Gibt es im Judentum einen Schutzengel?

Hallo zusammen,

ich habe schon wieder einmal eine Frage. Eli, Data hat gemeint, ich soll dich fragen, und damit du es auch siehst, dachte ich mir, machen wir doch gleich einen neuen Thread auf. :wink:

Also, ich wüsste gerne, ob es im Judentum einen Schutzengel gibt. Gibt es dazu eine offizielle Lehrmeinung? Oder kann jeder glauben, was er will? Mit anderen Worten: Darf man an einen Schutzengel glauben, wenn man das möchte?

Unter einem Schutzengel verstehe ich ein Wesen, dass uns durch das ganze Leben begleitet und bei uns ist. Es erspart einem nicht immer alle schlimmen Erfahrungen (denn durch diese lernen wir), aber es ist auch während dieser schlimmen Erfahrungen bei uns und hilft uns. Ein Schutzengel ist für mich also kein „persönlicher Unfallverhütungsdiener“ :wink: Da steckt mehr dahinter.

Schöne Grüße

Petra

BS"D

Hallo Petra.

Also, ich wüsste gerne, ob es im Judentum einen Schutzengel
gibt. Gibt es dazu eine offizielle Lehrmeinung?

Es gibt hier das Konzept, dass jede gute oder schlechte Tat hier auf Erden mit auch einen neuen Engel schafft, welche diese nun in sich trägt. Diese Engel begleiten einen, vertreten die Anklage oder Verteidigung in den Himmeln und haben auch ein wenig die Macht, das eigene Leben zu beinflussen.

Oder kann jeder glauben, was er will? Mit anderen Worten: Darf
man an einen Schutzengel glauben, wenn man das möchte?

Das Judentum basiert auf Wissen und nicht auf Glauben. Somit muss ich belegen können (anhand der Schriften), woran ich glaube. Einfach hier an irgend welche Mächte zu glauben, ist dahingehend sogar verboten.

Gruss,
Eli

Hallo Eli,

das war schnell. :smile:

Also, ich wüsste gerne, ob es im Judentum einen Schutzengel
gibt. Gibt es dazu eine offizielle Lehrmeinung?

Es gibt hier das Konzept, dass jede gute oder schlechte Tat
hier auf Erden mit auch einen neuen Engel schafft, welche
diese nun in sich trägt. Diese Engel begleiten einen,
vertreten die Anklage oder Verteidigung in den Himmeln und
haben auch ein wenig die Macht, das eigene Leben zu
beinflussen.

Das ist ja cool. Ein Engel für jede gute Tat?

Moment - auch eine böse Tat schafft „Engel“? … Wie muss man das denn verstehen? Sind das dann auch böse Engel, oder sind es gute Engel, die nur als „Anwalt für die Gegenseite“ auftreten?

Und wieso wird man „in den Himmeln“ angeklagt und braucht eine Verteidigung? Ich dachte, dieses Konzept von einer Hölle gibt es nicht? … Oder, moment, doch da war ja was von einer vorübergehenden Hölle. Ist es die Aufgabe der Engel, unter sich auszuhandeln, wie lange man in dieser vorübergehenden Hölle sein muss?

Und was passiert mit diesen vielen Engeln dann? Leben die ewig? Dann müssen das ja schon unzählige Milliarden sein.

Das Judentum basiert auf Wissen und nicht auf Glauben. Somit
muss ich belegen können (anhand der Schriften), woran ich
glaube. Einfach hier an irgend welche Mächte zu glauben, ist
dahingehend sogar verboten.

Ich kann das sicher nicht anhand irgendwelcher Schriften belegen. Das muss momentan noch jemand anderer machen. :wink:

Aber wie ist es denn, wenn man alles belegen muss, mit persönlichen religiösen Erfahrungen? Ich meine, nehmen wir einmal an, mein Schutzengel erscheint mir im Traum. Darf ich dann an ihn glauben? Oder ist es immer noch verboten?

(Er ist mir nicht im Traum erschienen. Ich habe bei anderer Gelegenheit seine Anwesenheit gespürt. … Ich möchte hier im Internet jetzt nicht so ins Detail gehen - aber ich bin überzeugt davon, dass es da so ein Wesen gibt.)

Wo wird eigentlich die Grenze gezogen zwischen Dingen, an die man nicht glauben darf, weil sie nicht in der Schrift stehen, und Hypothesen, die vielleicht einmal bewiesen werden können? … Um hier ein Beispiel zu nennen: Als man noch nicht wusste, dass sich die Erde um die Sonne dreht, wäre es da verboten gewesen, das zu glauben? Auch wenn später der Beweis folgte? Glaubt man nicht alle Dinge, die noch nicht bewiesen sind, zunächst einmal?

Mit anderen Worten: Wenn man nicht an die Existenz „irgendwelcher Mächte“ glauben darf - darf man dann zumindest versuchen, deren Existenz zu beweisen?

Schöne Grüße

Petra

Hi Elimelech

Das Judentum basiert auf Wissen und nicht auf Glauben. Somit
muss ich belegen können (anhand der Schriften), woran ich
glaube. Einfach hier an irgend welche Mächte zu glauben, ist
dahingehend sogar verboten.

Beruht nicht jede Religion letztendlich auf Glauben?

Wer kann denn wirklich wissen, ob es stimmt was in den Schriften steht?
Egal um welche Schrift welchen Glaubens es geht.

interessiert
Edith

Hallo Petra,

Also, ich wüsste gerne, ob es im Judentum einen Schutzengel
gibt. Gibt es dazu eine offizielle Lehrmeinung?

Unsere Vorstellungen von Engeln sind stark von Mythen aus dem persischen Raum und dem Zarathustra-Kult geprägt.

Das hebräische Wort für Engel heißt wörtlich übersetzt „Bote“. Ein Engel hat eine bestimmte Aufgabe.
Ein Engel sagt Abraham und Sarah, daß sie ein Kind haben werden.
Von einem Engel ist bei der Bindung Isaaks die Rede.
Ein Engel rettet Hagar und Ismael in der Wüste…

Ein Engel handelt im Auftrag Gottes und führt bestimmte zeitlich befristete Aufgaben aus. Er hat keinen eigenen Willen.

Die Idee des Schutzengels gibt es in der jüdischen Tradition nicht.

Die Rabbis lehren, daß wo immer ein Engel auftaucht, die Schechina (Gegenwart Gottes) sichtbar wird.

In apokryphen Schriften oder mystischen Traktaten nehmen Engel oft einen größeren Raum ein (Buch Henoch beispielsweise). Diese Ansichten sind aber niemals normativ für die jüdische Tradition geworden, sondern sie spiegeln, was über Engel gedacht und diskutiert wurde, auch im Hinblick auf den Einfluß der Umweltkulturen und deren Sichtweise von Engeln.

Im Talmud (mündliche Tradition) gibt es eine ganze Reihe von spekulativen Aussagen über Engel, so zum Beispiel daß sie Gott überreden wollten, den Menschen nicht zu erschaffen (Genesis Rabba 8,5). Bei solchen Diskussionen haben sie dann natürlich eigene Gedanken und Ansichten.

In der jüdischen Folklore vergangener Zeiten gab es durchaus die Idee von Engeln als Wächtern ebenso wie die Idee von Dämonen oder dass man meinte, Kinder durch Amulette vor dem bösen Blick schützen zu müssen.

Rabbi Judan, ein Lehrer aus talmudischen Zeiten lehrt, daß Gott möchte, daß man sich direkt an ihn wendet: Wenn jemand in Schwierigkeiten kommt, dann soll er nicht Gabriel und Michael anrufen, sondern Gott selber (Traktat Berachot 9,12).

Jedes Jahr am Pessachfest heißt es in der Liturgie:
Und der Herr brachte uns aus Ägyprten, nicht durch einen Engel, nicht durch einen Seraph, nicht durch einen Boten - der Herr allein.

Oder kann
jeder glauben, was er will?

„Glauben“ ist im Judentum sekundär. Wesentlich ist das Tun.

Mit anderen Worten: Darf man an
einen Schutzengel glauben, wenn man das möchte?

Die jüdische Tradition sieht eine Gefahr darin, weil sie die Grundaussage, daß Gott EINER ist verwässern und in Frage stellen könnte.

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris,

danke für die ausführliche Antwort. Ich seh das schon, wenn aus mir jemals eine Jüdin werden sollte, dann wahrscheinlich keine gute. *seufz*

Ich habe aber doch einen Schutzengel!

Mit anderen Worten: Darf man an
einen Schutzengel glauben, wenn man das möchte?

Die jüdische Tradition sieht eine Gefahr darin, weil sie die
Grundaussage, daß Gott EINER ist verwässern und in Frage
stellen könnte.

Gott ist der Chef meines Schutzengels. Mein Schutzengel ist zwar sehr viel klüger und auch mächtiger als ich, aber er ist ja kein zweiter Gott oder so etwas. Er ist eher so etwas wie ein „großer Bruder“.

A propos tun - verschwindet ihr eigentlich in den nächsten Tagen irgendwann aus dem Forum? Am Samstag, oder, und am 2.10. - sonst auch, oder sind das keine solchen Tage, an denen man sich zurückzieht?

Na, ich tue nun auch was. Ich muss lernen - und zwar ziemlich viel und ziemlich schnell.

Schöne Grüße

Petra

BS"D

Beruht nicht jede Religion letztendlich auf Glauben?

Wie es sich mit anderen verhält kann ich nicht sagen, aber das Judentum beruht auf Wissen. Es wurde uns alles am Sinai offenbart und seit dem durch die Generationen weitergegeben. Alles Wissen liegt in dieser Überlieferung.

Wer kann denn wirklich wissen, ob es stimmt was in den
Schriften steht?

In diesem Sinne ist jedes Wissen auch Glauben. Der Unterschied ist hier die Überprüfbarkeit in einem gewissen Rahmen und ein Mass von Vertrauen in das Werk von anderen. So wäre ich auch misstrauisch, wenn ein Mensch mir erzählen würde, dass er mit einer fremden Macht komuniziert. Im Judentum war es aber ein ganzes Volk, welches hieran Anteil hatte. Dem nicht zu vertrauen, wurde jegliches Vertrauen zerbrechen und jedes Wissen auf die Stufe von Glauben stellen.

Kol tuw,
Eli

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BS"D

Das ist ja cool. Ein Engel für jede gute Tat?

Und einen Engel für jede schlechte Tat, wobei Tat sich hier im Judentum auf ein Gebot, eine Anforderung von G´tt an uns Juden, bezieht.

Moment - auch eine böse Tat schafft „Engel“? … Wie muss man
das denn verstehen? Sind das dann auch böse Engel, oder sind
es gute Engel, die nur als „Anwalt für die Gegenseite“
auftreten?

Engel sind weder gut noch böse in unserem Sinne, da sie keinen freien Willen haben, was für diese Begrifflichkeiten aber hinreichend ist.

Und wieso wird man „in den Himmeln“ angeklagt und braucht eine
Verteidigung?

Morgen abend ist Rosch haSchune. Der Tag des Gerichts, wo G´tt über alle Menschen, Juden wie Nichtjuden, zu Gericht sitzt. Hierbei entscheidet er dann auch in den nächsten zehn Tagen, was im kommenden Jahr für jeden Einzelnen vorgesehen ist, ob er leben oder sterben wird. Und wir bei einem irdischen Gericht, gibt es auch hier einen Ankläger und Verteidiger. G´tt ist hier ja nur Richter.

Ich dachte, dieses Konzept von einer Hölle gibt
es nicht? … Oder, moment, doch da war ja was von einer
vorübergehenden Hölle. Ist es die Aufgabe der Engel, unter
sich auszuhandeln, wie lange man in dieser vorübergehenden
Hölle sein muss?

Nein, das ist alleine G´ttes Aufgabe, wie auch sonst alles von ihm kommt. Engel dienem dem nur.

Und was passiert mit diesen vielen Engeln dann? Leben die
ewig? Dann müssen das ja schon unzählige Milliarden sein.

Du solltest Dir Engel hier NICHT als Wesen vorstellen. Sie haben keine Körperlichkeit, was bedeutet, dass es auch denkbar ist, dass sie sich teilen oder wieder verschmelzen. Aber ja, es sind einige in diesem Universum unterwegs.

Aber wie ist es denn, wenn man alles belegen muss, mit
persönlichen religiösen Erfahrungen? Ich meine, nehmen wir
einmal an, mein Schutzengel erscheint mir im Traum. Darf ich
dann an ihn glauben? Oder ist es immer noch verboten?

Es kommt darauf an, auf welcher Ebene du dich bewegst, aber ich würde einfach einmal davon ausgehen, dass wir alle hier dem nicht trauen dürfte.

… Um hier ein Beispiel zu nennen: Als man noch nicht wusste,
dass sich die Erde um die Sonne dreht, wäre es da verboten
gewesen, das zu glauben? Auch wenn später der Beweis folgte?

Warum sollte das jemand glauben wollen? Auch wenn es nun ein Sturm der Entrüstung geben mag, aber dieser Glaube ist für mich irrelevant.

Glaubt man nicht alle Dinge, die noch nicht bewiesen sind,
zunächst einmal?

Keine Ahnung wovon du sprichst. Das fromme Judentum ist hier sehr nüchtern und tritt der Welt als sich offenbardende Entgegen und nicht als zu Entborgende.

Mit anderen Worten: Wenn man nicht an die Existenz
„irgendwelcher Mächte“ glauben darf - darf man dann zumindest
versuchen, deren Existenz zu beweisen?

Nein, wozu? Hierzu solltest du bedenken, dass es jüdische Lehre ist, dass uns mit der Tojre schon alles offenbart wurde, was wir je zu wissen haben. Alles ist hier enthalten und deswegen werden Fromme hauptsächlich in ihr forschen.

Kol tuw,
Eli

Hallo Eli,

Und einen Engel für jede schlechte Tat, wobei Tat sich hier im
Judentum auf ein Gebot, eine Anforderung von G´tt an uns
Juden, bezieht.

-> Einmal in einen Cheeseburger beißen und schon hat man einen bösen Engel erschaffen? Oje. Und wie wird man die wieder los?

Morgen abend ist Rosch haSchune. Der Tag des Gerichts, wo G´tt
über alle Menschen, Juden wie Nichtjuden, zu Gericht sitzt.

Du machst mir ja Angst. Na hoffentlich fällt das Urteil gut aus.

Und wir bei einem irdischen
Gericht, gibt es auch hier einen Ankläger und Verteidiger.

Sind das die (guten und bösen) Engel, oder ist das noch einmal jemand anderer?

Aber wie ist es denn, wenn man alles belegen muss, mit
persönlichen religiösen Erfahrungen? Ich meine, nehmen wir
einmal an, mein Schutzengel erscheint mir im Traum. Darf ich
dann an ihn glauben? Oder ist es immer noch verboten?

Es kommt darauf an, auf welcher Ebene du dich bewegst, aber
ich würde einfach einmal davon ausgehen, dass wir alle hier
dem nicht trauen dürfte.

Das verstehe ich jetzt nicht. Wer, „wir alle hier“ dürfen dem nicht trauen? Darf nur ich selber meiner spirituellen Erfahrung trauen, und du nicht? Oder dürfte ich ihr auch nicht trauen?

… Um hier ein Beispiel zu nennen: Als man noch nicht
wusste,
dass sich die Erde um die Sonne dreht, wäre es da verboten
gewesen, das zu glauben? Auch wenn später der Beweis folgte?

Warum sollte das jemand glauben wollen? Auch wenn es nun ein
Sturm der Entrüstung geben mag, aber dieser Glaube ist für
mich irrelevant.

Ich sehe schon, da muss ich erklären, wie ich das gemeint habe. Ich habe das so gemeint: Irgendwann hat ein schlauer Astronom bewiesen, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Aber damit er das beweisen konnte, musste er zuerst einmal überzeugt sein, dass es so ist.

Oder, bevor Kolumbus Amerika entdecken konnte, musste er zuerst einmal daran glauben, dass die Erde rund ist und er nicht vom Rand fällt. :wink: Der Glaube war also vor dem Beweis da.

Nun ist natürlich nicht jeder Mensch ein Entdecker. Man kann auch ohne Amerika ganz gut leben. Aber wenn man es entdecken will, muss man erst einmal etwas glauben, das nicht bewiesen ist.

Glaubt man nicht alle Dinge, die noch nicht bewiesen sind,
zunächst einmal?

Keine Ahnung wovon du sprichst.

Siehe oben. (Kolumbus und so.)

Das fromme Judentum ist hier
sehr nüchtern und tritt der Welt als sich offenbardende
Entgegen und nicht als zu Entborgende.

Was ist das „zu Entborgende“? Das verstehe ich nicht.

Mit anderen Worten: Wenn man nicht an die Existenz
„irgendwelcher Mächte“ glauben darf - darf man dann
zumindest
versuchen, deren Existenz zu beweisen?

Nein, wozu? Hierzu solltest du bedenken, dass es jüdische
Lehre ist, dass uns mit der Tojre schon alles offenbart wurde,
was wir je zu wissen haben.

Aber die Menschen entwickeln sich doch weiter. … Oder muss dann wieder irgendwann ein neuer Prophet kommen, wenn es soweit ist, dass die Menschheit mehr Wissen braucht?

Ich sehe schon, ich muss das, was ich meinte, noch ein wenig konkreter erklären. Wir haben ja weiter oben von Engeln etc. gesprochen. … Dürfte ich nun versuchen, meinen Schutzengel zu fotografieren? (Nicht dass ich eine Ahnung hätte, wie ich das tun sollte - aber so als Beispiel.)

Und es gibt ja auch Menschen, die versuchen, andere Phänomene zu beweisen. Man kann z.B. versuchen, Telepathie wissenschaftlich zu beweisen. (Ob man es schafft, ist die andere Frage.) Das wäre also ein wissenschaftliches Experiment. Ich gehe einmal davon aus, dagegen wäre nichts einzuwenden - oder? … Aber wo zieht man die Grenze? Darf ich auch versuchen, Telekinese (Bewegen von Gegenständen durch Gedankenkraft) wissenschaftlich zu beweisen? Telekinese dürfte Magie sein. Die Grenzziehung zwischen dem erlaubten und dem verbotenen Experiment gestaltet sich aus meiner Sicht also schwierig.

Ich hoffe, meine Frage ist nun ein wenig klarer geworden.

Na ja. Leg bei Gott ein gutes Wort für mich ein. :smile: Ich bin dann auch erstmal weg hier und komme am Sonntag abend oder am Montag wieder.

Schöne Grüße

Petra

BS"D

Du machst mir ja Angst. Na hoffentlich fällt das Urteil gut
aus.

Alles ist zum Guten.

Sind das die (guten und bösen) Engel, oder ist das noch einmal
jemand anderer?

Der Soten, den Christen u.a. Teufel nennen, ist der Chefankläger. Hat den Nachteil, dass er uns besser kennt als wir selber uns selber sehen wollen. Nu, aber der Richter ist ein Barmherziger, Lieber…

Das verstehe ich jetzt nicht. Wer, „wir alle hier“ dürfen dem
nicht trauen? Darf nur ich selber meiner spirituellen
Erfahrung trauen, und du nicht? Oder dürfte ich ihr auch nicht
trauen?

Wir alle, du nicht, ich nicht. Im Tanach steht auch an einigen Stellen, dass G´tt uns Verführer schicken wird, um uns zu helfen, im Glauben an Ihm stark zu sein.

Aber damit er das beweisen konnte, musste er zuerst einmal
überzeugt sein, dass es so ist.

Im Judentum hat man eine deutlich andere Denktradition. Hier wird bewusst alles denkbare und undenkbare angedacht, ohne das daran gleich geglaubt werden muss. Das geht sogar manchmal so weit, dass andere von dem Undenkbaren überzeugt wurden.

Nun ist natürlich nicht jeder Mensch ein Entdecker. Man kann
auch ohne Amerika ganz gut leben. Aber wenn man es entdecken
will, muss man erst einmal etwas glauben, das nicht bewiesen
ist.

Der Talmud ist eine Ansammlung von geistigen Entdeckern auf ihrer Reise und zeigt dadurch, dass man einfach nur ernsthaft in der Sache sein muss, um von der sicheren Position aus, auch andere einzunehmen, um so seine eigene Position in einem anderen Blickwinkel zu sehen und so ggf. auch zu ändern. Es geht hier weniger darum Recht zu haben oder Ehre zu bekommen, als um die Suche nach der Wahrheit. Davon ausgehend denke ich nicht, dass es Zufall ist, dass so viele Nobelpreisträger aus genau dieser Denktradition kommen.

Keine Ahnung wovon du sprichst.

Siehe oben. (Kolumbus und so.)

Ich sehe es anders. Nach jüdischem Muster hat sich Kolombus auf den Weg gemacht, ohne daran zu glauben das er Recht hat, sondern alleine um herauszufinden was nun die Wahrheit ist.

Was ist das „zu Entborgende“? Das verstehe ich nicht.

Die Welt versteckt vor uns ihr eigentliches Sein und wir müssen ihr dieses entborgen, um die Welt besser zu verstehen. So kann man Technik und Wissenschaft erklären.

Aber die Menschen entwickeln sich doch weiter. …

Nach jüdisch, orthodoxer Lehre nicht. Wir entwickeln uns zur Zeit immer weiter nach unten. Unsere Technik wird immer ausgereifter, aber unser Wesen entfernt sich immer mehr von haSchem. Unser G´ttvertrauen ist weniger geworden usw.

Oder muss
dann wieder irgendwann ein neuer Prophet kommen, wenn es
soweit ist, dass die Menschheit mehr Wissen braucht?

Als orthodoxer Jude habe ich schon alles Wissen, was ich je für die Zukunft bräuchte.

Dürfte ich nun versuchen, meinen Schutzengel
zu fotografieren? (Nicht dass ich eine Ahnung hätte, wie ich
das tun sollte - aber so als Beispiel.)

Wozu? Okay, du wüsstest dann, dass es dort etwas gibt, was neu ist. Aber wäre es ein Engel? Ein Schutzengel? Dein Schutzengel? Und wozu hat dir haSchem ermöglicht ihn zu fotografieren? Was machts du dann mit dem Foto? Welche Wert hätte dieses für dich? Würdest du es ständig bei dir tragen? Es öfters ansehen? Es nutzen, um mit dem Engel in Gedanken zu reden?

Nu, es gibt nur einen G´tt und der ist einzig!

Na ja. Leg bei Gott ein gutes Wort für mich ein. :smile: Ich bin
dann auch erstmal weg hier und komme am Sonntag abend oder am
Montag wieder.

Ja, frühstens am Montag bin ich wieder hier.

Schönes Wochenende,
Eli

@ Eli: Tolle Antwort!

… Im Judentum war es aber ein
ganzes Volk, welches hieran Anteil hatte. Dem nicht zu
vertrauen, wurde jegliches Vertrauen zerbrechen und jedes
Wissen auf die Stufe von Glauben stellen.

Lieber Elimelech,

Ich hatte ja schon hin und wieder via Internet Diskussionen mit Juden, mitunter auch mit orthodoxen, geführt. Der Punkt „ich weiß, während du nur glaubst“ hatte öfter zu Streit und Vorwürfen der Arroganz geführt. Deine obige Antwort zu den Thema finde ich bemerkenswert und überaus gelungen. Meinen Respekt!

Hardy

Oder kann jeder glauben, was er will? Mit anderen Worten: Darf
man an einen Schutzengel glauben, wenn man das möchte?

Das Judentum basiert auf Wissen und nicht auf Glauben. Somit
muss ich belegen können (anhand der Schriften), woran ich
glaube. Einfach hier an irgend welche Mächte zu glauben, ist
dahingehend sogar verboten.

Hallo miteinander,
darf ich eine Klarstellung oder Geraderückung versuchen.
Hier zeigt sich die verhängnisvolle Tatsache, dass das deutsche Wort „glauben“ zweideutig ist:
a) so viel wie „meinen“, dass etwas so ist (etwa: bis zum Erweis des Gegenteils)
b) „glauben“ soviel wie „(jemandem) vertrauen“.
Fürs Religiöse brauchbar ist nur die zweite Bedeutung. Sie entspricht ganz genau dem griechischen pisteuein und dem lateinischen credere, als deren Übersetzung es auftritt… (Wenn man z. B. auf Lateinisch ausdrücken möchte „ich glaube dir“, kann man unmöglich „putare“[= meinen] o. ä. sagen, sondern muss „credere“ verwenden.)
Mit „credere“ verbindet sich immer die Vorstellung, dass man jemandem glaubt/vertraut. Das ist das Gegenteil von bloßem Meinen.
Deshalb sehe ich den Gegensatz, den Eli behauptet, so nicht.
Eli, Deinem WISSEN aus der Schrift liegt doch dieser GLAUBE an Gott und dass er sich offenbart zugrunde; wie könntest Du es sonst haben?
Etwas ganz anderes ist dann die Frage nach dem Schutzengel. Ob man daran zu glauben hat nach kirchlicher Lehre, weiß ich als Nicht-Theologe nicht. [Da warte ich hier auf berufenere Münder.] Als Philologe darf ich aber sagen, dass zur Ausbildung der Schutzengel-Vorstellung viel der antike Genius als eine Art persönlicher guter Dämon beigetragen hat.
Schöne Grüße!
H.

Hallo Eli,

du bist ja doch noch da :smile: Aber jetzt wirst du dann weg sein. „Frühestens am Montag“ - och, so lange. … Na gut, ich bin ja selber auch erst frühestens am Sonntag wieder hier.

Übrigens, ich weiß immer noch nicht, wie man die bösen Engel wieder los wird, die beim Biss in einen Cheeseburger entstanden sind. Weißt du das? Lösen die sich irgendwann auf? Bleiben die umso länger, je schlimmer das war, was man getan hat? Oder wie ist das?

Wir alle, du nicht, ich nicht. Im Tanach steht auch an einigen
Stellen, dass G´tt uns Verführer schicken wird, um uns zu
helfen, im Glauben an Ihm stark zu sein.

Ach ja, diese Geschichte. Deswegen glauben fundamentalistische Christen auch nicht an die Evolution, weil es ebendiese Verführer sein sollen, die beispielsweise ein Archaeopteryx-Skelett in die Erde gelegt haben.

Der Talmud ist eine Ansammlung von geistigen Entdeckern auf
ihrer Reise und zeigt dadurch, dass man einfach nur ernsthaft
in der Sache sein muss, um von der sicheren Position aus, auch
andere einzunehmen, um so seine eigene Position in einem
anderen Blickwinkel zu sehen und so ggf. auch zu ändern. Es
geht hier weniger darum Recht zu haben oder Ehre zu bekommen,
als um die Suche nach der Wahrheit.

Das verstehe ich jetzt nur so halb. Heißt das, wenn man sicher ist, dass etwas so ist, dann kann man andere überzeugen, und wenn man gut genug ist, schafft man das auch?

Davon ausgehend denke ich
nicht, dass es Zufall ist, dass so viele Nobelpreisträger aus
genau dieser Denktradition kommen.

*gg* Nett gesagt. :wink:

Wird der Talmud eigentlich weitergeschrieben? Oder ist der als abgeschlossen zu betrachten? Soweit ich verstanden habe, ist das doch die mündliche Lehre, und die müsste doch ständig fortgeschrieben werden.

Aber die Menschen entwickeln sich doch weiter. …

Nach jüdisch, orthodoxer Lehre nicht. Wir entwickeln uns zur
Zeit immer weiter nach unten. Unsere Technik wird immer
ausgereifter, aber unser Wesen entfernt sich immer mehr von
haSchem. Unser G´ttvertrauen ist weniger geworden usw.

Hm. Über so eine Aussage muss man einmal nachdenken. Man hört so etwas nicht gerne, aber vielleicht ist es trotzdem wahr.

Dürfte ich nun versuchen, meinen Schutzengel
zu fotografieren? (Nicht dass ich eine Ahnung hätte, wie ich
das tun sollte - aber so als Beispiel.)

Wozu? Okay, du wüsstest dann, dass es dort etwas gibt, was neu
ist. Aber wäre es ein Engel? Ein Schutzengel? Dein
Schutzengel? Und wozu hat dir haSchem ermöglicht ihn zu
fotografieren? Was machts du dann mit dem Foto? Welche Wert
hätte dieses für dich? Würdest du es ständig bei dir tragen?
Es öfters ansehen? Es nutzen, um mit dem Engel in Gedanken zu
reden?

Nein, darum geht es gar nicht. Ich weiß auch ohne Foto, dass mein Schutzengel da ist. Ich würde das Foto wahrscheinlich einfach in irgendeine Schublade legen. Es geht nur darum, dass du ja in einem der letzten Postings geschrieben hast, es wäre sogar ausgesprochen verboten, an etwas zu glauben, dass nicht in den Schriften steht. Nun lege ich aber großen Wert darauf, an meinen Schutzengel zu „glauben“. Einfach so darf ich aber nicht an ihn glauben, daher meine Frage, ob ich das dürfte, wenn ich seine Existenz beweisen könnte. Ob ich also, obwohl ich nicht an ihn glauben darf, versuchen dürfte, seine Existenz zu beweisen.

Nu, es gibt nur einen G´tt und der ist einzig!

Ein Schutzengel ist ja auch kein Gott. Auch ein Schutzengel macht mal Fehler.

Wenn ich das aber richtig verstanden habe, dann dürfte ich durchaus alle mögliche erforschen und zu beweisen versuchen, oder? Oder doch nicht? … Ich habe dazu noch ein neues Beispiel. Einige Leute glauben ja, dass man mit bestimmten Kristallen heilen kann. Ich bin da skeptisch, aber manche glauben das. Nur wäre das Heilen mit Kristallen, wie ich mir auf belief.net habe sagen lassen, wahrscheinlich als Magie zu betrachten. Dürfe ich aber trotzdem jemanden bei so einer Heiltätigkeit beobachten und untersuchen und z.B. mit irgendwelchen Messgeräten versuchen, festzustellen, ob da wirklich etwas passiert? Darf man also alles (na gut, nicht alles, aber vieles) einmal als Hypothese annehmen und dann versuchen, es zu beweisen, auch wenn man es nicht glauben dürfte?

So, das waren wohl genug Fragen für heute. :wink:

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

Aber die Menschen entwickeln sich doch weiter. …

Nach jüdisch, orthodoxer Lehre nicht. Wir entwickeln uns zur
Zeit immer weiter nach unten. Unsere Technik wird immer
ausgereifter, aber unser Wesen entfernt sich immer mehr von
haSchem. Unser G´ttvertrauen ist weniger geworden usw.

Hm. Über so eine Aussage muss man einmal nachdenken. Man hört
so etwas nicht gerne, aber vielleicht ist es trotzdem wahr.

auch von christlicher Seite muss ich Eli hier Recht geben.

Ein Schutzengel ist ja auch kein Gott. Auch ein Schutzengel
macht mal Fehler.

Auch wenn ein Engel kein G’tt ist, macht er trotzdem keine Fehler.
Die Fehler liegen immer bei uns Menschen. Manchmal stehen wir sogar unserem Schutzengel im Weg, sodass er uns nicht helfen kann.

Gruss Harald