für einen historischen Roman (Berlin 1897) müsste ich wissen, ob Corpsstudenten um die Jahrhundertwende auch zu öffentlichen Anlässen wie Theater- und Opernbesuchen im Wichs gegangen sind. Leider hat man mir vonseiten des von mir angeschriebenen Traditions-Corps keine Antwort geben können (oder wollen), und Wikipedia schweigt sich zu dem Thema aus…
Für eine entsprechende Information bedanke ich mich herzlich im voraus!
Hallo,
tut mir leid, das weiß ich nicht. Meine Verbindung ist nicht so alt.
Eigentlich wurde die Wichs nur bei offiziellen Auftreten der Verbindung getragen. Dann auch in der Öffentlichkeit. Mancher hat das sicherlich auch als Protz getragen, da die Wichs ja als besonderers gilt.
Vieleicht bekommen Sie mehr bei der „Gesellschaft für Studentengeschichte“ heraus. www.gds-web.de
Prima! Herzlichen Dank für den nicht nur in dieser Hinsicht interessanten Link!
Ich habe alte Bilder gesehen, aus denen hervorgeht, das Studenten z.B. auch bei Privatveranstaltungen wie Bällen im Wichs erschienen sind, aber wie es sich mit Theatern verhalten hat, weiß offenbar so aus der la main niemand.
Liebe Ulrike,
sorry, da bin ich nicht historisch firm genug.
Ich kann nur sagen, wie es heute wäre:
In Vollwichs grundsätzlich nicht. Mit Couleur (also Band und Mütze)dann, wenn es eine Verbindungsveranstaltung ist.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass jemals Couleurstudenten in Vollwichs im Theater waren, es sei denn, es ist eine Verbindungsveranstaltung wie zum Beispiel die Wiener Rudolfina Redoute (ein Ball), die von einer Verbindung veranstaltet wird und bei der die Ehrengäste ein Ehrengeleit durch die Chargierten erhalten (die dann in Vollwichs sind).
Nur so als Tip:
Anfragen im Institut für Studentengeschichte der Uni Würzburg.
Schöne Grüße,
Kawei
nein, ins Theater wird ein Corpsstudent wahrscheinlich sein Farbenband und seine Mütze/Tönnchen getragen haben. Diese Accessoires nennt man auch einfach nur „Couleur“, weil es Kleidungsstücke sind die die Farben der/des jeweiligen Verbindung/Corps tragen. Das hätte dann so ausgesehen haben können: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/77/Muhlberg_-_…
Wenn besagter Corpsstudent dann z.B. auf Toilette gehen musste, hat er die Mütze einem seiner Bundesbrüder gegeben, damit sie keine Gefahr läuft dreckig zu werden und auch nicht durch den Toilettengang „entehrt“ wird. Dieses in Obhut eines Bundesbruders geben nennt man auch „Couleurwache“.
Der Vollwichs ist uhrsprünglich eine militärische Uniform ähnlich der eines Husaren, also eine Reiteruniform, und wird und wurde nur zu besonders feierlichen Anlässen getragen (Kneipen, Kommersen, Amtsübergaben welcher Form auch immer, etc.)
wunderbar! Herzlichen Dank! Große Erleichterung! Ich bin in sowas - wie Adenauer zu sagen pfelgte - „pingelisch“! Für meine Geschichte kommt es darauf an, ob es glaubwürdig ist, dass ein junger Mann im Publikum sofort als Student erkennbar gewesen ist. Angenommen, sein Beleiter ist ein „Alter Herr“, wird dieser ja wahrscheinlich auch in Zivil die Couleurwache übernommen haben können, oder?
Falls nicht, wäre ich für eine ergänzende Antwort sehr dankbar!
Ansonsten nochmal ganz, ganz lieben Dank! Klasse! Ulrike
Hallo Ulrike,
Ja, es kann sogar ein befreundeter Student einer anderen Verbindung die Couleurwache übernehmen. In Zivil oder nicht spielt da keine Rolle. Verbindungsstudenten von verschiedenen Verbindungen nennen sich übrigens untereinander Farbenbrüder anstatt Bundesbrüder, was ja nur Studenten der eigenen Verbindung sind.
Grüße, Stefan.
leider kann ich dir da nicht weiterhelfen, da ich A KVer bin und B historisch nicht so sehr versiert bin. Falls man dir hierzu eine Antwort bekommst, sei doch so freundlich und kopier sie mir. Das wäre mal ne spannende Info.
Man muss bei der Ausstattung der Wichs unterscheiden, da es grundsätzlich mehrere Arten der Trageweise gibt.
Die komplette Ausstattung („Vollwichs“) wurde (und wird) üblicherweise nicht bei Anlässen wie Theater- oder Opernbesuche getragen. Die „Vollwichs“ als komplette Uniform (inklusive Schläger) wurde und wird üblicherweise nur bei couleurstudentischen Veranstaltungen getragen.
Was aber durchaus denkbar und möglich ist, ist, dass Corpsstudenten „Halbwichs“ bei solchen Gelegenheiten getragen haben. D.h., mit Flaus und schwarze Hosen (eventuell weiße Handschuhe, aber ohne Schläger). Alternativ entweder Schärpe und Cerevis oder Band und Deckel.
Der Flaus kann hier ohne weiters als reine Oberkörperbekleidung getragen werden und ist so ein vollwertiger Ersatz jeder anderen entsprechenden Bekleidung (also etwa Hemd und Sakko). In dem Fall wird er als „Bierjacke“ bezeichnet.
Dass Corpsstudenten in dieser Form Theater und Oper besucht haben, ist zumindest naheliegend und plausibel. Insbesondere in Deutschland der Kaiserzeit waren ja Corps die Korporations-Elite schlechthin. Da hat man sich natürlich auch entsprechend präsentiert.
Im konkreten Fall Berlin kann ich weniger Auskunft geben, da ich aus Wien stamme.
Vielleicht kann aber http://www.corpsarchive.de/ weiter helfen, um historische Tatsachen zu verwerten.
phantastisch! Vielen, herzlichen Dank! Das hilft mir enorm weiter, da es auch noch eine ganze Reihe Alltagssituationen gibt, in denen die genaue Beschreibung der jeweiligen Kleidung von Nutzen ist!
Auch ein Corpsstundent um 1900 hat bei öffentlichen bzw. offiziellen Veranstaltungen die Wichs getragen. Er ist ebenso mit solcher ins Theater, auf die Dissertation eines Bundesbruders, auf den Vortrag, natürlich die Beisetzung,…
Heute ist es nicht mehr so genau. Bei uns trägt man noch Wichs bei Kneipen, bei Hochzeiten und Beerdigungen. (Ich hoffe jetzt nichts vergessen zu haben!!!) Und dann tragen diese auch nur die Chargierten. Um 1900 war das aber „Studentenuniform“.