Hallo Peter,
mit einem Patentrezept kann ich nicht dienen. Ich hätte aber arge Bedenken, so alten Scheiben mit Stahlwolle und womöglich Stahlschaber zu Leibe zu rücken. Stahlwolle kann rostende Faserrückstände in den Ritzen der Bleiverglasung hinterlassen. Auch Glas verändert sich. Die Oberfläche ist wahrscheinlich nicht mehr so glatt wie vor Jahrhunderten. Materialspannungen führen zu Mikro-Anrissen, die sich im Laufe der Zeit fortpflanzen. Das Glas wird damit porös und kann auch dadurch rostende Bestandteile aufnehmen. In der Dreckschicht können sehr harte Bestandteile gebunden sein, die zu Schrammen führen, wenn man mit Stahlwolle und Schaber reibt. Im übrigen kann es sich um niedrigschmelzendes Weichglas handeln, dem man mit Stahl üble Schrammen beibringen kann.
Zunächst sollte man versuchen zu klären, um welche Art Verschmutzung es sich handelt. Einer Rußschicht kommt man nicht mit klarem Wasser bei. Ansonsten aber hat es sich bewährt, den ersten Versuch mit Wasser und etwas Spülmittel zu unternehmen. Spiritus kann helfen, aber mancher Dreck ist beständig gegen Spiritus, läßt sich mit Wasser aber leicht entfernen. Wenn Wasser und Spiritus auch mit mehrfachem Einweichen nicht helfen, würde ich zu Benzin greifen. Wieder einweichen lassen. Auch die ganze Palette von Haushaltsreinigern ist einen Versuch wert, soweit sie fein gemahlene und keine grobkörnigen schleifenden Bestandteile enthalten. Diese Scheuermittel können an eingefaßten Scheiben häßliche Ränder hinterlassen, die nur mit viel Wasser entfernbar sind.
Alle Versuche erfordern Geduld und genaues Hinsehen. Auf die Schnelle im Akkord nach Quadratmetern ist nichts zu machen. So kann man wertvolle Stücke nur ruinieren und dann sollte man vorher lieber die Finger davon lassen.
Grobe mechanische Methoden würde ich unbedingt vermeiden. Es ist doch sehr ärgerlich, wenn etwas ganze Jahrhunderte überdauerte, aber dann ruiniert wird, weil es jemandem an ein paar Stunden Geduld mangelte.
Gruß
Wolfgang