Guten Abend, Rolf,
mehrfach habe ich hier die Vermutung oder Behauptung gelsen, das Futur II sei im Deutschen nicht gebrächlich, üblich, angebracht oder was immer.
Es liegt bestimmt zwei Jahrzehnte zurück, seit ich das Futur II im alltäglichen Sprechgebrauch hörte. Allenfalls in parodistischer Verwendung begegnet es mir manchmal; und so verwende ich es auch.
So wie an Stelle des Futur I das Präsens verwendet wird, wird an Stelle des Futur II das Perfekt verwendet!
Also statt:
Wenn ich den Kuchen geacken haben werde, werde ich ihn essen.
sagt jeder einigermaßen unverbildete, nicht von altsprachlichen Studien und Lateinkenntnissen angekränkelte Deutsche und auch Deutschinnen:
Wenn ich den Kuchen gebacken habe, esse ich ihn. Y
Wieso eigentlich? Ich will nicht gerade behaupten, ich gebrauchte es täglich, aber Konstruktionen mit dem Futur II gehören zu meinem gewohnten Sprachstil.
Das macht deine Sozialisation und Ausbildung als Pastor! Nur Altsprachler und konservative Deutschsprecher verwenden heute noch solche Konstuktionen.
Als man vor tausend Jahren angefangen hatte, eine deutsche Grammatik zu formen und zu systematisieren, gingen die Mönche und die späteren Grammatiker hübsch am Gängelband der lateinischen Grammatik entlang.
Und da das Lateinische ein Futur II hat, musste das Deutsch auch eins haben.
Ähnlich wurde der AcI und der Ablativus absolutus ins Deutsche eingebaut - letzerer meinst im Genitiv, aber auch im Akkusativ -, was aber dem Deutschen weniger gegen den Strich ging.
Das Futur II allerdings - und dies zeigt eben seine äußert sparsame Verwendung, auch schon in früheren Zeiten (Ich bin mir fast sicher, dass du nur in wissenschaftlich gefärbter Rede das F II verwendest, oder bei Übersetzungen aus dem Lateinischen), ist nie wirklich heimisch geworden im „normalen Deutschen“, was sich auch in den komplizierten Regelbeschreibungen in Grammatiken zeigt.
Ich bin ziemlich sicher, dass man Imperative nicht im Futur II :wiedergeben kann.
Ich bin mir sogar 100%ig sicher, da der Imperativ nur im Präsens existiert; denn was soll ein Imperativ an jemenden, der nicht jetzt vor mir steht?
Und - wie schon gesagt - hier ist weit und breit kein Imperativ. Wie du ja selbst andeutest.
Und ich bitt: Nichts für ungut! Auch ich bin ein vom altsprachlichen Geist Angekränkelter!
Gruß Fritz