Goethes Grammatikschwächen ;-)

Hallo Leute.
Habe neulich im Faust gelesen.
Da taucht im „Kerker“ der Hinweis von Mephisto auf:
„Mein Pferde schaudern“

Müßte es nicht eigentlich heißen: „Meine Pferde schaudern?“
(Klar müßte es so heißen. Aber warum schreibt Goethe es dann nicht so??

Dann „Auf der Straße“, Mephisto meint über die Enttäuschung, der Pfarrer habe sich des Schmuckes, eigentlich fürs Gretchen angeschafft, bemächtigt:„Strich drauf ein Spange, Kett’ und Ring…“

Hier müßte es ja „…eine Spange…“ heißen.

Vielleicht hat ja auch Mephisto eine leichte Deutschschwäche??

Wo wir bei leichten Schwächen sind: Faust antwortet auf die Mutmaßung, die Liebesnacht mit Gretchen stünde wohl kurz bevor:„Was geht dich’s an?“ Wo es meinem Sprachgefühl nach wieder heißen müßte:„Was geht’s dich an“ (Immerhin findet man mehr Googletreffer so als mit Goethes Version. Btw: Ob Goethe wohl gewußt hat, daß man durch diese eigenwillige Wortstellung seine Textstellen irgendwann mal besser googlen kann?)

In der Gründgens Faustinszenierung wird nebenbei gesagt auch die zweite Version gesprochen - also nicht der Originaltext.

Wer weiß was??

Gruß Joachim.

Behandelt den Goethe mit Nachsicht …
Hallo, Jochen,
ganz abgesehen davon, dass man dem „Dichterfürsten“ natürlich auch einiges an dichterischer Freiheit zugestehen muss, zwingt er seinen Faust ja in ein Versmaß, das gelegentlich Kompromisse fordert.
Dazu kommt natürlich auch noch, dass wir den schon sein einigen jahrhunderten toten Goete nicht mit der Elle einer sich in dieser Zeit weiterentwickelten Sprachgewohnheit messen dürfen.
Gruß
Eckard

Hallo Joachim,

er reimte ja auch jung auf genug.
In Faust I, Strasse vor Gretchens Haus,
Mephisto erschlaegt den Bruder Gretchens,
Valentin, der in den letzten Zuegen noch
sagt:
„Mein Gretchen, sieh! Du bist noch jung,
Bist gar noch nicht gescheit genung“

Eindeutig, der Goethe war ein Hesse aus Frankfurt.

Aber im Ernst - damals war die deutsche Sprache
nicht so im Korsett wie heute, da hatte man noch
Freiheiten. Und nahm sie sich, gerade auch ein
junger Goethe.

Gruesse
Elke

Hallo Leute.
Habe neulich im Faust gelesen.
Da taucht im „Kerker“ der Hinweis von Mephisto auf:
„Mein Pferde schaudern“

Vielleicht fehlt da auch nur ein Auslassungs-Apostroph, mit Auslassung des Reimes wegen.

Dann „Auf der Straße“, Mephisto meint über die Enttäuschung,
der Pfarrer habe sich des Schmuckes, eigentlich fürs Gretchen
angeschafft, bemächtigt:„Strich drauf ein Spange, Kett’ und
Ring…“

Hier müßte es ja „…eine Spange…“ heißen.

nein, denn er strich nicht eine Spange, sondern er strich eine Spange ein (einstreichen für einkassieren).

Wo wir bei leichten Schwächen sind: Faust antwortet auf die
Mutmaßung, die Liebesnacht mit Gretchen stünde wohl kurz
bevor:„Was geht dich’s an?“ Wo es meinem Sprachgefühl nach
wieder heißen müßte:„Was geht’s dich an“

Öhm, wo ich das „es“ hinsetze, ist schlicht Geschmackssache. Beides ist grammatikalisch richtig.

Des weiteren kann ich mich nur noch meinen Vorschreibern anschließen. :smile:

Liebe Grüße
Livia

Hallo Joachim,

Wer weiß was??

Kleiner Denkfehler:
J. W. Goethe lebte von 1749 bis 1832
Konrad Duden von 1829 bis 1911.

Rechtschreibung
(Orthographie), Regelung der Schreibweise einer Sprache nach verbindlichen Regeln. Die für das heutige Deutsch geltende Rechtschreibung ist in wesentlichen Zügen durch die Drucker des 16. und 17.Jahrhunderts geformt und durch Grammatiker wie H.Freyer (*1675, 1747) und J.C. Adelung (*1732, 1806) gefestigt worden. Bis in die 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts hinein war die Rechtschreibung in Deutschland ohne eine übergreifende behördliche Regelung gewachsen. Der entscheidende Anstoß, die Rechtschreibung einheitlich und verbindlich zu regeln, ging 1871 von der Reichsgründung aus. 1875 wurde eine Konferenz zur »Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung« nach Berlin einberufen. Die Beschlüsse dieser Konferenz wurden jedoch von den Regierungen der Länder als zu weitgehend abgelehnt. Nach diesem Misserfolg schrieb K.Duden das »Orthographische Wörterbuch«; er beschränkte sich im Wesentlichen darauf, die Regeln für die preußische Schulorthographie auf den Wortschatz anzuwenden. Innerhalb eines Jahrzehnts führte Dudens »Vollständiges orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache« (1880) die Einheitsrechtschreibung in Deutschland herbei, die 1902 nach der staatlichen Rechtschreibkonferenz 1901 in Berlin für alle Bundesstaaten als verbindlich erklärt wurde; dem schlossen sich Österreich und die Schweiz an. Diese Verbindlichkeit galt bis zur Einführung der amtlichen neuen Rechtschreibung
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MfG Peter(TOO)