Grammatik im Internet - Auseinandersetzungen

Hallo liebe Community :smile:

Ich hätte da mal ein kleines Anliegen zum Thema „Grammatik in Internetforen“.

  • ! Wichtig: Dieser Eintrag hat nichts mit Wertung oder Kritik à la „Sprachverfall/Passt alle mal besser auf im Unterricht“ zu tun ! -

Zur Sache:

Trotz einer „Netiquette“ oder Forenregeln zum Thema Grammatik und Rechtschreibung  tauchen immer wieder Grammatikfehler in Foreneinträgen auf, die teilweise die Verständlichkeit von Einträgen einschränken - oder bei einigen Usern für Unmut sorgen. Solche Einträge werden häufig wegen ihrer mangelhaften Grammatik von anderen Usern kommentiert oder sogar verbessert, oft zusätzlich zum Versuch, dem Fragesteller in seinem Anliegen behilflich zu sein, sofern es denn ausreichend dechiffriert werden konnte.Oft trifft die „Grammatikkorrekturwelle“ allerdings auch User, die mal den ein oder anderen Fall durcheinandergebracht haben, ansonsten aber durchaus verständlich schreiben.

In einigen Fällen entstehen sogar regelrechte Diskussionen um Grammatik im Netz, wobei von einer Seite aus Stichworte und Phrasen wie „Lesbarkeit“ und „Verständlichkeit“, „Verstehen ist die erste Vorraussetzung, damit man überhaupt helfen kann“, „Grammatik ist eine Sache der Höflichkeit“ in verschiedenen Variationen eingeworfen werden, worauf von anderer Seite häufger Kommentare wie „Lass ihn/sie doch schreiben“, „Wir sind hier um zu helfen und nicht um Grammatik zu korrigieren“ oder „Niemand schreibt perfekt. Du machst auch Fehler“ entgegengesetzt werden.

So. So viel zu den Grundlagen :smile: Nun der Frage-Teil:

a) Ich würde gerne wissen, wie es eurer Meinung nach mit der Grammatik im Internet bzw. in Internetforen aussieht: Wie wichtig ist Grammatik? Gibt es grammat. Aspekte, die wichtiger sind als andere? Hat korrekte Grammatik das Hauptziel, die Verständlichkeit eines Eintrags zu gewährleisten bzw. zu erleichtern oder ist sie auch irgendwie eine Sache der Höflichkeit und Glaubwürdigkeit eines Users? Und ist ein „Drauflosschreiben“ mit einem schwer verständlichen Resultat als ein Ausläufer von Sprachökonomie im Netz eine verzeihbare Sache?

b) Mich interessieren in diesem Zusammenhang Foreneinträge, die indirekt mit dem Thema „Grammatik“ zu tun haben. Mit „indirekt“ meine ich, dass es keine Einträge zu dem Thema „Grammatikhilfe“ oder „Grammatikfrage“ sein sollen, sondern Grammatikdiskurse oder -diskussionen, die aus Foreneinträgen mit anderen Grundthematiken entstanden sind. Da freue ich mich über jeden Link :smile: Wenn ich das richtig gesehen habe, werden in vielen Foren Diskussionen über Grammatik, die nicht mit dem Thema zu tun haben, häufig und schnell gelöscht.

c) Gleichzeitig würde ich gerne mal in die Runde fragen, welche „typischen“ grammatikbezogenen Phrasen ihr so kennt (wie zum Beispiel „Lern erstmal Deutsch“, „Achte auf deine Grammatik“, „[…] ein Mindestmaß an Grammatik“, „Man versteht dich nicht“, usw. oder auch die andere Seite mit „Wir sind hier ja nicht im Deutschunterricht“, „Lass ihn/sie doch“, „Immer diese Überkorrekten“ etc. ) und wie ihr das mit der Grammatik im Internet so seht.

Ich freu mich riesig über Antworten :smile:

Liebe Grüße

Choco

Trotz einer „Netiquette“ oder Forenregeln zum Thema Grammatik
und Rechtschreibung  tauchen immer wieder Grammatikfehler in
Foreneinträgen auf, die teilweise die Verständlichkeit von
Einträgen einschränken - oder bei einigen Usern für Unmut
sorgen.

Das sind zwei verschiedene paar Stiefel - manche Fehler schränken die Verständlichkeit massiv ein, anderer erregen „bloß“ Unmut. Wobei es sich im ersten Fall selten um reine Grammatikfehler handelt, sondern eher um grundsätzliche Schwächen an der logischen/inhaltlichen Konstruktion der Texte, oft verbunden mit fehlender Gliederung und Kommsetzung. Keine Absätze zu machen ist kein „Fehler“, erschwert aber die Lesbarkeit. EIN falsches Komma ist zwar ein Fehler, macht aber meistens das Kraut nicht fett. VIELE falsche Kommas können den Sinn zerstören … usw.

Oft trifft die
„Grammatikkorrekturwelle“ allerdings auch User, die mal den
ein oder anderen Fall durcheinandergebracht haben, ansonsten
aber durchaus verständlich schreiben.

Eher selten, hätte ich gesagt. Ja, ab und zu gibt es User, die pedantisch auf (häufig vermeintliche) Fehler hinweisen glauben zu müssen, obwohl der Text an sich in Ordnung ist. In der Regel sind das immer die selben Leute, deswegen halte ich es nicht für ein Massenphänomen.

In einigen Fällen entstehen sogar regelrechte Diskussionen um
Grammatik im Netz, wobei von einer Seite aus Stichworte und
Phrasen wie „Lesbarkeit“ und „Verständlichkeit“, „Verstehen
ist die erste Vorraussetzung, damit man überhaupt helfen
kann“, „Grammatik ist eine Sache der Höflichkeit“ in
verschiedenen Variationen eingeworfen werden, worauf von
anderer Seite häufger Kommentare wie „Lass ihn/sie doch
schreiben“, „Wir sind hier um zu helfen und nicht um Grammatik
zu korrigieren“ oder „Niemand schreibt perfekt. Du machst auch
Fehler“ entgegengesetzt werden.

Diese Diskussionwen entstehen aber nur dann, wenn es den Kritikern auch tatsächlich um Verständlichkeit geht und nicht um „Grammatik um der Grammatik willen“ geht.

a) Ich würde gerne wissen, wie es eurer Meinung nach mit der
Grammatik im Internet bzw. in Internetforen aussieht: Wie
wichtig ist Grammatik?

Wichtig ist Verständlichkeit, und Verständlichkeit hat ddurchaus etwas z.B. mit (halbwegs) korrekter Kommsetzung und Groß- und Kleinschreibung zu tun. Ein Text verträgt aber einige Fehler, bevor er unverständlich wird. Man kann aber auch mit völlig korrekter Grammatik unverständlich schreiben - kommt allerdings seltener vor. Meistens gehen eine gewisse Ungeordnetheit der Gedanken und Grammatikfehler Hand in Hand.

Gibt es grammat. Aspekte, die wichtiger
sind als andere?

Ja - die, die das Leseverständnis erschweren. :smile:

Hat korrekte Grammatik das Hauptziel, die
Verständlichkeit eines Eintrags zu gewährleisten bzw. zu
erleichtern oder ist sie auch irgendwie eine Sache der
Höflichkeit und Glaubwürdigkeit eines Users?

Ja. :smile:

Genaugenommen gibt es zwei Fraktionen im Internet: Von denen einen wird korrektes Schreiben überbewertet, von den anderen unterbewertet. :smile: Auf einzelnen Grammtikfehlern herumreiten ist genauso dumm wie jedes unverständliche Gebrabbel pauschal in Schutz zu nehmen.

Und ist ein „Drauflosschreiben“ mit einem schwer verständlichen Resultat
als ein Ausläufer von Sprachökonomie im Netz eine verzeihbare
Sache?

Ein schwer verständliches Resultat kann niemals „sprachökonomisch“ sein. Wenn ich zehnmal nachfragen muß, weil der Sachverhalt nicht klar ist, ist das nicht ökoniomisch.

b) Mich interessieren in diesem Zusammenhang Foreneinträge,
die indirekt mit dem Thema „Grammatik“ zu tun haben. Mit
„indirekt“ meine ich, dass es keine Einträge zu dem Thema
„Grammatikhilfe“ oder „Grammatikfrage“ sein sollen, sondern
Grammatikdiskurse oder -diskussionen, die aus Foreneinträgen
mit anderen Grundthematiken entstanden sind.

Ich galube, du solltest da etwas differenzieren: Geht’s um Verständlichkeit, um Tippfehler, um Ortografie, um Satzbau, um Kommasetzung …? Nach meinem Empfinden wirfst Du da sehr viel in einen Topf „Grammatikfehler“.

c) Gleichzeitig würde ich gerne mal in die Runde fragen,
welche „typischen“ grammatikbezogenen Phrasen ihr so kennt
(wie zum Beispiel „Lern erstmal Deutsch“, „Achte auf deine
Grammatik“, „[…] ein Mindestmaß an Grammatik“, „Man versteht
dich nicht“, usw. oder auch die andere Seite mit „Wir sind
hier ja nicht im Deutschunterricht“, „Lass ihn/sie doch“,
„Immer diese Überkorrekten“ etc. ) und wie ihr das mit der
Grammatik im Internet so seht.

Auch hier: Das ist in vielen Fällen nur „Grammatik“ im allerweitesten Sinne.

„Vermeintlich“ habe ich oben deswegen geschrieben, weil Sprachapostel wie Bastian Sick leider eine Menge Unsinn unters Volk gebracht haben. Nicht selten, wenn Leute furchtbar pedantisch oder pingelig auf einzelnen Fehlern herumreiten, sind aus Sicht des Germanisten im Unrecht. Aber das ist eine andere Art von „Sprachdiskussion“ als die, bei der es um Lesbarkeit geht …

Gruß,
Max

Hallo :smile:

Danke für die Antwort auf so einen doch eher langen Text. Da hätte ich so schnell nicht mit gerechnet.

Zu den Kommentaren:
.
Gerade solche Diskussionen (wie von dir erwähnt), in denen es wirklich um Grammatik geht, würde ich gerne finden und lesen (was recht schwer ist, da das Thema über die Suchmaschinen in unterschiedlichen Facetten ausgespuckt wird; oft auch einfach nur mit einem Satz, in dem sich jemand durch Korrektur eines anderen profilieren will). Daher die Frage, ob jemand sowas neulich mal gelesen hat bzw. die Bitte, da mal die Augen offen zu halten :smile:

Zum Thema „Sprachökonomie“: Die Begründung „Musste halt schnell gehen“ oder „Ich hab das einfach fix heruntergeschrieben und wollte schnell eine Antwort“ geht ja schon eher in diese Richtung; dass das ein Trugschluss ist, weil man sich mehrfach erklären muss, ist ja wieder eine andere Sache :wink:

Und noch zuletzt zur Differenzierung:

Es ist eine schwierige Sache, konkret etwas abzugrenzen. Der Sinn eines Textes geht für einen geübten Muttersprachler ja nicht nur aufgrund einzelner Fehler verloren, sondern meistens, wie du auch schon sagst, durch einen Zusammenschluss unterschiedlicher Fehler wie Satzbau, Kommasetzung, usw.
Mir stellt sich die Frage, ob ein User in einem Forum wirklich so derart „unverständlich“ schreiben kann, wenn er z.B. lediglich falsch flektiert etc. oder die 4 Fälle durcheinanderbringt, usw. Meistens ist es ja eine Mischung unterschiedlicher Fehler, die das Lesen erschwert, oder?

Was ich also suche? Hmm…
Im Grunde genommen ist das hier der Versuch einer Art Bestandsaufnahme, insofern geht alles, was man weiträumig ins Thema Grammatik einordnen kann. Orthographie gehört meiner Meinung nach eher zur Rechtschreibung, Kommasetzung ist so ein Zwischending, genau wie Interpunktion allgemein usw.

Konkret geht es also z.B. um misverständliche Endungen (und alles, was irgendwie mit Flexion zu tun hat), fehlerhaften Satzbau (Bezugswörter usw.), usw.

Ich habe in letzter Zeit so viel darüber gelesen, wie das Internet die Sprache zerstört, die Chat-Kommunikation dafür sorgt, dass niemand mehr richtig schreiben kann und andere Hiobsbotschaften, die sich auf Sprache beziehen. Ich selber sehe das etwas anders - We sagt man so schön? Sprachwandel statt Sprachverfall und mehr Schreibkompetenz*, als man denkt. *(…denke da an Userbemerkungen wie „Ich kann auch richtig schreiben, aber warum sollte ich das hier machen? Das ist ja Freizeit“ x) )

Für mich persönlich ist Verständlichkeit der wichtigste Aspekt hinter der Grammatik, aber das muss ja nicht jedem so gehen. Daher die Frage in die Runde. :smile:
Und pingelig auf Fehlern herumreiten ist auch so eine Sache - oft liest man, dass fehlerhafte Texte als Beleidigungen für den Leser aufgefasst werden oder sie dafür sorgen, dass man den Verfasser weniger ernst nimmt - auch eine Tendenz, die ja nicht unbedingt mit Verständlichkeit zu tun hat. Eine gewisse Wichtigkeit scheint es ja aber trotzdem zu haben.

Liebe Grüße
Choco