Gibt es rechte Soziologen?

Hallo,

wenn ich heute irgendwas von Soziologen in einer politischen Debatte höre oder lese, ist es immer linksorientiert. Mir ist klar, dass das gewissermaßen in der Natur der Sache liegt, trotzdem frage ich mich, ob es denn nicht auch rechtsorientierte Soziologen gibt, ja geben muss. Nach dem Krieg gab es Helmut Schelsky, der war wohl eher rechts, aber wer erfüllt heute die Rolle des rechten oder konservativen Soziologen (hier in Deutschland oder international)?

Wenn Du politische Debatten vor allem in Massenmedien konsumierst werden diese Medien nur Personen einladen die ihnen in den Kram passen. Da Journalisten überproportional oft Anhänger von Parteien wie die Grünen sind, kann man sich denken, dass eher linke Soziologen zu Debatten kommen dürfen.

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Wenn man Soziologie als Wissenschaft betrachtet, dürfte es eigentlich die Wahrnehmung „Rechter oder Linker Soziologe“ gar nicht geben. Die Tatsache, dass jeder weiß, dass Soziologen im Allgemeinen politisch links stehen ist eigentlich ein bedenkliches Zeichen. In den Naturwissenschaften gibt es sowas zum Glück nicht. Da zählt die wissenschaftliche Arbeitsweise, die keine politische Brille verträgt.
Udo Becker

Hallo,

bist Du dir dessen sicher?
Habe selbst eine naturwissenschaftliche Ausbildung und auch in dem Bereich gearbeitet - Gutachten. Meine Erfahrung: wer zahlt hat recht.
Und wenn Politiker Entscheidungen rechtfertigen wollen, die eher rechtstrendig sind, werden sie entsprechende Wissenschaftler finden (das ist preiswerter, als die Linken zu kaufen).
Denke mal an die wenigen, aber vorhandenen Wissenschaftler, die die Klimaveränderung bzw. menschliches Tun als Ursache dafür, bestreiten, oder jene, die Atomkraft seinerzeit für sicher erklärt haben oder behaupteten, Zucker mache nicht dick usw.

Wissenschaftler sind Menschen wie alle anderen und ihre Meinungen, Befindlichkeiten und persönlichen Interessen gehen auch in die Arbeit mit ein, das lässt sich nicht verhindern.

Gruß,
Paran

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Ja, Menschen sind immer beteiligt und sind in der Lage aus Egoismus auch die Wissenschaft zu biegen. Und Irrungen und Irrwege sind natürlich auch möglich. Das ist auch das Prinzip, dass Hypothesen erst fallen gelassen werden, wenn sie entweder aufgrund von Tatsachen plötzlich zusammenbrechen oder aufgrund umfassender neuer Erkenntnisse langsam aussterben.
Eine linke oder rechte Chemische Wissenschaft gibt es aber nur als optische Isomerie, nicht als politische Grundeinstellung.
Udo Becker

In welchem (Themen-) Bereich hast du gearbeitet? Drehte es sich nur um Gutachten (wo jeder sich schon denken kann, dass jeder Gutachter für eine in der Angelegenheit beteiligte Partei / Strömung spricht), oder ging es so weit, dass die Forschung manipuliert wurde?

Warum nicht? Ökonomen können ja auch eher rechts oder links sein. Das finde ich ganz normal. Jeder Mensch hat ja seine Schwerpunkte, Vorlieben, Erfahrungen, Einschätzungen.

Ich denke, es liegt ein Stück weit in der Natur der Sache. Wenn man sich genauer anschaut, was die Gesellschaft beim Einzelnen bewirkt, betont man damit z.B. den Faktor Umwelt gegenüber dem Faktor Anlage. Umwelt ist eher links, Anlage eher rechts. Dementsprechend müssten Biologen eher etwas nach rechts tendieren. Bloß interessieren sich Biologen im Schnitt nicht so sehr für Politik wie Soziologen, sonst hätten sie Gesellschaftswissenschaften studiert.
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Aber meine Frage hat leider noch keiner beantwortet.

Du hast aber meinen Punkt nicht verstanden: Wissenschaft kann nicht und darf nicht politisch sein. Wissenschaftler dagegen können jeder Art von politischer Richtung angehören.
Udo Becker

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Natürlich soll die Wissenschaft an sich nicht ideologisch beeinflusst sein. Aber Soziologen und Ökonomen forschen ja nicht nur, sondern interpretieren die Ergebnisse auch und äußern sich zu laufenden Debatten. Ich denke nicht, dass du den bekannt linken oder rechten Ökonomen wissenschaftliches Fehlverhalten nachweisen könntest, und trotzdem kriegst du von ihnen ganz unterschiedliche Antworten auf Fragen der Zeit. Jeder betont die Fakten und Daten, die seiner Sichtweise nützen. Es ist doch auf fast jedem Fachgebiet so, dass du unterschiedliche Meinungen hast, ohne dass die Fachleute deswegen unseriös wären.

Darüber hinaus bin ich mir auch nicht sicher, inwiefern Wissenschaft völlig wertungsfrei ablaufen kann. Die Generierung der Hypothesen und die gewählten Methoden sind ja schon von der eigenen Sichtweise beeinflusst.

Ein guter Wissenschaftler sollte aber zwischen seinen Studienergebnissen und seinen Interpretationen unterscheiden sowie auch Fakten benennen die seinen Thesen widersprechen. In der Praxis ist dies sicherlich nicht immer so, aber ich sprach ja auch von guten Wissenschaftlern.

Ich gebe gern zu, dass ich da eine extreme Haltung habe: Ökonomische Lehrmeinungen ändern sich so oft, dass ich eben meinen engen Begriff von Wissenschaft nicht erfüllt sehe. Ökonomische Wissenschaften führen halt nicht ohne weiteres zu allgemeingültigen Regeln auf die man weiter aufbauen kann. Das gilt m.E. auch für einige andere Gesellschaftswissenschaften.
Wahrscheinlich sind wir mit unserer Diskussion jetzt schon so weit vom ursprünglichen Thema abgedriftet, dass der Moderator uns bald den Hahn zudreht.
Hat aber Spass gemacht, Grüße Udo Becker

Auch das liegt in der Natur der Sache.

Ebenso.