Hallo,
angeregt durch das Thema Fernsehen frage ich mich gerade,
warum Eltern so wenig Ehrlichkeit dahingehend aufbringen
können, wie ihr tatsächliches Leben mit Kindern ist?
Warum sollte man für andere etwas anders darstellen
als es ist? Um besser dazustehen?
Vielleicht aus Angst auf wenig Verständnis in ihrer Umwelt dafür zu stoßen, dass sie gelegentlich/öfter - eigentlich ganz normale - Probleme mit Ihren Kindern haben?
Was wird da alles erzählt, was man anhand von 1001 Beweis oder
mindestens Indiz jederzeit problemlos widerlegen kann.
Siehst Du. Wozu also?
Warum begehen Menschen Verbrechen mit klassisch hohen Aufklärungsquoten?
Was wird da für ein Idealbild gemalt, was - ohne dass dies auch
nur ansatzweise eine tatsächlich vorwerfbare Vernachlässigung
der Kinder bedeuten würde - nicht ansatzweise stimmt? Warum
baut man damit so hohe Hürden für „ganz normale Eltern“, an
denen man nur scheitern kann? Warum schafft man damit
insbesondere noch höhere Hürden für die Eltern, denen gar
nicht so viel fehlt, auf einen gesunden, vertretbare Weg zu
kommen, und die es dann lieber gleich sein lassen, weil sie
„vorgeschriebenen“ Ziele eh nie erreichen können und werden?
Weil der Mensch so ist? Man hat also den Wunsch,
sich an die maßgebliche Propaganda zu halten, ins-
besondere wenn man diese nicht durchschaut.
Und dann muss man das einfach so schulterzuckend hinnehmen, oder darf man da den Finger in die Wunde legen? Insbesondere dann, wenn die Angst offen über Probleme sprechen zu können dazu führt, dass Familien in denen es ernste Probleme gibt, sich nicht trauen Hilfe zu suchen? Das ist mir ein zu hoher Preis.
„Go the F**k to Sleep“ stammt von einem durchaus seriösen
amerikanischen Literaturprofessor und Autor,
Wiki: „American author and professor of fiction“
Hehe! Ich weiss ja noch von früher, daß Du aus beruflichen
Gründen ein trainierter Nach-Äußerlichkeitenbeurteiler
sein müßtest; aber ein „Professor“ in den USA und noch
dazu einer für „Fiction“ stellt meiner Meinung nach
keine besonders hohe „Sozialisierungsleistung“ dar 
Und jetzt frage ich mich immer noch, was ein Anwalt oder IT-ler in seinem beruflichen Leben für ach so große Chancen hat, irgendetwas nach Äußerlichkeiten zu beurteilen. Aber Du hast da sicher eine interessante Theorie, die mich brennend interessieren würde. Wer weiß, vielleicht sitze ich ja demnächst auf dem Podium bei Deutschland sucht den Super-Projektleiter statt alleine am heimischen Schreibtisch über 100 seitigen Verträgen.
Der Unterschied fiction/non-fiction in der Literatur sagt Dir jetzt nicht so wirklich was, oder? Und Rudgers als eine der besten amerikanischen Unis ist Dir jetzt auch nicht so wirklich bekannt? Ja, ja, ich weiß, taugt natürlich alles nicht, so ein wenig tumber Antiamerikanismus muss schon sein. BTW: Die Sozialisierung eines DJs zum Literaten finde ich tatsächlich beeindruckend.
der schon so manchen Preis für „anständige“ Literatur
gewonnen hat,
Schon mal? Vom Verein fiction-schreibender Professoren?
Die Rezensionen und Auszeichnungen für „Angry Black White Boy“ oder „The End of the Jews“ hast Du Dir jetzt vermutlich nicht durchgelesen. Könnte sein, dass Du da doch ein wenig auf dem falschen Dampfer bist, wenn Du meinst, dass da jemand billige Science Fiction Heftchen schreibt.
und verpackt in Versform den Frust eines ganz normalen
Vaters seine kleine Tochter ins Bett zu bekommen.
Ich halte das Buch für ziemlich albern geschrieben
(kenne nur die eng. Version), aber die Bilder sind
gut. Es ist aber imho nicht nur albern, sondern -
wenn er das ad personam „Tochter“ bezieht, grenzwertig.
…
My life is a failure, I’m a shitty-ass parent.
Stop fucking with me, please, and sleep.
…
„I’m a shitty-ass parent“ bezieht sich jetzt aber schon eher auf sich selbst.
und zwar so in jeder Strophe.
Das sind imho „Unterschichtenspäße“.
Vielleicht aber einfach auch der Mut eines gebildeten Menschen sich einzugestehen, dass auch in ihm durchaus andere Seiten stecken.
Na ja, wems gefällt …
Muss ja keinem. Ich habe mir das Buch auch nicht gekauft, und werde es auch nicht tun, weil ich die Verse an sich so toll nicht finde. Das ändert aber nichts daran, dass ich es toll finde, dass jemand der für ernste Literatur bereits hoch dekoriert ist, den Mut hat so sein Innerstes nach außen zu kehren, und zuzugeben, dass es jenseits süßer Eltern-Kind-Fotos in einer Familie auch die ganz normalen täglichen Kleinigkeiten gibt, die auch die besten Eltern mal bei Gelegenheit in den Wahnsinn und an den Rand der Verzweiflung treiben können.
Politisch vollkommen inkorrekt enthält jeder Vers
genau die Schimpfwörter, die Mütter und Väter in
solchen Situationen alle gerne mal denken, aber
normalerweise eben nicht auszusprechen wagen.
Ich muß Dir ehrlich sagen, daß ich gar nicht
auf die Idee gekommen wäre, mein Kind dafür
zu hassen, daß es nicht einschlafen konnte.
Im Gegenteil, die abendlichen ruhigen und langen
Gespräche mit meiner Tochter (jetzt 9) zwischen 3
und 6 Jahren schätze ich im nachhinein als
wichtig und richtig ein. Ich hatte natürlich
auch nicht das Problem, in der halben oder einen
Stunde Fußball oder Nachrichten gucken zu müssen 
Es geht nicht darum sein Kind zu hassen, sondern darum sich einzugestehen, dass Familienleben und Kindererziehung nicht immer nur heile Welt und Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Das Werk hat bei Amazon.com aktuell Verkaufsrang 2
unter den Büchern. Wer die wohl alle gekauft hat?
Trifft den Massengeschmack des „weltlosen Menschen“.
So wie Coca Cola, Sony Playstation, Nintendo (3)DS usw.
Ja, ja, wenn wir selbst nicht dazu gehören, muss es eben schlecht sein.
Weiterhin kann der moderne Mensch nun wieder entspannter
der Propaganda folgen, daß Kinder unbedingt alleine
einschlafen müssen und zwar in einem abgetrennten
Zimmer.
Wer sagt das?
Also vielleicht einfach mal mehr Mut zur Ehrlichkeit!
Für mich würde die Ehrlichkeit zunächst bei der
Bewertung der „modernen“ Propagandalügen und
bei der Infragestellung der eigenen Bequemlichkeit
beginnen.
K.A. was Du meinst.
Gruß vom Wiz