Glasmythos Kirchenscheiben

Hallo,

ja ich weiß, der leidige Glasmythos: fließt es oder nicht. Mittlerweile dürfte ja bestätigt sein, dass es ein Mythos ist (scheiben wurden gefunden die oben dicker sind, Teleskope arbeiten nach 100 Jahren noch, Antike Gläser sind NICHT proportional stärker zerflossen, usw…)

Was mich eher interessiert: Glas ist amorph und Metastabil. Müsste es nicht (lange bevor man ein mysteriöses fließen bemerken würde) kristallisieren und entglasen? Natürliche Obsidiane zeigen ja ebenfalls bereits rekristallation. Also wenn sich schon Atome verschieben, dann doch zuerst um kristalline Ordnung zu erreichen?

Lange Rede kurzer Sinn: Müssten alte Kirchenfenster nicht eher rekristallisieren als fließen?

Moin,

Lange Rede kurzer Sinn: Müssten alte Kirchenfenster nicht eher
rekristallisieren als fließen?

theoretisch, ja theoretisch müssten sie das tun. Zumindestens einige.
Aber auch hier spielt die sehr hohe Viskosität wieder eine Rolle, die solche Prozesse recht gut unterbindet.

Daß der Übergang amorph --> kristallien funktioniert, kann man am System Karamell --> Kristallzucker sehen.
Ich erinnere mich eines Kunstwerkes, das aus Karamell gefertigt wurde und zum Entsetzen der Museumsleute begann zu kristallisieren. Der Künstler untersagte eine Rettung und so zerbröselte die Büste.
Leider erinnere ich keine Details wie Name des Museums oder des Künstlers.
Muß so in den 80ern gewesen sein.

Gandalf

Hallo,

vielen Dank. Also müsste das Glas zuerst kristallisieren, bevor man ein „myteriöses fließen“ beobachtet. Zum rekristallisieren reicht es ja (meines Wissens) wenn Atome nur ein bisschen im Winkel verrückt werden. Beim fließen müssen ja ganze Atommassen mitbewegt werden.

Moin,

Also müsste das Glas zuerst kristallisieren,
bevor man ein „myteriöses fließen“ beobachtet.

Glas ist keine streng definierte Sache!
Es gibt zig Zusammensetzungen und sicher mindestens genausoviele Verhalten. Es macht schon Unterschiede, wenn ich bei identischer Zusammensetzung unterschiedlich erwärmt (Aufheizungs- und Abkühlungsgeschwindigkeit) Höchsttemperatur, Rührung und was weiß ich.

Aber ich bin kein Glasexperte!

Gandalf

ot
Hi,

Leider erinnere ich keine Details wie Name des Museums oder
des Künstlers.
Muß so in den 80ern gewesen sein.

Das war wahrscheinlich Joseph Beuys (http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Beuys), der hatte ein Faible für Vergängliches.

LG
Jochen

Moin Jo,

Das war wahrscheinlich Joseph Beuys

trotz Honigpumpe, ich bin mir recht sicher, daß er es nicht war :wink:

Gandalf

Schade, das hätte mich jetzt auch interessiert :wink: