Ist die alte Stahlnormung schon vom Tisch, oder wie lange darf man sie noch verwenden?
Vielen Dank im voraus
mfg
Klaus
Ist die alte Stahlnormung schon vom Tisch, oder wie lange darf man sie noch verwenden?
Vielen Dank im voraus
mfg
Klaus
Ist die alte Stahlnormung schon vom Tisch, oder wie lange darf
man sie noch verwenden?
kommt drauf an welche alte du meinst
Gruß
MrTom
Na die mit St37, also die letzte Stahlnormung vor der aktuellsten
Na die mit St37, also die letzte Stahlnormung vor der
aktuellsten
Wie das in Deutschland ist weiß ich nicht, jedenfalls kenne ich seit der St37 2 Normen:
St37 = St360 = S 235 J0 (sehr alt - alt - neu und obs nun J0 oder doch ne andere Kerbschlagarbeit war weiß ich nicht mehr so genau)
der Österreicher in Ausbildung
Greenberet
Hallo Klaus,
die alten Normen sind schon seit Beginn der 90er Jahre vom Tisch und heute ungültig. Wer heute noch nach alten Stahlnormen bestellt bekommt zum Teil schlechtere Qualitäten geliefert als früher, die Zuordnung von alter Bezeichnung zu neuer Bezeichnung ist nicht eindeutig!
Leider hält sich eine Bezeichnung wie St 37 genauso hartnäckig wie Pfund oder PS.
Wer heute nach alten Stahlbaunormen konstruiert und berechnet wird häufig unwirtschaftlicher (schwerer) bauen als nach den neuen Normen.
Hermann
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Vielen Dank für die Antwort, der Grund warum ich fragte, war, dass in unserer doch so fortschrittlichen Uni immernoch die alte Norm, also aus den achziger Jahren geprüft wird. Ich war mir nur nicht sicher, ob es da ein Verfallsdatum gibt, wie bei der Rechtschreibreform.
Servus
Klaus
Normalerweise unterliegt die Uni-Bibo doch dem Änderungsdienst.
Ich habe mal versucht eine alte Norm für ein anderes Thema zu bekommen-Fehlanzeige-es gibt nur die aktuelle.
Die alte Norm hieß DIN 17100 die neue Norm heißt DIN EN 10025
Die alte wurde damit ersetzt und ist ungültig.
Die DIN 17100 ist jedoch sehr populär (gewesen) und taucht auch noch in sehr vielen Dokumentationen auf. Dazu gehören auch alte Vorlesungsskripte, Prüfungsfragebögen und Köpfe von Professoren, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Man sollte sie nicht so schnell vergessen.
Dennis
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Hi Ihr,
Also man muß schon unterscheiden zwischen Stahlnormung (Material) und Stahlbaunormen (Berechnungsnmethoden).
An der alten Bezeichnung ST… ist ja an sich nichts auszusetzen und wenn sie halt in den Köpfen bleibt machts das ja nichts. Was aber einer meiner Vorredner vielleicht meinte ist die zu konservative Berechnung mit Nennspannungen. Soviel ich weiß hat sich an den Werkstoffwerten nicht viel geändert.
Hallo Thomas,
natürlich muß klar zwischen Stahlnormung und Stahlbaunormung unterschieden werden.
Zur Stahlnormung: Problematisch sind nicht die Werte im angelieferten Zustand. Wenn ich heute einen St52-3 (alte Norm) bestelle, kann mir u.a. ein S355J2G3 oder ein S355J2G4 geliefert werden. Beide halten bei der Lieferung alle zulässigen Norm-Werte ein. Beim S355J2G4 kann es sich aber um einen „mißratenen“ Feinkornbaustahl handeln, der bei der Herstellung nicht auf die gewünschten (höheren) Festigkeitswerte gekommen ist und deshalb vom Hersteller als S355… verkauft wird. Wenn ich diesen Stahl jetzt wie einen alten St52-3 schweiße kann es zu einer deutlichen Entfestigung im Bereich der Wärmeeinflußzone der Schweißnaht kommen. Gleiches gilt sinngemäß für Wärmebehandlungen. Im Schadensfall kann Dir dann nachgewiesen werden, das Du nicht nach den gültigen Regeln der Technik gearbeitet hast, das heißt nach den derzeit gültigen Normen.
Herzlichen Glückwunsch.
Zur Stahlbaunorm: Beim Vergleich der Berechnungsmethoden war nicht die Gegenüberstellung der früheren zulässigen Spannungen zu der Dimensionierung mit dem Verfahren Elastisch-Elastisch nach neuer Norm gemeint. Hier kommen bei der Berechnung fasst exakt die gleiche Querschnitte heraus. Gemeint ist die Dimensionierung nach den neuen Normen, welche die plastischen Tragreserven der Werkstoffe berücksichtigen (Elastisch - Plastisch ; Plastisch - Plastisch). Dadurch lassen sich Einsparungen z.T. über 10% realisieren. Die Werkstoffwerte haben sich dabei nicht geändert.
Hermann
Hallo Hermann,
vielen Dank für die detailierten Informationen, man lernt eben nie aus. Interessant ist natürlich Deine 10% These. Ich glaub Dir das gern, aber wo wird heute bereits mit plastischem Werkstoffverhalten nach Kerbspannungstheorien dimensioniert. Sie sind zwar interessant, aber eben noch nicht letztlich bewiesen. Und in der praktischen Anwendung geht man dann immer wieder von Nenn-, oder aber Strukturspannungen aus. Und dann hast Du ja meist noch Schweißnähte dabei und da geht man ja dann doch lieber den sicheren, konservativen Weg, solang man über Schweißeigenspannungen usw nichts genaues weiß.
Mit netten Grüßen, Thomas.
Hallo Thomas,
das mit den 10% ist keine These! Es geht auch nicht um die Kerbspannungstheorie (Neuper u.s.w.).
Informationen zu dem Thema findest Du unter anderem in der Stahlbaunorm DIN 18800 und im EuroCoDE 3 (Europäische Stahlbaunorm). Oder in der Literatur: Stichwort Fließgelenke, nachgiebige Knoten, Fließzonentheorie …
DIN 18800 - Element 749 : „In kleinen Bereichen darf die Vergleichsspannung die Grenzspannung um 10% überschreiten …“
DIN 18800 - Element 738 : „Eigenspannungen aus dem Herstellungsprozeß (wie Walzen, Schweißen, Richten), Nebenspannungen und Kerbspannungen brauchen nicht berücksichtigt zu werden, wenn nicht ein Betriebsfestigkeitsnachweis zu führen ist (s. Abschn. 7.5.1, Element 741) …“.
Schweißeigenspannungen sind heute sehr gut bekannt, sie sind auch meßbar! Sie liegen nach der Schweißung im Bereich der Schweißnähte in der Höhe der Streckgrenze, d.h. zum Beispiel bei einem St37 (alte Bezeichnung) bzw. S235JRG2 (neue Bezeichnung) bei ca. 235N/mm^2. Das ist für vorwiegend ruhend beanspruchte Konstruktionen (Stahlhalle, Treppe, Bühne …) völlig unproblematisch. Der Bereich der Schweißnaht mit der Eigenspannung wird bei Belastung plastisch gedehnt. Nach der Entlastung ist die verbleibende Eigenspannung gleich Streckgrenze minus Belastungsspannung (Verfestigungseinflüsse nicht berücksichtigt d.h. ideal elastisches - ideal plastisches Werkstoffverhalten).
Es ist richtig, das heute noch vorwiegend nach dem Verfahren mit zulässigen Spannungen dimensioniert wird. Der Grund liegt aber eher darin, das die Berechnung sich dabei auf die klassische Festigkeitslehre stützt und viele meiner Kollegen keine Lust haben sich mit den neuen Normen und der zugrundeliegenden Theorie zu beschäftigen.
In den meisten Fällen ist es auch wirtschaftlicher schnell und konservativ zu dimensionieren. Eine Ingenieurstunde kostet über 100DM. Ein Kilogramm Stahl nur ca. 70 Pfennige. Eine Stunde länger berechnen sollte daher mindestens ca. 150kg Stahl sparen. Bei kleinen Objekten schlicht und ergreifend nicht möglich!
Beispiele, wo bereits mit den plastischen Tragreserven dimensioniert wird findest Du z.B. in der sehr empfehlenswerten Fachzeitschrift Stahlbau (Verlag Ernst und Sohn)
www.wiley-vch.de/ernst+sohn/zeitschriften/stahlbau.html.
Infos zu dem Thema kannst Du der Literatur entnehmen.
z.B.: Stahlbau - Christian Petersen - Vieweg-Verlag
Viele Grüße nach Dresden.
Hermann