BS"D
Das ist ja cool. Ein Engel für jede gute Tat?
Und einen Engel für jede schlechte Tat, wobei Tat sich hier im Judentum auf ein Gebot, eine Anforderung von G´tt an uns Juden, bezieht.
Moment - auch eine böse Tat schafft „Engel“? … Wie muss man
das denn verstehen? Sind das dann auch böse Engel, oder sind
es gute Engel, die nur als „Anwalt für die Gegenseite“
auftreten?
Engel sind weder gut noch böse in unserem Sinne, da sie keinen freien Willen haben, was für diese Begrifflichkeiten aber hinreichend ist.
Und wieso wird man „in den Himmeln“ angeklagt und braucht eine
Verteidigung?
Morgen abend ist Rosch haSchune. Der Tag des Gerichts, wo G´tt über alle Menschen, Juden wie Nichtjuden, zu Gericht sitzt. Hierbei entscheidet er dann auch in den nächsten zehn Tagen, was im kommenden Jahr für jeden Einzelnen vorgesehen ist, ob er leben oder sterben wird. Und wir bei einem irdischen Gericht, gibt es auch hier einen Ankläger und Verteidiger. G´tt ist hier ja nur Richter.
Ich dachte, dieses Konzept von einer Hölle gibt
es nicht? … Oder, moment, doch da war ja was von einer
vorübergehenden Hölle. Ist es die Aufgabe der Engel, unter
sich auszuhandeln, wie lange man in dieser vorübergehenden
Hölle sein muss?
Nein, das ist alleine G´ttes Aufgabe, wie auch sonst alles von ihm kommt. Engel dienem dem nur.
Und was passiert mit diesen vielen Engeln dann? Leben die
ewig? Dann müssen das ja schon unzählige Milliarden sein.
Du solltest Dir Engel hier NICHT als Wesen vorstellen. Sie haben keine Körperlichkeit, was bedeutet, dass es auch denkbar ist, dass sie sich teilen oder wieder verschmelzen. Aber ja, es sind einige in diesem Universum unterwegs.
Aber wie ist es denn, wenn man alles belegen muss, mit
persönlichen religiösen Erfahrungen? Ich meine, nehmen wir
einmal an, mein Schutzengel erscheint mir im Traum. Darf ich
dann an ihn glauben? Oder ist es immer noch verboten?
Es kommt darauf an, auf welcher Ebene du dich bewegst, aber ich würde einfach einmal davon ausgehen, dass wir alle hier dem nicht trauen dürfte.
… Um hier ein Beispiel zu nennen: Als man noch nicht wusste,
dass sich die Erde um die Sonne dreht, wäre es da verboten
gewesen, das zu glauben? Auch wenn später der Beweis folgte?
Warum sollte das jemand glauben wollen? Auch wenn es nun ein Sturm der Entrüstung geben mag, aber dieser Glaube ist für mich irrelevant.
Glaubt man nicht alle Dinge, die noch nicht bewiesen sind,
zunächst einmal?
Keine Ahnung wovon du sprichst. Das fromme Judentum ist hier sehr nüchtern und tritt der Welt als sich offenbardende Entgegen und nicht als zu Entborgende.
Mit anderen Worten: Wenn man nicht an die Existenz
„irgendwelcher Mächte“ glauben darf - darf man dann zumindest
versuchen, deren Existenz zu beweisen?
Nein, wozu? Hierzu solltest du bedenken, dass es jüdische Lehre ist, dass uns mit der Tojre schon alles offenbart wurde, was wir je zu wissen haben. Alles ist hier enthalten und deswegen werden Fromme hauptsächlich in ihr forschen.
Kol tuw,
Eli