vom zureichenden Grund logisch, gerade weil er a priori wahr ist, nur ist damit, dass er apriori wahr ist, noch nicht gesagt, dass er aposteriori auch wahr ist - denn apriorische Formen sind in einem anderen Sinne wahr als aposteriorische. Wir könnten apriorische Formen auch Muster nennen, die die interne Richtigkeit zeigen. Damit müssen sie nicht aposteriori wahr sein, denn es könnten „Fakten“ oder „Phänomene“ auftreten, die wir mit ihnen nicht erklären können. Wir wären aber trotzdem überzeugt, dass die Muster richtig sind und nicht die Fakten, weil die Muster die Form unseres Denkens sind. Wären sie falsch, müsste man anders als denkend denken können, und das zu denken, fällt uns recht schwer. Wir lehnen die Konstruktion eines perpetuum mobile ab, indem wir den Satz vom zureichenden Grund anführen. Diese Ablehnung aber ist Metaphysik, nicht der Satz selbst. Denn innerhalb unseres Denkens ist es richtig, so zu denken, aber ob es objektiv endgültig wahr ist, entzieht sich genau genommen unserer Kenntnis, denn die Annahme des SvG funktioniert auf der Basis von Induktion (Achtung: Nur die Annahme, nicht die Geltung!).

Gottesbeweise sind also intern richtig; ob sie aber auf etwas Wahres treffen, wissen wir nicht und können wir nicht wissen, weil die einzige Möglichkeit, über die „Wirklichkeit“ qua „Realität“ etwas zu sagen, das Experiment, am Gottesbegriff grundsätzlich scheitert. Deshalb sind Gottesbeweise meines Erachtens obsolet.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

In einer Welt W ist es Notwendig, dass p gdw. p in allen von W
aus zugänglichen Welten der fall ist. Dein Schluss sieht
formalisiert so aus:
S := (x).( (((V(x)->~J(x)) & (y).(~J(y)->~S(y))) &
~(h).~(V(h))) -> ~S(h))

[Ich hoffe mal ich habe keinen Klammerfehler gemacht, habe
schon dran gedacht alles polnisch zu notieren, wußte aber
nicht wer das lesen kann kann]

Nennen wir die logischen Axiome die zur Allgemeingültigkeit
von S führen gelten in allen von W aus zugänglichen Welten,
dann wäre S in allen diesen Welten wahr, damit wäre es
Notwendig, dass S wahr ist. Genau das behauptet die NEC Regel,
des Herleitungskalküls der Modallogik:

NEC: Wenn du A in Zeile n hergeleitet hast, dann darfst du in
zeile n+x mit (x>0) schreiben L(A) [Es ist Notwendig, dass
A].

Wenn man A hergeleitet hat, dann ist A allgmeingültig, aus der
Allgemeingültigkeit von A folgt dass es Notwendig ist, dass A,
d.h. dass A in allen zugänglichen Welten allgmeingültig ist.
Nehmen wir an A wäre die Standartaxiomatik der Aussagenlogik
nach Kutschera oder Russel. Dann wäres diese Axiome da
herleitbar, denn die Modallogik enthält die Aussagenlogik, in
allen Möglichen Welten allgmeingültig, genau dass halte ich
für eine wirklich heftige Annahme. Die NEC-Regel sagt nichts
weiter, dass wenn eine Welt von W aus zugänglich ist in ihr
die selben logischen Gesetze wie in W gelten. In allen
Möglichen Welten sollen also die selben Logschen Gesetze
gelten.

Nehmen wir folgenden Satz: p := „Es ist möglich, dass es Leben
ausserhalb des Sonnensystems gibt.“
P ist wahr gdw. es eine zugängliche Welt gibt in der Es Leben
ausserhalb des Sonnensystems gibt. Da P nun wahr ist, muss es
eine zugängliche Welt mit Leben ausserhalbd es Sonnensystems
geben. Diese Welt kann (a) die Wirkliche Welt sein oder (b)
eine mögliche falls es kein leben ausserhalb des Sonnensystems
gibt. Sei (b) der Fall
Jetzt könnte aber in der Welt mit Leben ausserhalb des
Sonnensystems der eine oder andere satz weder wahr noch falsch
sein, es ist also eine Welt mit intuitionistischer Logik, die
Standartaussagenlogik gilt dort nicht. Ausserdem gilt die
Satndartaussagenloguik in der Wirklichkeit. D.h. wir haben
eine zugängliche Welt mit anderen logischen Gesetzen als die
Wirklichkeit, das widerspricht aber der NEC-Regel.

Danke schön. Polnische Notation hätte ich mühselig ausklamüsern müssen :wink:

QED:

Die

NEC-regel ist also eine metaphysische Annahme un keine
unschuldige logische Regel.

Eben.

Viele Grüße

auch viele Grüße

Hartmut