ja, gibt es
hallo!
interessante frage! du hast zwar recht, daß es nur eine begrenzte anzahl an tönen gibt und daß sich die auch nur in einer begrenzten anzahl kombinieren lassen, aber das ist noch lange nicht alles.
klassischerweise spricht man von den drei wichtigsten parametern der musik, und zwar von melodie, harmonie und rhythmus. die melodie ist die reihenfolge der töne, die harmonie das zeitweilige zusammenklingen derselben und der rhythmus die genaue zeitliche organisation. jede musik weist diese drei parameter auf, auch wenn manche in gewissen fällen in den hintergrund treten (eine unbegleitete einstimmige melodie impliziert zum beispiel auch harmonische zusammenhänge).
zu diesen drei muß man auf jeden fall noch die form dazunehmen, die erst durch die ersten drei entsteht, aber auch immer vorhanden ist. weiters kann man die klangfarbe erwähnen (schon mal für elise auf einer mundharmonika gehört? das ist ganz was anderes als du es gewohnt bist), ich würde aber angesichts der tatsache, daß deine frage auf pop/rockmusik abzielt, in grober vereinfachung vom arrangement sprechen, was ja gewissermaßen auch als klang einer band verstanden werden kann.
so, schauen jetzt wir mal ein bißchen, wie das im detail aussieht. theoretisch ist die anzahl aller möglichen endlich langen melodien mathematisch begrenzt, praktisch ist sie aber nicht so leicht zu erreichen. selbst wenn du eine melodie auf eine bloße tonfolge reduzierst, wirst du eine astronomisch hohe zahl erhalten, wenn du dann aber noch die rhythmische verteilung der töne und vielleicht den gesungenen text (es gibt ja auch nur endlich viele wörter, ist dann die literatur auch irgendwann komplett?) berücksichtigst, kannst du dir vorstellen, daß nicht die gefahr besteht, daß uns irgendwann die ideen ausgehen.
harmonische folgen gibt es tatsächlich nicht unendlich viele, und in der tat kommen bestimmte harmoniefolgen immer wieder vor, meistens ohne daß es dir auffällt. in vielen stilrichtungen gibt es häufig verwendete akkordfolgen, die trotzdem nicht immer gleich klingen. wenn melodie und arrangement unterschiedlich sind, kommt die harmoniefolge nicht so prominent zum vorschein. ein lustiges video zu diesem thema kannst du hier sehen: http://www.youtube.com/watch?v=JdxkVQy7QLM
was ist nun, wenn melodie (inklusive text und rhythmus) und harmoniefolge gleich sind, aber das arrangement verändert wird? das sind dann in der pop/rockmusik die berühmten coverversionen, die zum teil ja wirklich ganz anders klingen als das original. vergleiche mal i will survive von gloria gaynor und von cake. da liegen welten dazwischen. allein mit originellen covers könnte man die musik noch einige jahrzehnte locker weiterführen.
insgesamt kommen so viele aspekte zum tragen, daß es sicher nie passieren wird, daß man keine neue musik mehr machen könnte. klar, es gibt kreativere und weniger kreative phasen, aber wenn man mal wirklich in einen notstand gerät, kann man an den oben erwähnten parametern noch einiges schrauben: zu den 12 halbtönen einer oktav noch zusätzliche zwischentöne dazunehmen (stichwort mikrotonalität), die „regeln“ der harmonischen zusammenhänge erweitern (das ist in der tat mehrfach in der musikgeschichte passiert bzw. passiert eigentlich von tag zu tag unmerklich) und neue arrangements erfinden.
ganz abgesehen voll all dem ist für dich das neue musik, was du noch nicht kennst. ich bin sicher, man könnte dir diverse sachen aus früheren jahrzehnten vorsetzen, die du als neue musik einstufen würdest. und da niemand alles kennen kann, wirst du auch immer was neues für dich entdecken können. muß ja nicht immer das aktuellste und angesagteste sein.