Hallo,
Ist es eine feste
Überzeugung, trotz des Nichtwissens um die Sache?
So ungefähr würde ich das ausdrücken. Wobei das „Nichtwissen“ imho eher darin besteht, dass man keine belastbaren „rationalen“ Argumente hat, aber natürlich ist man selbst so überzeugt von seinem Glauben, dass man die für sich selbst nicht braucht.
Das Fehlen von „Beweisdaten“ ist natürlich auch ein Vorteil, denn was rational nicht bewiesen ist, kann auch nicht widerlegt werden.
Ist es vielleicht eine Überzeugung, für die es rationale
Gründe gibt, aber keinen sichtbaren oder messbaren
Anhaltspunkte feststellbar sind?
Das auch…wer sich zum Glauben entscheidet, hat ja im Normalfall einen Grund dafür, sei es ein konkretes Erlebnis oder einfach eine bewusste Entscheidung vor dem Hintergrund der Überzeugung, dass ein Leben mit Glauben besser ist als eins ohne.
Kann ein Glaube rational erfasst werden oder per Definition
nicht rational zu erfassen?
Kommt drauf an - es gibt rationale Gründe, sich zu irgendeinem Glauben zu bekehren. Aber rational zu erfassen bzw. zu widerlegen indem man logische Widersprüche in einem Glaubenssystem aufdeckt, ist Glauben meiner Meinung nach nicht.
Ist es nur Herzenssache oder auch Verstandssache?
Beides. Kein Mensch kann an etwas glauben, wozu er komplett seinen Verstand ausschalten müsste (ok, mag sein, dass es das gibt, aber es gehört imho nicht zum Wesen eines Glaubens dazu), aber dass Glauben auch Herzenssache ist, merkt man ja daran, dass man an Menschen alles mögliche kritisieren kann, aber wenn es um den Glauben geht, ist man sehr schnell sehr empfindlich.
Wo ist die Abgrenzung zum Aberglauben oder zur
Leichtgläubigkeit?
Der Ernst, mit dem man glaubt. Aberglaube ist ja meistens auf einzelne Aspekte begrenzt und hat oft einen konkreten Anlass, beispielsweise versucht man sich an einem „Liebeszauber“, wenn man halt verliebt ist oder lässt sich die Karten legen, wenn man vor einer Entscheidung steht etc.
Wenn man sich aber bewusst für einen Glauben entscheidet und daran festhält, mehr oder weniger sein Leben danach ausrichtet, dann muss es einem schon ernster sein, und das probiert man nicht einfach so mal aus (wie einfach mal bei der chinesisches-Horoskop-Hotline anzurufen), weil ein „richtiger“ Glaube den ganzen Menschen mit dem ganzen Leben fordert. Das ist das Gegenteil von Leichtgläubigkeit.
Was natürlich nicht ausschließt, dass es auch Leute gibt, die einer Art „christlichem Aberglauben“ frönen (gibt es in anderen Religionen bestimmt auch), etwa vor einer Prüfung mal auf gut Glück eine Kerze in der Kirche anzünden oder so. Das wäre nur schwer von Aberglauben abzugrenzen.
So seh ich das…
Grüße
Sonja