Hi Leah,
Wann ist eine Quelle zuverlässig?
man kann aber doch schlecht alles selbst nachprüfen???
Nein, alles selbst nachprüfen kann man nicht, aber bei seriösen Quellenangaben besteht doch zumindest die Möglichkeit, diese Quellen zumindest einige Schritte (denn sie berufen sich ja im Regelfall wiederum auf Quellen!) zurückzuverfolgen;
ergo muss der Quellen-Berufer damit rechnen, auch wenn faktisch dann keiner nachprüft …
Also die Wiki-Links z.B. bieten ja auf der Wikipedia-Seite selbst wiederum Links an, auf denen meist wiederum Links angeboten werden …
Bei wissenschaftlichen Quellen wird auf diese grundsätzliche Überprüfungsmöglichkeit ja noch viel mehr Wert gelegt.
Ein zweiter Punkt ist die „Begriffsperson“, von der die Quelle stammt.
Die Wissenschaft arbeitet mit Reputation und mit Titeln (und mit dem stupiden Erzeugen eines Sachverwaltercharakters), versucht damit „Personen“ zu erzeugen, die eine Vertrauensbasis darstellen können kraft Autorität (der ganze Wissenschaftsbetrieb ist trotz gegenteiliger Selbstdarstellung ein extrem autoritäres Gebilde!)
Wikipedia arbeitet ebenfalls mit diesen „Begriffspersonen“, weil es klar offenlegt, welche Person welchen Beitrag zu einem Artikel geleistet hat, wobei man dieser Person über die Auflistung aller seiner Beiträge bis zu einem gewissen Grad Fachkenntnis zuschreiben kann, also zu ihr Vertrauen entwickeln kann, also immerhin prinzipiell zumindest, aber auf dem „prinzipiell“ beruht ja alle Glaubwürdigkeit von Quellen.
Wer-weiss-was gönnt uns die Personensuche leider nicht, was sehr schade ist!!! - das sei an dieser unpassenden Stelle mal eingeworfen 
begründet übrigens mit dem m.E. gerade falschen Argument, hier wäre ein Ort der Wissensvermittlung, an dem die Personensuche nichts zu suchen hätte
Der dritte Punkt, der mir gerade einfällt, ist diese unglaubliche Diffusität der Glaubwürdigkeit von Quellen (das trifft natürlich nicht auf die ganzen simplen Antwort-Quellen wie z.B. die nach der Uhrzeit zu, die jeder leicht selbst überprüfen kann, aber bei der Resi durchaus bereits);
da ich das nicht abstrakt erklären will-kann, sei es am Beispiel geschildert:
In vieler aktueller (popular- und)wissenschaftliche Literatur zu AD/HS trifft man als Zusatz zu bestimmten Aussagen die Angabe „(Zametkin 1990)“, also den Verweis auf eine bestimmte Studie Zametkins, die ziemlich zentral für diesen Diskurs steht.
Was soll eine solche Quelle ohne Zitation bringen in Anbetracht dessen, dass zwar grundsätzlich überprüft werden könnte, ob diese Studie tatsächlich die Aussage belegt, die sie angeblich belegen soll (m.E. ist das in vielen Fällen nicht der Fall), und zweitens angesichts der Tatsache, dass die Glaubwürdigkeit dieser Studie, die ja in gewisser Weise auf den Quellen von empirischen Befunden beruht, selbst umstritten ist, unter Berufung auf andere Quellen als wertlos betrachtet werden kann?
Hier müsste man also in extremis die Versuche wiederholen, die zu den Aussagen in Zametkin 1990 geführt haben, was inzwischen auch schon (auch von Zametkin selbst) geschehen ist, die nun Aussagen von manchen gestützt, von manchen zurückgewiesen wurden, dennoch aber noch heute „Zametkin 1990“ als Quelle für bestimmte Aussagen angegeben wird …
Aber welcher Überprüfung mag man nun wiederum Vertrauen schenken?, auf der Basis welcher Quellenlagen? … ad infinitum, weil m.E. die ganze Quellenüberprüfung zirkulär ist, nie einen Anfangspunkt erreichen kann.
Kurzer Rede langer Sinn: Für meine ersten beiden Punkte ist die Frage „glaubwürdig oder nicht?“ auch in ihrer Bivalenz durchaus sinnvoll und halbwegs beantwortbar, für den letzten Punkt aber (angesichts dessen die beiden oberen zu Miniproblemchen schrumpfen) ist die Frage m.E. nicht beantwortbar, wahrscheinlich nicht mal sinnvoll stellbar.
Literaturangabe:
Luhmann, „Selbststeuerung der Wissenschaft“, in: ders., „Soziologische Aufklärung I“
Foucault, „Die Ordnung des Diskurses“
soviel Angabe von Quellen muss bei dieser Frage schon mal sein, schließlich leben wir im Zeitalter der Rekursion 
Viele Grüße
Franz
P.S.: Ich finde übrigens, dass das Internet mit seinen unendlichen Verlinkungen dieses allgemeine Problem der Glaubwürdigkeit von Quellen auf geniale Weise bewusst gemacht bzw. wohl noch bewusst machen wird.