Hallo Fredun,
Ich weiß, ich gebe jetzt mal wieder eine unbequeme Antwort,
das macht nichts. 
Einzige sinnvolle Lösung aus meiner Sicht: Alle möglichen
Fingersätze ausprobieren und immer wieder ausprobieren.
Das habe ich natürlich bereits getan, denn mir blieb ja nichts weiter übrig, weil mir nur Fassungen ohne oder mit minimalem Fingersatz erinnerlich waren.
Denn mal ehrlich: die Goldberg-Variationen sind so schwer,
dass man sich eh sehr intensiv damit beschäftigen muss, die
Fingersatzfrage ist noch das am wenigsten aufwendige Element.
Du hast hier natürlich völlig Recht, mein Problem ist aber in der Tat dieses (wenn man einmal davon absieht, dass ich ohnehin zu kleine Hände habe, aber da ist ja gar nichts machbar). Ich kenne die Variationen weitgehend auswendig, aber eben nur im Kopf, leider nicht in den Händen. Das wiederum liegt daran, dass ich zwar Musikwissenschaftler bin, aber kein Musiker, schon gar kein Pianist wie du laut Vika.
Außerdem löst man technische Schwierigkeiten (in diesem Stück
wirklich zu Hauf vorhanden) meiner Ansicht nach nicht mit
anderen Fingersätzen. Je älter ich werde, desto mehr komme ich
zum Ergebnis, dass Fingersätze wirklich sekundär sind,
manchmal entscheide ich mich mittlerweile noch während der
Aufführung um, es ist wirklich nicht entscheidend. Ich weiß,
viele sehen das anders, aber es ist nun mal meine Erfahrung.
Ich sehe das keineswegs anders als du, nur in meinem Fall erhoffe ich mir von den Fingersätzen vor allem Hilfen bei den Läufen, denn ich habe meistens Schwierigkeiten, die richtige Stelle zum übergreifen zu finden, weil ich technisch eben nicht besonders gut bin, sondern eher schlecht. Nun könnte man ja - vermutlich zu Recht - sagen, dass ich mir erst diese Techniken aneignen sollte, bevor ich versuche, so schwere Stücke zu spielen. Da ich aber das Stück gar nicht aufführen möchte, sondern mir nur einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn durch die eigene Tätigkeit am Stück erhoffe, ist es vielleicht nicht so dringend, die Technik zu vervollkommnen, zumal man dafür ja sehr viel Zeit braucht.
Habe noch NIE einen Pianisten gesehen, der ein Stück nicht gut
gespielt hat, einen anderen Fingersatz genommen hat und es
danach gut gespielt hat, es sei denn er hat inzwischen so
lange dran geübt, dass er es mittlerweile eh gekonnt hätte,
oder er konnte es nachher immer noch nicht, hat sich aber
eingeredet, es hätte sich gebessert. Und ich hab wirklich
viele Pianisten in meinem Leben gesehen.
Das glaube ich gern, möchte aber nochmal sagen, dass ich kein Pianist bin und das Stück auch nicht aufführen will. Ich betrachte die Variationen eher wie einen Klavierauszug einer Oper. Da kommt es nicht darauf an, alles zu spielen, und trotzdem hilft das eigene Spielen beim Begreifen der Partitur erheblich.
Ich verzeifle sonst. 
Ist bei dem Stück normal, keine Sorge…
Ja, danke für dein Verständnis - und natürlich auch für dein Posting. Ich hoffe, dass mein Anliegen für dich trotz meiner Antwort nicht allzu absurd ist. 
Herzliche Grüße
Thomas Miller