Bedingt durch c ist ja alles was wir sehen vergangenes.(Sonne 8 min, Mond 1,3 Sek usw…) Aber auch der Monitor auf den ich gerade blicke ist genaugenommen nicht so wie er zu dem Zeitpunkt gerade ist, sondern so wie er vor 0,0…(wahrscheinlich vielen Nullen) Sekunden war.
Also wo ist Gegenwart und nicht Vergangenheit?
Lg
Hallo!
Das Problem ist vielmehr ein biologisches als ein physikalisches. Ein Duftstoff erzeugt schon genau in dem Moment die Reaktion, in dem er auf den Rezeptor gelangt.
Aber im Bewusstsein kommt das halt erst an, wenn es durch verschiedene Instanzen des Nervensystems gelaufen ist. Es gibt ein Gegenwartsgedächtnis, das den letzten „Augenblick“ umfasst. Physikalisch gesehen ist das natürlich alles andere als gleichzeitig, aber wir machen keinen Unterschied mehr.
Es konnte sogar in Versuchen gezeigt werden, dass unsere Empfindung des eigenen Handelns völlig falsch ist. Wir nehmen die Absicht wahr, eine Handlung auszuführen, und führen sie dann aus. So glauben wir das zumindest. Tatsächlich führen wir die Handlung teilweise schon aus, bevor wir die bewusste Absicht dafür entwickelt haben. In der Erinnerung wird das dann so umgekehrt, dass wir die Illusion haben, alles was wir tun, entspringt einer bewussten Absicht.
Michael
Hallo,
vielen Dank für diese interessante Antwort.
Aber dieses Gegenwartsgedächtnis, das den letzten „Augenblick“ umfasst ist sagen wir rein biologischer Natur, aber mir geht es um das physikalische „aufprallen“ von Photonen auf einen Bereich den man als „gegenwärtiges Empfinden“ bezeichnen kann.
Wenn ich das Gefühl habe ist es ja noch keine Tatsache.Das Gegenwartsgedächtsnis soll ja so um die 2,3-3 sekunden umfassen, aber an welcher Stelle kann man mit gewissheit von einer tatsächlichen Gegenwart sprechen?Oder ist das einfach nicht möglich?
Ich glaube ich versuche das Bewusstsein als etwas lokales zu betrachten und das macht die Sache einfach unmöglich…
Läge ein Gegenstand auf der Netzhaut, so ist dieser ja immernoch nicht gegenwärtig, sondern(könnte man ihn vom Auge aus immernoch betrachten)vergangen, da seine abgestrahlen Photonen…usw.
Hallo,
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden in unserer Wahrnehmung erst konstruiert.
Es ist m.W. ungeklärt, ob es sowas wie „Zeit“ real überhaupt gibt. In den klassischen mechanischen Modellen ist die „Zeit“ eine Rechnengröße, was ziemlich eng an unsere Alltags-Erfahrung vom „Verstreichen der Zeit“ usw. anlehnt. Sieht man genauer hin, merkt man, dass das Zeitkonzept, wie wir glauben es zu verstehen, schon sehr speziell auf unser Erleben zugeschnitten ist, was aber nur einem winzigen Ausschnitt der (objektiven?) Realität ausmacht. Das sieht man schon an der Relativitätstheorie, noch krasser bei der Quantenmechanik, in der „Zeit“ in dieser Form garnicht mehr auftaucht.
Es gibt keine physikalische Definition von Gegenwart. Das ist ein Begriff aus der Kognition. Physikalisch könnte man u.U. noch von „Gleichzeitigkeit“ sprechen (natürlich im Rahmen der klassischen Mechanik), aber das meint was ganz anderes als „Gegenwart“.
Also wo ist Gegenwart und nicht Vergangenheit?
Ganz konkret: In deinem Kopf („Bewußtsein“), konstruiert aus Sinneseindrücken deiner letzten ca. 2-3 Sekunden und deinen Erfahrungen.
LG
Jochen
Das sieht man
schon an der Relativitätstheorie, noch krasser bei der
Quantenmechanik, in der „Zeit“ in dieser Form garnicht mehr
auftaucht.
Hm. Wie meinst Du denn das?
Die Wellenfunktionen (also die Protagonisten der Quantenmechanik) haben die Form:
|Ψ( x ,t)>
Sie hängen also ausdrücklich vom Ort und von der Zeit ab. Es gibt sogar eine „zeitabhängige Schrödingergleichung“ (genaugenommen ist das sogar der Normalfall):
H|Ψ> = i ħ ∂/∂_t_ |Ψ>
Es ist nur so, dass die Zeit in der Quantenmechanik keine so genannte „Observable“ ist, sondern ein Parameter. Observable haben einen quantenmechanischen Operator, z. B. sind der Ortsoperator in der Ortsdarstellung
x = x
und der Impulsoperator in Ortsdarstellung:
p = - iħ ∂/∂x
Messwerte einer Observablen sind stets die reellen Eigenwerte der Operatoren. (Bei gebundenen Zuständen sind z. B. die Energieeigenwerte diskret. Deswegen sind Bindungsenergien in einem Atom quantisiert).
Dahingegen kann die Zeit jeden Wert annehmen. Sie ist nur ein Parameter.
Eigentlich hat die Zeit damit dieselbe Rolle wie in der klassischen Physik (nur die Rolle von Ort und Impuls hat sich verändert). Aus relativistischer Sicht ist dieser Unterschied etwas blöd, weil die Grenzen zwischen den zeitlichen und räumlichen Dimensionen in der Relativitätstheorie verschwimmen.
Eigentlich hat also die Relativitätstheorie das größere Problem mit der Zeit als die Quantenphysik.
Michael
Hallo,
Hm. Wie meinst Du denn das?
Ja - der Fakt, dass Zeit keine Observable ist.
Man kann die Gleichungen zeitabhängig als auch zeitunabhängig formulieren (Schrödinger- bzw. Heisenberg-Darstellung).
Bei der Schrödinger-Darstellung sind die Zustände zeitabhängig, nicht aber die Operatoren wie Ort und Impuls. Bei der Heisenberg-Darstellung sind die Zusände nicht zeitabhängig, dafür aber die Operatoren ÂH(t).
Zeitoperatoren werden von einigen Physikern als physikalisch wenig sinnvoll beschrieben. Siehe dazu vlt. auch Harry Paul: Über quantenmechanische Zeitoperatoren, Annalen der Physik 464 252-261.
Eigentlich hat also die Relativitätstheorie das größere
Problem mit der Zeit als die Quantenphysik.
Ich vermute, dass jede Theorie, die umfassender ist als die der klassischen Physik, Zeit als (sinvolle) physikalische Größe nur als operationalen Grenzfall enthalten, nämlich genau dann, wenn die Rahmenbedingungen für die klassische Physik erfüllt sind. D.h., im Rahmen entsprechender Randbedingungen läßt sich ein „Zeitparameter“ herauskitzeln, aber die Grundlegenden Strukturen sind andersartig und haben physikalische Bedeutungen, die wir nicht so intuitiv erfassen können, wie das, was wir unter „Zeit“ verstehen.
In der Hoffnung, mich hier nicht wieder um Kopf und Kragen geredet zu haben (ich bin kein Physiker!), VG
Jochen
Also: Die meisten der Antworten bezog sich doch eher auf´s Biologische.
Natrülich sind da in diesem Fall die Grenzen recht fließend.
Ich möchte auf eine kürzlich gesehene Sendung der BBC aus der Serie
„Horizon“ mit dem Episodentitel „Do you know what time it is?“ verweisen.
Sie lief auch schon in deutscher Sprache auf VOX im Rahmen einer Sonderreihe. Es mag sicherlich diverse Quellen geben sich diese Folge
zu beschaffen oder zu sehen.
In dieser besagte Folge geht Partikelphysiker Professor Brian Cox der Frage wie spät es ist genauer auf den Grund. Ob man sie überhaupt so genau beantworten kann, welche Methoden es dazu gab. Aber eben auch wie sie physikalisch betrachtet entstand, was se auf der Erde bedeutet und nicht alles so ist wie es scheint. Und ob es sich gar nur um eine Illusion
handelt welche uns „eingeimpft“ ist.
Es mag keine genaue Beantwortung der Frage sein, sondern vielmehr eine erweiterte Antwort…