Glaube und Glauben

Es fällt schwer, um nicht zu sagen, es ist unmöglich, über etwas zu diskutieren wenn die Definition nicht einheitlich ist. Ein Diskutant, der sich als atheistisch bezeichnet, meinte, dass jeder Mensch einen Glaube hätte.
Glaube ist meiner Meinung nach aber das Glauben an Übersinnlichkeit. Glaube mit glauben gleichzusetzen, würde nämlich bedeuten, dass der Begriff Glaube überflüssig gemacht würde.
Die Fische im Aquarium glauben, dass sie gleich Futter bekommen. Das Wasserstoffatom glaubt, dass gleich ein Sauerstoff daherkommt, damit sie heiraten können.
Gibt es eine eindeutige Trennung in der deutschen Sprache zwischen Glaube und glauben, die in theologienahen Diskussionen brauchbar ist?

Die Bibel sagt das im Buch an die Hebräer (11:1) so:

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Servus,

‚Glaube‘ ist ein Substantiv, ‚glauben‘ ist ein Verb. Beide haben zwar sprachlich miteinander zu tun, aber es wäre verkehrt, anzunehmen, das Substantiv ‚der Glaube‘ sei identisch mit der Substantivierung des Verbs ‚das Glauben‘. Es sind verschiedene Wörter mit verschiedenen Bedeutungen, die nicht ineinander übergehen; insofern braucht es keine 'eindeutige Trennung", sondern es genügt eine Definition. Dass eine Bedeutung des Verbs „glauben“ von dem Substantiv „der Glaube“ abgeleitet ist, bedeutet nicht, dass die übrigen Bedeutungen dieses Verbs irgendeine Wirkung auf die Bedeutung des Substantivs „der Glaube“ hätten.

Glaube braucht sich nicht auf ‚Übersinnlichkeit‘ zu beziehen: „Der Angeklagte erwarb den Gegenstand von D. im festen Glauben, dieser sei dessen rechtmäßiger Eigentümer.“

Die Definition aus dem Duden funktioniert ganz gut:

Glaube
gefühlsmäßige, nicht von Beweisen, Fakten o. Ä. bestimmte unbedingte Gewissheit, Überzeugung

glauben

  • für möglich und wahrscheinlich halten, annehmen; meinen
  • fälschlich glauben, für jemanden oder etwas halten; wähnen
  • für wahr, richtig, glaubwürdig halten; gefühlsmäßig von der Richtigkeit einer Sache oder einer Aussage überzeugt sein
  • jemandem, einer Sache vertrauen, sich auf jemanden, etwas verlassen
  • vom Glauben erfüllt sein, gläubig sein
  • in seinem Glauben von der Existenz einer Person oder Sache überzeugt sein, etwas für wahr, wirklich halten

Schöne Grüße

MM

hier sind Glaube und Glauben nebeneinander
genau den Unterschied wollte der Themenstarter aber wissen
(wobei ich an den Woertern keinen sehe)

Servus,

gefragt wurde ja eigentlich nach einer ‚eindeutigen Trennung‘

und dazu hab ich die Erläuterung geschrieben.

Die beiden Substantive „der Glaube“ und „der Glauben“ sind in ihrer Bedeutung ganz genau identischh.

Schöne Grüße

MM

Wort-glauberei

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Hallo,

Damit hat er such recht.
Glauben besagt, dass man etwas unbewiesenes als Tatsache hin nimmt.

Die Existenz eines Gottes kann nicht bewiesen werden.
Umgekehrt kann man auch nicht beweisen, dass es Gott nicht gibt.

Es gibt also keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Gläubigen und Atheisten. Der Atheisten hat nur keine schönen Märchen, wie sie z.B. in der Bibel oder dem Koran usw. stehen.

Der Unterschied zwischen Glaube und glauben ist nur grammatikalisch.
Der Glaube bezeichnet das Gebilde und glauben ist dann die Tätigkeit dieses Gebilde zu akzeptieren.

MfG Peter(TOO)

So identisch wie „Drache“ und „Drachen“? Das können viele nämlich auch nicht auseinanderhalten.

Das eine ist ein Fabelwesen und das andere ein Papierflieger.

Salü Peter,

die Frage nach einem Beweis dafür, dass etwas nicht ist, hat aber logisch eine ganz andere Qualität als die nach einem Beweis dafür, dass etwas ist.

Die These, jeder Mensch habe einen Glauben, ließe sich wohl weniger abstrakt allgemeingültig, sondern eher ganz pragmatisch-technisch untermauern, mit der gegebenen Kapazität des menschlichen Hirns, die es notwendig macht, ständig in großem Umfang unbewiesene und unbelegte Tatsachen zu glauben, sogar auch solche, von denen man weiß, dass sie systematisch Fehler enthalten wie die Darstellung, die die Augen vom Gesichtsfeld liefern: Damit man überhaupt in der Lage ist, zu entscheiden und zu handeln, ist man auf ständiges Glauben angewiesen, weil man sonst vollständig mit Überprüfen und Beweisen ausgelastet wäre und nicht dazu käme, neben dem Beweisen her z.B. einen Wecken zu essen, also nicht sehr lange überleben könnte.

Schöne Grüße

MM

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Noi, eben grad nicht! Sondern ganz auf echt.

Ich suche jetzt grad vergeblich nach einer Verwendung von „Glauben“ mit n hintendran im Nominativ außerhalb religiösen oder sonstwie spirituellen Zusammenhangs, aber ich halte es für ausgeschlossen, dass diese n-Endung im Zusammenhang mit einem Bedeutungsunterschied stünde. Wenigstens einmal, dass ich mit Konrad Duden einer Meinung bin.

Schöne Grüße

MM

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Aus atheistischer Sicht kann man „glauben“ auch mit „Annahmen treffen“ umschreiben.
„An Gott zu glauben, ist eine unbegründete Annahme. Ich glaube nicht an Gott, weil ich die Existenz eines Gottes nicht annehme.“

„Glauben“ im Sinne von Glaube leitet sich von „geloben“ im Sinne von „Treue geloben“ ab. Das entspricht dem hebräischen „aman“, mit dem die innere Haltung eines Juden zu seinem Gott benannt wird.

Chan

Hallo,

  • der Glaube ist gleichbedeutend mit der menschlichen inneren Freiheit, macht daher von vorn herein Sinn und ist grundsätzlich zweckfrei (Beispiel: Ich denke also bin ich)
  • glauben (Verb) ist die innere Auf- und Ausrichtung
  • dem/den Glauben ist vorrangig zweckgerichtet (Beispiel: Im Glauben sein dass, etwas oder etwas anderes ist oder nicht ist)

Von daher ist jeder Mensch grundsätzlich gläubig, es sei denn er gibt sich auf. Glaube zeigt sich durch Demut und Ferne zur Arroganz und Überheblichkeit.

Missionierende Eiferer oder auch überhebliche Besserwisser handeln durchweg und ausnahmslos wie Ungläubige, weil sie sich eines eitlen Vorteils oder einer Sache mit Haut und Haaren verschrieben haben. Je radikaler sie in ihrer Erscheinung sind und handeln, desto ungläubiger sind sie.

Gruß mki

Hallo Chan,

das stimmt, ist aber nur eine unter vielen anderen möglichen/legitimen Auslegungen.

Gruß mki

Hallo,

Ja, kann man. Möglich ist vieles.

Gruß mki

Hallo,

das ist eine zweckgerichtete Annahme aber nicht wirklich Glaube im eigentlichen Sinn.

Gruß mki

Hallo,

Beim Glaube geht es eigentlich auch nicht um die Frage, ob Gott existiert oder nicht.

Gruß mki

Hallo,

JEIN: Zuversicht: ja, Gutgläubigkeit: nein

Gruß mki

Glaube: Subjekt bezogen
Glauben: Objekt bezogen

Gruß mki

Hallo mki,

die meines Erachtens gut brauchbare Definition aus dem Duden habe ich gegeben:

Deine davon abweichende Definition habe ich noch nicht gesehen. Gibst Du sie bitte, damit man weiß, wovon die Rede ist?

Schöne Grüße

MM