Gibt es Hunde für Katzenmenschen?

Hi,

egal ob Rassehund oder Straßenmischhund, gibt es denn Hunde die vom Charakter passend für Menschen wären, die lieber gemütlich, langsam und ungesellig sind?
Der Hund sollte auch so ähnlich sein, und fähig als Diebstahl- & KörperSchutz- und Blindenhund zu arbeiten.

MfG

Eier legen und Milch geben soll er nicht ?

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Servus,

ist kein Hund „von sich aus“.

Die Aufgaben, die Du aufzählst, sind in der Erziehung absolut nicht für Hunde-Anfänger geeignet. „Fertige“ Blindenhunde kann man käufen, aber selbst bei diesen (wegen Erziehung und Training durchaus teuren Tieren) muss der Halter ständig auf dem Quivive sein, damit sein Blindenhund auch ein Blindenhund bleibt.

Schöne Grüße

MM

ach du sch…
vorher mal die sachliche Aufklärung:

Ja, manche Charaktereigenschaften sind bestimmten Rassen zuzuordnen, was aber keine Garantie dafür ist (Ausnahmen bestätigen die Regel)
Hier reden wir aber von Charakter! - Nicht der Ausbildung!
Ein Hund der gemütlich und langsam ist, aber im „Ernstfall“ Meldung machen soll und ggf. sogar für den Personenschutz UND Blindenhund geeignet ist - wirst du nicht finden.
Ruhig + Medlung, ja, der Rest nein.
Eine Ausbildung zu einem Blindenhund (hier werden gerne Rassen wie Labbi, Labbradudel oder Goldy hergenommen) ist einer der schwierigsten Ausbildungen die ein Hund absolvieren kann und dauert rund 2 Jahre. Für so einen fertig ausgebildeten Blindenhund legst du gleich mal 30-40k € hin.
Hunde für den Personenschutz sind extrem aktiv und Arbeitswillig, also enorm Zeitaufwendig und bedarf einer ausgezeichneten Hundekenntnis! Hier kommen meist Rassen wie Schäfer (Malinoi), Dobermann usw. zum Einsatz.

Ich lasse mich jetzt einmal sehr weit aus dem Fenster und gehe davon aus, dass du noch nie einen Hund hattest?!
BEVOR du dir einen Hund zulegst, MUSST du dir folgender Punkte im Klaren sein:

  1. Du wirst im Idealfall deinen Vierbeiner die nächsten 12-18 Jahre an deiner Seite haben! Hunde sind wie Kleinkinder die nie erwachsen werden!
    1a.: Passt ein Hund überhaupt zu meiner aktuellen Wohnsituation? (Garten, Nachbarn, usw…);
    1b: Habe ich die ZEIT für einen Hund? (Beruf, Freizeit, usw…); und wie lange wäre er unter Berücksichtigung von Arbeit und Freizeit immer alleine?
    1c.: Habe ich einen „Notfallplan“ - sprich Freunde / Bekannte / Familie, die ggf. auf den Hund für eine gewisse Zeit lang aufpassen könnten? (Urlaub, Ausflüge, Schicksalsschläge, usw…in 12-18 Jahren passiert viel unvorhergesehenes!) - für mich so ziemlich einer der wichtigsten Punkte überhaupt!
    1d: ist auch mein/e (zukünftige?!) Lebenspartner/in damit einverstanden und arbeitet er/sie auch mit?

  2. du benötigst pro Tag mindestens 2h Zeit für deinen Vierbeiner. Auch wenn du einen Faulpelz erwischt, so braucht er dennoch Ausgang und geistige Aktivität.
    Bei Personenschutzhunden bist du gleich mal auf 4h pro Tag; die benötigen eine extreme geistige Auslastung - was bedeutet: spielen, trainieren, spielen, trainieren, spielen, trainieren und spazieren gehn.

  3. welche Rasse passt zu mir?
    mach doch mal eine ausgiebige Recherche über die rassespezifischen Eigenschaften von diversen Hunden. Wenn du einen gefunden hast, der dir optisch und charakterlich zusagt, dann mach den nächsten Schritt und erkundige dich über dessen Krankheitsbilder. Bei reinrassigen Hunden ist das Zuchtbuch geschlossen, was bedeutet, dass du als Züchter nur reinrassige Hunde miteinander kreuzen darfst --> das wiederum hat oft eine „Überzüchtung“ zufolge, was nichts anderes bedeutet, dass sie nicht genug Diversität an genetischen Bausteinen haben --> wodurch Krankheitsbilder entstehen.
    Wenn dir also bspw. der Dobermann zusagen würde, dann musst du auch wissen, dass der im schlimmsten Fall nach 2,3 Jahren plötzlich tot umfallen kann (Stichwort: DCM).
    Fast jeder reinrassiger Hund hat irgend eine „spezielle“ Krankheit bzw. ein „klassisches“ Leiden.

So, und nun ein paar persönliche Worte an dich:
Lieber Cheyl!
Ich bitte dich von ganzem Herzen und zum Wohle des Hundes: überlege dir bitte noch ganz genau ob du 1. die Voraussetzungen für einen Hund erfüllst, und 2. welchen du genau haben willst.
Die Punkte die ich dir hier aufgelistet habe entsprechen den Tatsachen - auch wenn man sie oftmals nicht wahr haben will… ich habe schon oft gehört „ah, so viel Aufwand ist das nicht, usw…“ - das ist schlichtweg FALSCH! Und ich erlebe es leider immer all zu oft, vor allem von jüngeren Menschen, die sich einen Hund anschaffen, dann mit der Situation nicht mehr klar kommen und ihn dann in ein Tierheim geben.
Bitte lasse auch das klassische Prestige einzelner Hundebesitzer außen vor… was meine ich damit? „Ein Hund muss zu MIR passen, deswegen brauche ich einen Kampfhund / Personenschutzhund, weil ich ja auch so ein krasser Kerl bin“… Das wird vielleicht nicht auf dich zutreffen, aber mit genau solchen Gedankengängen passieren dann immer wieder Beißvorfälle. Die Leute bekommen Hunde mit denen sie nicht klar kommen, können den Hund nicht einmal ansatzweise lesen, und letztendlich landet der Hund mit einem fetten Artikel in der Zeitung, im Tierheim oder muss gar eingeschläfert werden.
Bedenke: Polizeischutzhunde sind so ausgebildet, dass sie rechtlich als Waffe eingestuft werden! Wenn du den nicht zu 100% unter Kontrolle hast, oder zumindest so gut lesen kannst, dass du weißt was in seinem Kopf vorgeht - dann lass die Finger davon, und weiche schon gar nicht für den bloßen Erwerb ins Ausland aus!!!

Man kann keinen Hund / keine Rasse kaufen, die für alles geeignet ist, und noch weniger alles kann. Jedes „Können“ muss in mühevoller Kleinst arbeit antrainiert werden. Dies bedarf neben hervorragendem Wissen auch sehr viel Zeit.
Die eierlegende Wollmilchsau wird eben nicht geboren - sondern trainiert, und das geht nur mit enorm viel Zeit, und einem hervorragender und langjähriger Hundeerfahrung.

Du kannst mir gerne eine PN schreiben, ich kann dich gerne bei all deinen Fragen beraten, aber BITTE setze keine voreiligen Handlungen wenn du dir nicht zu 100% absolut sicher bist und alle Eventualitäten geklärt hast!

Alles Gute!

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