Grammatik: Futur 2 von "Das Kind muss geliebt werden"?

Hi Fritz!

Futur II
Das Kind wird die Eltern lieben haben müssen. Das Kind wird
von den Eltern geliebt werden müssen haben.

Hier aber wird, wegen der drei Infinitive
hintereinander umgestellt zu: Ebenso:
Das Kind wird die Eltern haben lieben müssen. Das Kind wird
von den Eltern haben geliebt werden müssen.

Kann man das verstehen?

Nein :wink: Das Passiv schafft mich, ich krieg das „haben“ nicht in Einklang mit dem Rest, aber das hat wohl eher innerpsychologische Ursachen *g* . Macht nix, Danke für die Mühe!

Gruß Fritz

Dito, Dine

Hi Rolf!

Guten Abend Ihr Lieben,

mehrfach habe ich hier die Vermutung oder Behauptung gelsen,
das Futur II sei im Deutschen nicht gebrächlich, üblich,
angebracht oder was immer.
Wieso eigentlich? Ich will nicht gerade behaupten, ich
gebrauchte es täglich, aber Konstruktionen mit dem Futur II
gehören zu meinem gewohnten Sprachstil.

Ich hab´s nachgelesen, Futur II wird in der Alltagssprache kaum noch verwendet. Wenn ich mir die Antworten von Fritz durchlese, der uns ja mit der korrekten Form weiterhelfen konnte, versteh ich auch, warum. Sprache im normalen Sprachgebrauch strebt meist nach Einfachheit. Was auch Sinn macht, damit man sich so schnell wie möglich so gut wie möglich verständigen kann. Und da gebraucht man nicht so Formen wie „…gehabt zu haben sein wollen getan hätte…“, wenn du verstehst, was ich meine:wink:. Bei Futur II aktiv mach ich auch noch mit, bei passiv + Modalverb hört´s auf,wie du siehst, ich würde behaupten, das verwendet kein Mensch, zumindest aber verwendet es keiner korrekt:wink:.

Ich bin ziemlich sicher, dass man Imperative nicht im Futur II

wiedergeben kann (an dieser Stelle ein Aufruf an alle, die
dazu mehr wissen!!). Wenn dem so ist, kann man so oder so
keinen korrekten Satz bilden.

Da hast Du allerdings Recht: das Wort „müssen“ hat Dich zu der
Vermutung verleitet, es handle sich um einen Imperativ. Nun
besagt der Imparativ aber folgendes: ich gebe jetzt einen
Befehl, der bin der Zukunft - der näheren oder ferneren -
ausgeführt werden soll. Es gibt also zwei Zeitebenen: die
Gegenwart und die Zukunft. Die vollendete Zukunft als eine
Vergangenheit enthaltende Zeitebene scheint mir da unmöglich
zu sein.

Richtig, genau das dachte ich auch.

Vorstellen aber könnte ich mir doch dies: „Du wirst zur Bank
gegangen sein und die entsprechende Menge baren Geldes
abgehoben haben. Danach wirst Du jene Uhr, von der wir
gesprochen haben, erworben haben, und die wirst Du mir dann
bringen!“

Aber ist das - bis auf das Letzte - noch ein Imperativ?

Nee.

Gruß - Rolf

Gruß zurück, Dine

Hi,
das mit dem ‚haben‘ kann ich immer noch nicht so ganz glauben, weil der Satz doch im Passiv ist.

Aber ich lasse mich gerne aufklären.

gruss, isabel

Hallo Fritz,

Das Kind wird geliebt werden müssen sein.

???

Das Kind muss geliebt werden.
Das Kind wird geliebt werden müssen.
Das Kind wird geliebt werden müssen sein.

So würde ich schreiben in der Hoffnung, auch verstanden zu werden.:wink:

LG, Karin

Hei Fritz!

Deine Beispielsätze finde ich nicht seltsam. Seltsam wird es erst mit der Reihenfolge, wenn das konjugierte Verb aus zwei Teilen besteht.

also statt „ich habe“: „ich werde haben“. Nehmen wir mal den einfachsten Fall, also den Hauptsatz.

„Ich werde haben ihm helfen dürfen?“ Im Ernst?

Ich bin jetzt aber so verunsichert, daß ich keine Alternative parat habe. Aber ich neige stark dazu, das „werde haben“ auseinanderzureißen. Bloß wohin mit den Einzelteilen?

Du siehst mich ratlos. Wirst Du mir helfen können? Gern wäre ich geholfen geworden…

Gruß, Aia

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Heia, Aja!

„Ich werde haben ihm helfen dürfen?“ Im Ernst?

Das ist doch nicht im Ernst dein Ernst? Denn das ist deutlich falsch! Es muss - wie ich schon andeutete - heißen:

„Ich werde ihm haben (a) helfen (b) dürfen ©.“

Also:

  1. Hilfsverb (a)
  2. Beigeordneter Invinitiv (b)
  3. Modalverb ©.

Aber ich neige stark dazu, das „werde haben“ auseinanderzureißen.

Die Neigung ist richtig. Du solltest das als Regel internalisieren! :wink:

Bloß wohin mit den Einzelteilen?

S. o.!

Wirst Du mir helfen können?

Wenn dir das obige hat helfen können, würdest du mich glücklich lächeln sehen können.

Gern wäre ich geholfen geworden…

Ist das deine wahre Identität?

Dann viel Glück, Frau Pooth!

Fritz

Hi,

das „haben“ hat mit dem Passiv nichts zu tun, sondern wird durch das Modalverb verlangt!

Fritz

Guten Abend, Rolf,

mehrfach habe ich hier die Vermutung oder Behauptung gelsen, das Futur II sei im Deutschen nicht gebrächlich, üblich, angebracht oder was immer.

Es liegt bestimmt zwei Jahrzehnte zurück, seit ich das Futur II im alltäglichen Sprechgebrauch hörte. Allenfalls in parodistischer Verwendung begegnet es mir manchmal; und so verwende ich es auch.

So wie an Stelle des Futur I das Präsens verwendet wird, wird an Stelle des Futur II das Perfekt verwendet!

Also statt:

Wenn ich den Kuchen geacken haben werde, werde ich ihn essen.

sagt jeder einigermaßen unverbildete, nicht von altsprachlichen Studien und Lateinkenntnissen angekränkelte Deutsche und auch Deutschinnen:

Wenn ich den Kuchen gebacken habe, esse ich ihn. Y

Wieso eigentlich? Ich will nicht gerade behaupten, ich gebrauchte es täglich, aber Konstruktionen mit dem Futur II gehören zu meinem gewohnten Sprachstil.

Das macht deine Sozialisation und Ausbildung als Pastor! Nur Altsprachler und konservative Deutschsprecher verwenden heute noch solche Konstuktionen.

Als man vor tausend Jahren angefangen hatte, eine deutsche Grammatik zu formen und zu systematisieren, gingen die Mönche und die späteren Grammatiker hübsch am Gängelband der lateinischen Grammatik entlang.
Und da das Lateinische ein Futur II hat, musste das Deutsch auch eins haben.
Ähnlich wurde der AcI und der Ablativus absolutus ins Deutsche eingebaut - letzerer meinst im Genitiv, aber auch im Akkusativ -, was aber dem Deutschen weniger gegen den Strich ging.

Das Futur II allerdings - und dies zeigt eben seine äußert sparsame Verwendung, auch schon in früheren Zeiten (Ich bin mir fast sicher, dass du nur in wissenschaftlich gefärbter Rede das F II verwendest, oder bei Übersetzungen aus dem Lateinischen), ist nie wirklich heimisch geworden im „normalen Deutschen“, was sich auch in den komplizierten Regelbeschreibungen in Grammatiken zeigt.

Ich bin ziemlich sicher, dass man Imperative nicht im Futur II :wiedergeben kann.

Ich bin mir sogar 100%ig sicher, da der Imperativ nur im Präsens existiert; denn was soll ein Imperativ an jemenden, der nicht jetzt vor mir steht?

Und - wie schon gesagt - hier ist weit und breit kein Imperativ. Wie du ja selbst andeutest.

Und ich bitt: Nichts für ungut! Auch ich bin ein vom altsprachlichen Geist Angekränkelter!

Gruß Fritz

1 Like

Futur II beim Modalverb mit Passiv stinks!
Oh, Karin,

wie gern täte ich dir folgen können wollen!

Das Kind muss geliebt werden.
Das Kind wird geliebt werden müssen.

Bis hierher, ja!

Das Kind wird geliebt werden müssen sein.

Aber das ist eine Ansammlung von Verbformen, der ich keine Bedeutung zusprechen kann; beim besten Willen nicht. Tuot malade!

Eventuell so: Das Kind wird geliebt worden sein müssen.

Und um es noch einmla zu sagen:

Das Futur II beim Modalverb mit Passiv bilden zu wollen, ist eine unnötige Gehirnakrobatik, die sich nur gelangweite Deutschlehrer mit altsprachlichen Hintergrund leisten, um einander zu imponieren.

So auch die Übung: Bilde Sätze mit möglichst viele Verbformen!

Anfänger bringen es zu:

Meine Eltern haben mich nicht Rad fahren lernen lassen wollen.

Fortgeschrittene bieten an:

Er hätte glauben können, verteidigt worden sein zu müssen.

Allerliebste Grüße Fritz

Fritz,

ich muß zugeben, das war eben im Ernst mein Ernst, aber da hab ich mich natürlich vergaloppiert.

Es heißt unstrittig „Ich werde ihm haben helfen dürfen.“

Also auch „Ich werde haben helfen dürfen.“
Also auch „Ich werde haben lieben müssen.“
Also auch „Ich werde haben geliebt werden müssen.“

Konfuse Grüße
Aia

P.S. Habe ich Dich jetzt glücklich lächeln sehen können?
Werde ich Dich glücklich lächeln sehen können?
Werde ich Dich glücklich haben lächeln sehen können?

???

Ich will nicht gerade behaupten, ich gebrauchte es täglich, aber Konstruktionen mit dem Futur II gehören zu meinem gewohnten Sprachstil.

Lieber Fritz,

Das macht deine Sozialisation und Ausbildung als Pastor! Nur
Altsprachler und konservative Deutschsprecher verwenden heute
noch solche Konstuktionen.

Es kommt ja noch schlimmer: ich bin auch der Sohn eines Schauspielers (eines Mannes mit Latein- und Griechischkenntnissen). Du erinnerst Dich? „Man hat es öfters rühmen hören, ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren“ Jaja, die Fortsetzung kenne ich auch…

(Ich bin mir fast sicher, dass du nur in wissenschaftlich gefärbter

Rede das F II verwendest, oder bei Übersetzungen aus dem
Lateinischen) - Nein! Auch im täglichen Umgang, horribile dictu. Das macht den Umgang mit mir so schwierig!

Und ich bitt: Nichts für ungut! Auch ich bin ein vom
altsprachlichen Geist Angekränkelter!

Du Glücklicher!

Herzlichst - Rolf

Und wenn Du mir den letzten Satz noch bitte ins Passiv setzen könntest? Danke…

Erbsünden!
Also eeecht, Rolf!

Es kommt ja noch schlimmer: ich bin auch der Sohn eines Schauspielers (eines Mannes mit Latein- und Griechischkenntnissen).

Da bist du ja wirklich mit doppeltem Unglück bestraft! :wink:

Nein! Auch im täglichen Umgang, horribile dictu. Das macht den Umgang mit mir so schwierig!

Deine arme Frau! Deine armen Kinder! Deine armen Schafe!

Du Glücklicher!

Ich sehe das in der Tat auch so! :wink:

Herzlichst
Fritz

2 Like

das „haben“ hat mit dem Passiv nichts zu tun, sondern wird
durch das Modalverb verlangt!

ach so, das erklärt alles… (nur nicht mir!)

gruss, isabel

Die bisher vielleicht am leichtesten nachzu-
vollziehende Erklärung?!??

ach so, das erklärt alles… (nur nicht mir!)

Dann versuche es doch einmal Schritt für Schritt:

In dem Satz:

Das Kind muss geliebt werden.

ist das Hauptverb, von dem alles andere abhängt, „müssen“.

Also musst du nur „müssen“ durch die verschiedenen Zeiten klappern lassen. [Der Infinitiv Passiv „geliebt werden“ wird im Folgenden durch xx yyy ersetzt.]

Präsens: Das Kind muss xx yyy.
Präteritum: Das Kind musste xx yyy.
Perfekt: Das Kind hat xx yyy müssen.
Plusquamperfekt: Das Kind hatte xx yyy müssen.
Futur I: Das Kind wird xx yyy müssen.
Futur II: Das Kind wird xx yyy haben müssen.

Setzen wir nun bei Futur II an Stelle von xx yyy"geliebt werden" ein, so ergibt sich:

Das Kind wird geliebt werden haben müssen.

Und nun tritt die Regel, die ich weiter oben schon zweimal anführt, in Kraft:

_Wenn wir mehrere Infintive hintereinander zu stehen bekommen haben, weil wir z. B. einen Nebensatz vor uns haben, wird das Hilfsverb (a) als erstes in die Reihe gestellt, dann folgt der beigeordnete Invinitiv (b) und am Ende steht das Modalverb ©.

Beispiel:

Im Hauptsatz:

Ich bin froh. Ich habe (a) ihm helfen (b) dürfen ©!

Im Nebensatz:

Ich bin froh, weil ich ihm habe (a) helfen (b) dürfen ©._

Also wird in dem Satz:

Das Kind wird geliebt werden haben müssen.

umgestellt und es entsteht die Konstruktion:

Das Kind wird haben geliebt werden müssen.

Voila!

Gruß Fritz

1 Like

Also wird in dem Satz:

Das Kind wird geliebt werden haben müssen.

umgestellt und es entsteht die Konstruktion:

Das Kind wird haben geliebt werden müssen.

Aha - na, geht doch!
Also, wenn Du das NICHT (m.E. unsinnigerweise) umstellst, kann ich’s gerade noch nachvollziehen!

Thanks very much so.
gruss, isabel

Aha - na, geht doch!

Zu gütig!

Also, wenn Du das NICHT (m.E. unsinnigerweise) umstellst, kann :ich’s gerade noch nachvollziehen!

Alleruntertänigsten Dank für deine unermessliche Gnade und großzügige Geneigtheit!

Fritz

1 Like

you are very welcome!

gruss, iz

you are very welcome!

Ahgeh?

1 Like