Glaube/Leichtgläubigkeit/Aberglaube

Hallo,

ich habe eine Frage, die ich besonders an diejenigen richten möchte, die sich ganz klar als gläubig bezeichnen würden.
Was denkt ihr, was der Glaube ist? Ist es eine feste Überzeugung, trotz des Nichtwissens um die Sache?
Ist es vielleicht eine Überzeugung, für die es rationale Gründe gibt, aber keinen sichtbaren oder messbaren Anhaltspunkte feststellbar sind?
Kann ein Glaube rational erfasst werden oder per Definition nicht rational zu erfassen?
Ist es nur Herzenssache oder auch Verstandssache?
Wo ist die Abgrenzung zum Aberglauben oder zur Leichtgläubigkeit?
Wie seht ihr das?

Hallo S.,

hier ist die Definition aus der Bibel;
Hebräer 11:1
Der Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge, der offenkundige Erweis von Wirklichkeiten, obwohl man sie nicht sieht.

Letztendlich haben wir bei den allermeisten Dingen, die wir zu wissen meinen, keine Gewißheit. Wir verlassen uns auf Informationen, die wir aus dritter Hand haben. Und wenn wir aus verschiedenen Quellen die gleiche Information bekommen, halten wir sie für zuverlässig, obwohl uns klar sein müsste, dass die Quellen sehr häufig nur voneinander abgeschrieben haben.

Der ernsthafte Gläubige hat sich mit den Grundlagen seines Glaubens auseinandergesetzt und sie, so weit es in seinem Bereich liegt, auf Zuverlässigkeit und Kohärenz geprüft.

Gruß
Carlos

Hallo,

ich habe eine Frage, die ich besonders an diejenigen richten
möchte, die sich ganz klar als gläubig bezeichnen würden.
Was denkt ihr, was der Glaube ist? Ist es eine feste
Überzeugung, trotz des Nichtwissens um die Sache?

Für mich trifft das zitat (Autor unbekannt) zu:
Christlicher Glaube ist erfahrenes Wissen. D.h es ist etwas das man weiss und es efharen hat, dh es ist eine höhere Form von Wissen. Bsp: Wenn man weiss oder glaubt zu wissen das es Gott gibt und ihn dann noch klar erfährt, IHM zB begegnet, dann ist es Glauben und nicht nur Wissen.
Anderes Bsp: Wenn Du im internet auf der offiziellen Bahnsite siehst, dass ein Zug um 16.57 von A nach B fährt, dann weisst Du es. Wenn Du aber täglich mit diesem Zug fährst, dann weisst du nicht nur, sondern glaubst Du auch, dass er morgen auch um diese Zeit fährt.

Ist es vielleicht eine Überzeugung, für die es rationale
Gründe gibt, aber keinen sichtbaren oder messbaren
Anhaltspunkte feststellbar sind?

Ja, aber nicht nur. Nesbt der rationalen Überzeugung, die es auch braucht, ist es mehr.

Kann ein Glaube rational erfasst werden oder per Definition
nicht rational zu erfassen?

Was Glaube ist, ist Definitionssache. Ich glaube (aber eiss es nicht sicher) morgen regnet es, ist ein anderer glaube als der Glaube an Gott bzw Jesus Christus.

Ist es nur Herzenssache oder auch Verstandssache?

Beides!

Wo ist die Abgrenzung zum Aberglauben oder zur
Leichtgläubigkeit?

Der Verstand kann sich täuschen und das Gefühl ebenso. Wenn man aber in einer Beziehung mit Gott lebt, dann ist diese Beziehung real, also diese beziehung kann keine Täuschung sein. (Gilt auch zwischen menschen)
Wenn diese Beziehung fehlt, dann kann es (muss aber niocht) um leichtgläubigkeit handeln. Wenn nur das gefühl oder nur der verstand da ist, dann kann es sich um Aberglauben handeln.

Gruss
Beat

Hallo,

Ist es eine feste
Überzeugung, trotz des Nichtwissens um die Sache?

So ungefähr würde ich das ausdrücken. Wobei das „Nichtwissen“ imho eher darin besteht, dass man keine belastbaren „rationalen“ Argumente hat, aber natürlich ist man selbst so überzeugt von seinem Glauben, dass man die für sich selbst nicht braucht.
Das Fehlen von „Beweisdaten“ ist natürlich auch ein Vorteil, denn was rational nicht bewiesen ist, kann auch nicht widerlegt werden.

Ist es vielleicht eine Überzeugung, für die es rationale
Gründe gibt, aber keinen sichtbaren oder messbaren
Anhaltspunkte feststellbar sind?

Das auch…wer sich zum Glauben entscheidet, hat ja im Normalfall einen Grund dafür, sei es ein konkretes Erlebnis oder einfach eine bewusste Entscheidung vor dem Hintergrund der Überzeugung, dass ein Leben mit Glauben besser ist als eins ohne.

Kann ein Glaube rational erfasst werden oder per Definition
nicht rational zu erfassen?

Kommt drauf an - es gibt rationale Gründe, sich zu irgendeinem Glauben zu bekehren. Aber rational zu erfassen bzw. zu widerlegen indem man logische Widersprüche in einem Glaubenssystem aufdeckt, ist Glauben meiner Meinung nach nicht.

Ist es nur Herzenssache oder auch Verstandssache?

Beides. Kein Mensch kann an etwas glauben, wozu er komplett seinen Verstand ausschalten müsste (ok, mag sein, dass es das gibt, aber es gehört imho nicht zum Wesen eines Glaubens dazu), aber dass Glauben auch Herzenssache ist, merkt man ja daran, dass man an Menschen alles mögliche kritisieren kann, aber wenn es um den Glauben geht, ist man sehr schnell sehr empfindlich.

Wo ist die Abgrenzung zum Aberglauben oder zur
Leichtgläubigkeit?

Der Ernst, mit dem man glaubt. Aberglaube ist ja meistens auf einzelne Aspekte begrenzt und hat oft einen konkreten Anlass, beispielsweise versucht man sich an einem „Liebeszauber“, wenn man halt verliebt ist oder lässt sich die Karten legen, wenn man vor einer Entscheidung steht etc.
Wenn man sich aber bewusst für einen Glauben entscheidet und daran festhält, mehr oder weniger sein Leben danach ausrichtet, dann muss es einem schon ernster sein, und das probiert man nicht einfach so mal aus (wie einfach mal bei der chinesisches-Horoskop-Hotline anzurufen), weil ein „richtiger“ Glaube den ganzen Menschen mit dem ganzen Leben fordert. Das ist das Gegenteil von Leichtgläubigkeit.
Was natürlich nicht ausschließt, dass es auch Leute gibt, die einer Art „christlichem Aberglauben“ frönen (gibt es in anderen Religionen bestimmt auch), etwa vor einer Prüfung mal auf gut Glück eine Kerze in der Kirche anzünden oder so. Das wäre nur schwer von Aberglauben abzugrenzen.

So seh ich das…
Grüße
Sonja

Lieber Segmentkoppler
Ich erlaube mir, dir zu antworten, obwohl man mich nicht zwingend als gläubig bezeichnen könnte. Mich hat die Frage einfach interessiert. Die Formel Glaube = Nicht-wissen ist Unsinn. Gewusste Religion wäre keine. Es ist eine Existenzfrage jeglicher Religion, auf eine nicht-beweisbare Hoffnung hinzuarbeiten. Rationale Gründe für einen Glauben tragen nicht; sie sind nutzlos. Glaube ist Mystik.
Aberglauben fehlt fast immer das Umfassende. Er spekuliert dem Sinne nach darauf, genauso ernst genommen zu werden wie eine Religion, indem er eine Gleichheit herleitet. Aber ihm fehlt zur Metaphysik das Angebot des Vollkommenen.
Aber die Grenzen sind fließend. Ich meine, früher im Unterricht gehört zu haben, dass das aufkommende Christentum als Aberglaube bezeichnet wurde und man sich sektiererisch in Katakomben traf.

Leichtgläubigkeit ist am ehesten durch den Begriff „Naivität“ zu ersetzen. Dieser Begriff bezeichnet eine bedauernswerte Charaktereigenschaft eines Individuums und hat nicht zwingend mit Religion zu tun (auch nicht mit Intelligenz).
Viele Grüße
Voltaire