Gibt es ein Hörgerät zum an das Ohr halten?

Hallo liebe Gemeinde.

Zu meinem oder besser dem Problem meiner Mutter:

Meine Mutter (75) ist seit ihrem Kindesalter auf dem linken Ohr durch eine Gürtelrose taub. Ihr Hörvermögen hat in den letzten Jahren auf dem rechten Ohr leider auch sehr stark nachgelassen. Das heißt, dass sie sehr viel von den Lippen des Gegenübers abliest. Im Moment ist das durch den Mund/Nasenschutz nicht möglich, und dadurch hat sie verständlicherweise sehr große Kommunikationsschwierigkeiten.

In den letzten Jahren wurden ihr durch einen Hörakustiker fünf oder sechs verschiedene Hörgeräte zur Probe überlassen, von denen sie alle ablehnte, da sie durch die „Mehrgeräusche“ noch weniger verstand.

Bald möchte sie auf ein mehrtägiges Seminar wegen ihrer Diabetes, und hat Bedenken nicht alles mitzubekommen.

Nun zu meiner Idee oder Frage an Euch: am Telefon kann ich super mit Ihr sprechen und sie versteht alles gut. Gibt es ein Gerät, welches man sich ans Ohr hält wie einen Telefonhörer und das lediglich die Sprachfrequenzen verstärkt?

Wäre für eure Hilfe sehr dankbar.

Frank

Das nutzt nichts, weil der Vorteil vom Telefon nicht der Hörer, sondern das Mikrofon am anderen Ende ist.

Genau das ist es übrigens, was ein gut eingestelltes, gutes Hörgerät leistet: die Sprache des Gegenüber aus dem ganzen Umgebungslärm herausfiltern. Deshalb: nochmal einen neuen Anlauf mit dem Hörgeräteakustiker und diesmal durchhalten bis zum Erfolg.

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Was sie für das Seminar bräuchte wäre ein System mit Mikrofon (headset?) welches nah am Sprecher steht drahtlos verbunden mit einen Gerät, das das Gesprochene in einen guten Kopfhörer leitet. Geht nur, wenn nur ein Specher spricht, keine Diskussionen wichtig sind.
Karl

Durch EINEN? Ich würde mal den Akustiker wechseln. Das Problem der Mehrgeräusche ist kein Spezialproblem deiner Mutter, sondern wohl eines der gängigsten Probleme bei Hörgeräten überhaupt. Dazu fallen mir als „Begleiter“ diverser Hörgeräteträger vor allem zwei Problembereich ein.

Einerseits ist bei einem Hörgerät die Anpassung eigentlich wichtiger als das Gerät selbst. Will heißen: Es nutzt nichts, „in Polen“ ein top Gerät billig zu schießen, sondern die Anpassung durch den Akustiker ist die eigentlich wichtige Leistung. Dazu braucht man aber auch einen Akustiker, der das gut macht.

Andererseits gibt es allerdings noch ein grundsätzliches Problem, das im Träger liegt. Wenn man ein solches Gerät zu spät anschafft, hat sich der Träger schon daran gewöhnt, eingeschränkt zu hören. Wenn nun die Hörleistung verbessert wird, dann bekommt man plötzlich wieder viel mehr mit und das nervt. Früher war besser. War ruhiger :wink: *

Das Problem der Mehrgeräusche kann eines sein, das an einer falschen Einstellung liegt und dann kann man rumprobieren unter Anleitung eines guten Akustikers. Es kann aber auch nur ein Gewöhnungseffekt sein und dann muss sie da eine Zeitlang durch. Mit dem Verständnis, warum jemand da durch muss, kann das klappen. Kann aber auch sein, dass nicht. Ich habe mehrere Träger um mich herum, die diese Phase gut überstanden haben und mit Begeisterung wieder in klassische Konzerte gehen. Meine Oma gehört nicht dazu. Die hat sich in Ihrer „Ruhe“ eingerichtet. Dass Sie manche Menschen nicht verstanden hat, war deren Problem, nicht ihrs.

  • Um an der Stelle die Spitze etwas abzumildern. Es geht im Zweifel primär nicht um „Nerven“. Das ist natürlich vor allem erst einmal anstrengend, wenn man plötzlich wieder so viel hört und die Filterleistung erbringen muss, die man in Watte gepackt nicht mehr erbringen musste. Aber auch das kann man besprechen.
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Das Vorgängermodell von allem was jetzt an Höhrhilfen so angeboten wird:


manche Hebammen benutzen es immer noch. ramses90
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Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen Hörrohr und Stethoskop und Hörgerät?

Vielleicht mal den Akustiker wechseln oder etwas Geld in die Hand nehmen (also kein Kassenteil). Mein HG blendet Nebengeräusche schneller aus, als ich sie Wahrnehmen kann. Man kann durch einen guten Hörgeräteakustiker auch so einstellen lassen, dass nur Sprache verstärkt wird.

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Manche Hebammen nutzen tatsächlich ein Hörrohr und kein Stethoskop:
https://www.amazon.de/Stethoskop-Hebammenstethoskop-Hörrohr-Top-Qualität-Top-Preis/dp/B007YLUNLY

und das Hörrohr verstärkt die Geräusche, so wie das Hörgerät auch, nur weniger gut, also wo ist das Problem, wenn herkömmliche Hörgeräte abgelehnt werden? :stuck_out_tongue: (ob zu Recht oder nicht, sei dahingestellt - ich sehe das eigentlich so wie die anderen, die pro Härgerät sind).

Den kenn ich aber Du weißt scheinbar nicht, dass das Höhrrohr die Vorgängerin aller weiteren Höhrgeräte war. ramses90

Ja. Habe ich auch nicht bezweifelt. Ich habe drei Kinder und mehrere Hebammen kennengelernt.

Nein.

Ein Hörrohr arbeitet nicht selektiv. Was vorne reinkommt wird konzentriert (nicht verstärkt) und ins Ohr geleitet. Ein Hörgerät verstärkt aber selektiv. Das kann zwischen einem Sprecher und Umgebungsgeräuschen und Gesprächen einer Menschengruppe unterscheiden. Was genau der Unterschied zwischen Stethoskop und Hörrohr einerseits und Hörgerät andererseits ist. Ein Seminar ist aber kein Dialog im schallgedämpften Raum. Weshalb hier das Hörrohr nicht helfen kann, ein Hörgerät aber schon. Ein Hörgerät als dummer Verstärker, als Mini-Hörrohr, ist seit Jahren nicht mehr Stand der Technik.

Ganz früher hat man getrommelt und Rauchzeichen gegeben. Trotzdem würde man das niemandem als Alternative für ein Smartphone empfehlen, oder?

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Nochmal, ich bin ganz bei denen, die das Hörgerät bevorzugen. Aber dazu muss Frank wohl seine Mutter etwas überreden, sich nochmal einem Hörakustiker anzuvertrauen und das eine oder andere Gerät zu testen. Durchaus auch verschiedene Hersteller. Und wenn es in den letzten Jahren derselbe Akustiker war, durchaus auch den Akustiker wechseln.

Danke an alle für Eure Hilfe.
Hab meine Mutter Eure Antworten lesen lassen. Sie ist nun auch überzeugt, dass wir einen anderen Hörakustiker aufsuchen werden. Uns ist schon klar, dass ein vernünftiges Hörhgerät im vierstelligen Bereich liegt, wobei die erste Stelle sicher keine 1 sein wird. Das stellt aber kein Problem da.
Hat jemand vielleicht Erfahrungen mit führenden Marken?
Ich berichte wie es weiter gegangen ist.

Euch eine schöne Zeit.

Das kann sein, muss aber nicht!

Das nützt deiner Mutter wirklich nichts, sie muss, und das soll sie dem Akustiker auf jeden Fall sagen, auch wenn er das nicht von alleine ansprechen sollte (ein guter Akustiker macht das!), dass sie verschiedene Hersteller testet, auch über längere Zeit. Der Grund ist, dass jeder Hersteller eigene Stärken und Schwächen hat, und der eine kommt mit einem Hersteller besser klar, der andere mit einem anderen. Eine Kollegin von mir schwört auf widex, meine Schwester kam damit überhaupt nicht klar. Meine Schwester und ich fanden beide, unabhängig voneinander, Phonak am besten, das wiederum passte meiner Kollegin gar nicht.

Ich bin mir sicher, dass auch deine Mutter etwas Passendes finden wird. :slight_smile: Beim Testen und zum Treffen der endgültigen Entscheidung kann auch ein Hörtagebuch helfen, das soll sie dann aber, wenn sie es grundsätzlich nutzen möchte, von Anfang an einsetzen, sonst ist kein guter Vergleich möglich:

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