Hallo,
ja, da hast Du völlig recht. Ich gönne es auch den Rumänen, keine Frage.
Von den anderen Fällen wusste ich bisher nichts.
Es ist auch ein höchst dekadentes Verhalten als Exportweltmeister, anderen, ärmeren Staaten zugunsten, nicht etwas vom Export „abzugeben“, der einen selbst reich macht. Nur hängt der Export einerseits natürlich vom Reichtum (oder „herstellerischer“ Armut) anderer Staaten ab (also von der Weltkonjunktur und ist damit ein Wackelkandidat, der sich auf die Arbeitsplätze durchschlägt) und zweitens sind die Exporte in der Hochtechnologie im Ingenieurwesen hauptsächlich beheimatet.
Ich finde daher, dass ein Problem die strukturelle Arbeitslosigkeit ist, dass Arbeitsplätze für nicht-hochausgebildete industrielle Arbeitskräfte zuerst verloren gehen. Die Probleme für gering Qualifizierte und Ausländer/ Deutsche mit Migrationshintergrund eine Ausbildung und Arbeitsstelle zu erhalten sind viel zu groß. So groß, dass sich schon Viertel mit Arbeitslosen herausbilden, die natürlich auch gerne woanders schöner leben wollen würden. Reichere ziehen weg und das Problem verschärft sich.
Vielleicht muss man irgendwann anfangen sich spürbar zu wehren. Die Unternehmensführer entscheiden nach den Risiken von Gewinnen und Verlusten. Das ist ihre Aufgabe. Man würde das Risiko von Verlusten erhöhen, wenn man eine Marke nicht mehr kauft, denn ich glaube, dass weiterhin Deutschland für Nokia ein großer Markt ist. Das Problem der Verlegung industrieller Arbeitsplätze in Länder mit günstigerem Lohn besteht ja für fast alle industriellen Branchen. Aktuell leidet die Fahrradindustrie stark darunter, dass zunehmend günstigere Räder aus China importiert werden. Ihre Produktionszahlen gehen zurück und dann wird es schwierig in neue Maschinen und PR-Arbeit zu investieren, weil die Kosten auf die Stückzahlen umgelegt werden und so der Preis pro Fahrrad immer weiter steigen müsste.
Das Problem für alle Menschen Arbeitsplätze bereitzustellen, ist eigentlich nur politisch zu lösen. Da hofft man durch günstigere Steuerabgaben, günstigere Lohnnebenkosten und finanzielle Anreize, Firmen anzulocken. Das Anlocken bezahlt natürlich vorwiegend der Arbeiter durch seine Steuerabgaben. Gleichzeitig versucht man durch Förderungen neue unternehmerische Ideen zur Marktreife zu bringen und damit Produkte auf den Markt zu werfen, die gekauft werden und damit Arbeitsplätze schaffen. Deswegen schielt man immer auf das Wachstum des BIP, in der Hoffnung, dass daraus Arbeitsplätze sich ableiten lassen. Leider ist das heute nicht mehr so stark der Fall, denn gleichzeitig rationalisieren Betriebe die Arbeitsabläufe, verbilligen das Produkt, um auf dem Markt konkurrenzfähig dazustehen. Die Arbeitsplatz-Effekte von neuen Angeboten und alten Angeboten heben sich gegenseitig auf.
Eine hoch effiziente Wirtschaft schafft also ständig neue Arbeitslose, weil sie die Abläufe verbessert. Diese Menschen müssen in neue Unternehmen überführt werden. Dafür braucht man neue Firmen, braucht man Nachfrage nach deren Produkten, braucht Konsumstärke, braucht Zuversicht in die Zukunft und keine Angst vor Arbeitslosigkeit.
Das ganze ist ein vielschneidiges Schwert, an dem man an vielen Rädchen hantieren muss, um die Auswirkungen auf die Menschen sozialverträglich zu halten. Wir benötigen dringend einfachere und trotzdem gut bezahlte Arbeitsplätze. Aber im Prinzip geht es Deutschland bei den Folgen der Deindustriealisierung noch sehr gut. Z.B. Frankreich und die USA haben da viel größere Problem in den Vierteln mit Arbeitslosen. Aber man muss aufpassen, dass sich hier die Stadtviertel nicht zu sehr entmischen, sonst wird man hier das gleiche soziale Problem bekommen, dass schon eine bestimmte Wohn- und Schuladresse genügt, um beim Ringen um einen Arbeitsplatz nach hinten auf der Liste zu rutschen.
Aber ich glaube, Nokia hat inzwischen einen großen Teil seiner staatlichen Förderungen, die sie erhalten haben, um eine best. Anzahl an Arbeitsplätzen zu schaffen, zurückgezahlt. Das steht bereit für ein anderes Unternehmen.
Den Managern von Nokia kann man nicht viel vorwerfen. Sie sind nur ein Rädchen in diesem System, an das auch sie sich halten müssen.
Immerhin hat niemand die Marktwirtschaft erfunden oder gar per Beschluss eingeführt. Warum und wie sie entstanden ist, darüber hat Max Weber in seinem Heftchen „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ was lesenswertes und viel beachtetes geschrieben und ein Anhänger sozialistischer Ideen war Weber nicht. Ich auch nicht, auch wenn es stellenweise so klingt.
Das Fazit von der Geschicht? Das hab ich nicht 
LG, Ingo