Gott = Schöpfer -> Schöpfung -> Geschöpfe oder

nur das Eine neben dem nichts anderes ist.

Hallo zusammen,

hab’ mich in letzter Zeit mit der Lehre des Advaita beschäftigt, in der die Grundthese in etwa wie folgt lautet: Es gibt nur Bewusstsein, alles andere sind nur Phänomene, die durch die Totatlität des Ablaufs der Kausalkette entstehen.

Wie wird der Schöpfungsprozess im Christentum beschrieben. Gibt es da einen Schöpfer, der erschafft wie oben beschrieben oder auch nur „das Eine“ neben dem nichts anderes existiert und durch das alles entsteht?

Gruß

Solipsismus oder Mysterium

Es gibt nur Bewusstsein, alles andere sind nur Phänomene, die
durch die Totatlität des Ablaufs der Kausalkette entstehen.

Hört sich wie das an: http://de.wikipedia.org/wiki/Solipsismus

Ist aber jenseits der Teeniezeit i.A. nicht mehr Stand der persönlichen Erkenntnis, oder warum benehmen sich die „Anderen“ denn so anders? Aber der Querverweis auf Vedenta findet sich ja auch in diesem Artikel.

Wie wird der Schöpfungsprozess im Christentum beschrieben.

In den beiden großen christlichen Strömungen dürfte es sich eher als eines der unfassbaren Mysterien darstellen. Etwas, dass wir in diesem Leben sowieso nie herausfinden werden.

Gruß

Stefan

Hallo Stefan,
ein wenig trittsicherer sollte man schon sein, wenn man sich auf solches Gebiet vorwagt. Vielleicht machst du dich erst einmal über den Unterschied zwischen Monismus und Solipsismus kundig - vielleicht mit Hilfe des Philosophiebretts. Bei weiterem Bedarf kann man Dir dann hier auch ein- und weiterführende Literatur zum Advaita-Vedanta empfehlen, die Dir vielleicht zu einem etwas differenzierten und vor allem zutreffenderen Urteil verhelfen können.

Freundliche Grüße,
Ralf

Absolutes Bewusstsein vs. Solipsismus
Hi Stefan.

Solipsismus hat mit „Vedenta“ gar nichts zu tun. Im Vedanta ist Bewusstsein (cit) einer der drei Aspekte von Brahman, dem allumfassenden und alleshervorbringenden Absoluten. Die anderen Aspekte sind sat (das Sein) und ananda (Fülle, Seligkeit). Bewusstsein bedeutet hier absolutes Bewusstsein, das alles durchdringt, auch das Seiende, denn dieses ist ja nur ein anderer Aspekt von Brahman. Begleitet wird diese Durchdringung von ananda, der Seligkeit.

Das individuelle Bewusstsein wiederum ist „ahamkara“, die Ich-Funktion, die das absolute Bewusstsein individualisiert, indem sie dieses an einen Körper bindet und das Sein aus dessen Perspektive erfahren lässt. So entsteht der täuschende Dualismus Subjekt-Objekt.

Shankara, der größte Denker des Vedanta, schreibt im „Kleinod der Unterscheidung“:

„Es ist selbst für den Weisen nicht möglich, das Ich auf einen Schlag zu zerstören. Zu tief wurzelt es in der menschlichen Natur. Durch unzählige Geburten hindurch bleibt sein vielfältiger Sinnenhunger wach. Das Ich wird nur in jenen vollkommen vernichtet, die durch Erlangen des höchsten Bewusstseins erleuchtet worden sind … Der Weise, dessen Bewusstsein sich vollkommen mit Brahman vereinigt hat, erkennt Es ungeteilt in seinem Herzen. Brahman ist jenseits von Wort und Gedanken,. Es ist reines, ewiges Bewusstsein, Absolute Seligkeit … Es ist immer frei, jenseits aller Handlungen, grenzenlos wie der Himmel, unteilbar und absolut.“

Zitat Ende.

In den Yoga-Sutras von Patanjali steht: „Es gibt nur ein Bewusstsein (cit), aber es verzweigt sich zu vielen verschiedenen Weisen des Wirkens (im individuellen Bewusstsein) unzähliger Menschen.“

Das absolute Bewusstsein des Vedanta ist also ein Ich-transzendierendes All-Bewusstsein. Solipsismus ist dagegen die seltsame Überzeugung, es gäbe keine Wirklichkeit außerhalb des eigenen begrenzten Ich-Bewusstseins. Widerlegen kann man das kaum. Man kann aber auf einen netten Witz hinweisen, den das Leben selbst schrieb. Anfang des 20. Jhds. teilte eine englische Lady und überzeugte Solipsistin einem Briefpartner mit, dass sie sich „wundert, dass es nicht noch mehr Solipsisten wie sie selbst gibt“.

Gruß

Horst

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Vielen Dank!

Es gibt also auch hier eine Art Dreifaltigkeit wie im Christentum.
Aber letztlich bleibt die Frage nach der Auslegung der Schöpfungsgeschichte offen.

Gruß

Hi

Es gibt nur Bewusstsein, alles andere sind nur Phänomene, die
durch die Totatlität des Ablaufs der Kausalkette entstehen.

Mich interessieren in diesem (oder auch anderem) Zusammenhang insbesondere d i e Phänomene, welche außerhalb der Kausalkette stehen. Die Kausalkette ist nämlich alles andere als totalitär.
Vergleiche dazu C.G.Jungs und Paulis Ausführungen zur Synchronizität.
Gruß,
Branden

Brahman vs. ‚Gott‘
Hi Alex.

Es gibt also auch hier eine Art Dreifaltigkeit wie im
Christentum.

Die Dreiheit (Trias) ist in vielen Religionen ein Konzept, um Aspekte des „Absoluten“ aufzufächern. In der hinduistischen Mythologie entspricht dies bekanntlich der Götter-Trias Brahma, Vishnu und Shiva, denen die drei gunas (Wirkursachen) rajas, sattva und tamas zugeordnet werden. Das Brahman (ein philosophischer, nonpersonaler Begriff) weist diese drei Aspekte im Hinblick auf seine „Wirkungslogik“ auf, was aber nichts mit sat, chit und ananda zu tun hat, die sozusagen quer dazu stehen, also synchronische, zeitlose Aspekte sind.

Im Christentum wird „Gott“ als substantiell verschieden von seiner Schöpfung „Welt“ gedacht, es gibt dort nicht die Art von ontologischer Einheit wie im Vedanta, in dem das absolute Brahman die Erscheinungswelt in sich fasst und durchdringt, ihr also zugleich transzendent und immanent ist. Außerdem gilt die christliche „Welt“ als etwas völlig Reales, während „Welt“ in der Sicht des Vedanta nur eine Selbsttäuschung des zum Ego-Punkt geschrumpften Absoluten Bewusstseins ist.

Gruß

Horst

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Hallo nochmal und danke für die Infos!

Im Christentum wird „Gott“ als substantiell verschieden von
seiner Schöpfung „Welt“ gedacht, es gibt dort nicht die Art
von ontologischer Einheit wie im Vedanta, in dem das absolute
Brahman die Erscheinungswelt in sich fasst und durchdringt,
ihr also zugleich Transzendent und immanent ist. Außerdem gilt
die christliche „Welt“ als etwas völlig Reales, während „Welt“
in der Sicht des Vedanta nur eine Selbsttäuschung des zum
Ego-Punkt geschrumpften Absoluten Bewusstseins ist.

Gruß

Horst

Aber in der Bibel seht doch: „Spaltet ein Stück Holz, und ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr findet mich dort. (apokryph. Evangelium nach Thomas)“. Letztlich ist das dann doch eine Art göttliche Transzendenz in allen Dingen, oder?

Gruß

Gott sprach und es wurde - Sprache und Bewusstsein

nur das Eine neben dem nichts anderes ist.

Hallo zusammen,

hab’ mich in letzter Zeit mit der Lehre des Advaita
beschäftigt, in der die Grundthese in etwa wie folgt lautet:
Es gibt nur Bewusstsein, alles andere sind nur Phänomene, die
durch die Totatlität des Ablaufs der Kausalkette entstehen.

Wie wird der Schöpfungsprozess im Christentum beschrieben.
Gibt es da einen Schöpfer, der erschafft wie oben beschrieben
oder auch nur „das Eine“ neben dem nichts anderes existiert
und durch das alles entsteht?

Hallo Alex!

Ich zitiere die Bibel:
„Und Gott sprach dann: „Es werde Licht.“ Da wurde es Licht.“

  1. Moses 1:3

Sprache ist Schöpfung!

„Denn er selbst sprach, und es wurde;
Er selbst gebot, und es stand dann da.“
Psalm 33:9

Sprache und Bewusstsein sind ineinander verwoben und nicht trennbar.

„Durch das Wort Gottes sind die Himmel selbst gemacht worden
Und durch den Geist seines Mundes all ihr Heer.“
Psalm 33:6

Was alles in der Wissenschaft deutet darauf, dass die Schöpfung durch eine Sprache erschaffen worden ist? (Was auch ein Bewusstsein, Gott, impliziert)

Informations Theorie:
* http://www.scientificamerican.com/article.cfm?id=a-t…
* http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?..
* http://www.cosmicfingerprints.com/infotheoryqa.htm

Quanten Theorie:
* http://www.datadiwan.de/netzwerk/index.htm?/experten…

Holographisches Universum:
* http://twm.co.nz/hologram.html
* http://www.amazon.de/holographische-Universum-Welt-n…

Lass dich nicht von den Skeptikern beirren durch die Aussage, dass die Mainstream-Wissenschaftler nicht an Gott glauben. Die große Mehrheit der Wissenschaftler glaubt an Gott, nur die aller meisten trauen sich nicht offen darüber zu reden, weil es ein tabuisiertes Thema ist.

Gruß
Paul

Christentum ist dualistisch
Hi Alex.

Aber in der Bibel seht doch: „Spaltet ein Stück Holz, und ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr findet mich dort. (apokryph. Evangelium nach Thomas)“. Letztlich ist das dann doch eine Art göttliche Transzendenz in allen Dingen, oder?

Transzendenz von A gegenüber B heißt, dass A jenseits des Horizontes von B liegt, also transzendent ist. Immanenz heißt, dass A in B enthalten, immanent, ist. Du sprichst oben also den Immanenz-Aspekt von „Gott“ an. Die christliche Mainstream-Ansicht zu dieser Frage ist meines Wissens, dass „Gott“ als Absolutes unabhängig und substantiell völlig unterschiedlich von der „Welt“ ist, dieser Welt jedoch, als ihr Schöpfer, also Verursacher, immanent ist, aber nicht als Teil des „Wesens“ (der Substanz) des Weltlichen, sondern als ihr Verursacher und Erhalter. Das von dir genannte Zitat aus dem gnostisch beeinflussten Thomasevangelium hat pantheistischen Charakter und fällt damit eindeutig aus der verbindlichen christlichen Theologie heraus, die ein Erkennen „Gottes“ in der Welt ausschließt, jedenfalls in dem Sinne, wie das Zitat es ausmalt.

Es gibt im offiziellen Christentum keine „Einheit“ des Göttlichen und des Weltlichen. Eher kann man von einem dualistischen „System“ mit ontologisch unterschiedlichen Elementen sprechen, die durch externe Relationen aufeinander hingeordnet sind.

Gruß

Horst

Meine wahrscheinlich letzte Frage zu diesem Thema!

Geht die dualistische Ansicht (Schöpfer - Schöpfung) auch aus den Worten Jesus hervor? Oder wurde durch das Konzil von Nicäa eine Veränderung vorgenommen?

Gruß

Anderes Thema in Nicäa
Hi Alex.

Geht die dualistische Ansicht (Schöpfer - Schöpfung) auch aus den Worten Jesus hervor? Oder wurde durch das Konzil von Nicäa eine Veränderung vorgenommen?

Aus seinen Worten (sofern er eine historische Figur war) geht das Gegenteilige des Dualismus, also ein Monismus, meines Wissens nirgendwo hervor. In der Bibel heißt es: „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3, 16). Aus christlicher Sicht hat Jesus das „Licht“ in eine gottesferne, dunkle Welt gebracht, um diese zu „erlösen“. Das ist lupenreiner Dualismus.

In Nicäa wurde nicht über Monismus vs. Dualismus befunden, sondern über die Frage, ob Jesus mit „Gott“ wesensgleich oder wesensähnlich ist. Letzteres war die arianische Lehre, die aber den kürzeren zog.

Gruß

Horst