Mit Verspätung, zwei Trouvaillen:
Alter in Ägypten
_Nur wenige dürften allerdings so glücklich auf ihr Leben zurückgeschaut haben wie der Hohepriester Nebneteru aus der 22. Dynastie, der auf seiner Statue die Inschrift anbringen ließ mit dem Schluß:
»Ich habe mein Leben in Freuden verbracht, ohne Sorgen und ohne Krankheit. …
Versucht, daß gleiches euch widerfährt!«
Wie in jedem Leben stritten im Gemüt der Ägypter zwei entgegengesetzte Streben: die Lebenshoffnung und die Todessehnsucht. Am Ende ihres Weges schauten die einen auf die Stationen von Kummer und Mühen zurück, verfielen in Schwermut und wünschten sich Befreiung von aller Pein. Die meisten aber becherten nach Vermögen und sahen weiterer irdischer Zukunft erwartungsvoll entgegen.
Die klassische Beschreibung des Alters verdanken wir der Lebenslehre des Ptahhotep aus dem Alten Reich:
Die Glieder sind hinfällig, die Schwäche nimmt zu.
Die Kraft schwindet dahin, weil das Herz müde geworden ist.
Der Mund ist stumm, er kann nicht mehr sprechen.
Die Augen sind matt, die Ohren taub. …
Der Geist ist vergeßlich, er kann sich nicht mehr an gestern erinnern.
Die Knochen tun weh im Alter.
Aufstehen und Sichsetzen sind gleichermaßen beschwerlich.
Was einmal gut war, ist schlecht geworden.
Der Geschmack ist völlig verschwunden.
Die Nase ist verstopft, sie kann nicht mehr atmen.
Was das Alter aus den Menschen macht, ist der Übel ärgstes.
Die Nöte eines solchen Alterswracks halten den Leib besetzt.
Anders leidet der Lebensmüde, der im Gespräch mit seiner Seele nach Gerechtigkeit lechzt. Er sehnt sich ins Jenseits, wo das Recht waltet, und bringt diese seine Sehnsucht am Schluß des Dialogs mit dem schönen Gedicht zum Ausdruck:
Der Tod steht heute vor mir wie die Genesung eines Kranken,
wie wenn man nach einem Leiden wieder ausgeht.
Der Tod steht heute vor mir wie der Duft von Myrrhen,
wie wenn man an windigem Tage unterm Sonnensegel sitzt.
Der Tod steht heute vor mir wie der Duft von Lotosblumen,
wie wenn man am Rande der Trunkenheit weilt.
Der Tod steht heute vor mir wie das Ende eines Unwetters,
wie wenn man vom Kriege nach Hause kommt.
Der Tod steht heute vor mir wie eine Entwölkung des Himmels,
wie wenn einer entdeckt, was ihm bisher verborgen war.
Der Tod steht heute vor mir, wie wenn jemand sein Haus wiedersieht,
nachdem er viele Jahre in Gefangenschaft verbracht hat._
Aus: Emma Brunner-Traut, Alltag unter Pharaonen
50+
Hat man das fünfzigste Jahr überschritten, sehnt man sich nach nichts mehr und fürchtet nichts mehr als neue Liebe.
Aus: Franz Werfel, Der Stern der Ungeborenen
Wie gesagt: Lesefrüchte
Fritz, der sich auf seinen 50sten vorbereitet