Grammatik in englischen Songs

Hallo,

ich habe mal eine Frage zu der Grammatik, wie man sie in englischen Songs hört.

Was mir schon länger aufgefallen ist, ist, dass man in der Umgangssprache „there is“ nicht an die folgende Nominalphrase anpasst - also z.B. bei Lennon „There’s Nazis in the bedroom“ statt „There are…“ (bzw. „There were…“, je nachdem was hier gemeint ist). Das kann ich mir auch intuitiv relativ gut vorstellen und es passt auch mit einer These zusammen, die mein Syntaxprof mal erwähnt hat (nämlich dass „there“ hier das Subjekt ist).

Aber es gibt noch andere Flexionsauffälligkeiten in englischen Songtexten, die ich nicht so recht nachvollziehen kann:

  • The Tremeloes, Silence Is Golden: „Oh, don’t it hurt deep inside…“
  • Manfred Mann, Doo Wah Diddy: „…I knew we was falling in love…“

Was ist das für ein Slang oder Dialekt, der hier verwendet wird?

Viele Grüße,
Kronf

Hallo,

Was ist das für ein Slang oder Dialekt, der hier verwendet
wird?

Gar keiner. Es ist Umgangssprache.

Gruß
Jo

(fast) off-topic
Hallo,
Zu deiner Frage kann ich leider wenig beisteuern, aber ich habe selber eine Frage. ^^

Das kann ich mir auch intuitiv relativ gut
vorstellen und es passt auch mit einer These zusammen, die
mein Syntaxprof mal erwähnt hat (nämlich dass „there“ hier das
Subjekt ist).

Erinnerst du dich an seine Begründung? Also nur grob, warum das „there“ das Subjekt sein kann? Das würde mich mal interessieren.

Im Chinesischen gibt es nämlich die ziemlich rigide Wortstellung SVO, aber man kann bei Betonung auch das Objekt voranziehen (这本书我要买。 = Dieses Buch ich will kaufen. = „Dieses Buch will ich kaufen.“), und zwei meiner Chinesischlehrerinnen meinten, 这本书 / „dieses Buch“ sei hier das Subjekt (und nicht nur das Topic, wie ich als Gegenfrage dort vorschlug).

Ist da was dran, dass ein anderes Element das Subjekt bildet? Weißt du da was drüber?

Gruß,

  • André

Erinnerst du dich an seine Begründung? Also nur grob, warum
das „there“ das Subjekt sein kann? Das würde mich mal
interessieren.

Hallo André,

er hat diese These leider nur in einem Nebensatz erwähnt, weil das Englische eigentlich noch nicht unser Thema ist.

Aber soweit ich es mir zusammenreimen kann, liegt die Begründung für die Annahme meines Profs und deiner Chinesischlehrerinnen gerade in der rigiden Wortstellung, die ja im Englischen auch herrscht. Wie soll man es linguistisch erklären, dass in diesen einzelnen Fällen diese offensichtlich strenge Regel plötzlich außer Kraft gesetzt ist? Nahe liegt der Ausweg, einfach anzunehmen, dass auch diese Beispiele der SVO-Reihenfolge gehorchen und bloß „ungewöhnliche“ Subjekte aufweisen.

Das kann man natürlich in Zweifel ziehen und vielleicht die umgedrehte These aufstellen, die Regel gelte gar nicht immer. Letztlich haben beide Thesen einen Schönheitsfehler, oder sagen wir lieber eine Merkwürdigkeit, die es genauer zu erklären gälte.

Genaueres erfahre ich hoffentlich im weiteren Verlauf meines Studiums :wink: Vielleicht schreibt man sich mal wieder.

Gruß,
Kronf

Hallo,

ich bin ja nur Muttersprachler und kein Linguist, außerdem hast du mich gar nicht gefragt, aber evtl. als Denkanstoß, bzw. als Drittfrage an euch:
Ich habe diese Formulierung immer als das direkte Pendant zu „Es gibt…“ gesehen. Wie ist das denn im Deutschen, „es gibt Bohnen“, was ist da Subjekt?
Wenn ich sage „there’s beans“ empfinde ich das „there“ auch als Subjekt, aber nach meinen Empfindungen hat sich ja noch keine Sprache gerichtet :frowning:((

Gruß
Jo

Hi,

ich bin ja nur Muttersprachler und kein Linguist,

=)

Ich habe diese Formulierung immer als das direkte Pendant zu
„Es gibt…“ gesehen. Wie ist das denn im Deutschen, „es gibt
Bohnen“, was ist da Subjekt?

Ich glaube, da gibts massig wissenschaftlich Arbeiten zu…

Wenn ich sage „there’s beans“ empfinde ich das „there“ auch
als Subjekt, aber nach meinen Empfindungen hat sich ja noch
keine Sprache gerichtet :frowning:((

Ich kenne das „there“ als preparatory / anticipatory subject von der Uni, bei Swan auch (er sagt „a kind of preparatory s.“). Eine große Grammatik zum Nachschlagen habe ich leider nicht (Quirk et al. oder so). Aber there/it als Subjekt zu verstehen ist, glaube ich, kein bahnbrechend neuer Gedanke in der Sprachwissenschaft (wenn auch eine streitfrage), und viele Linguisten haben das selbe Sprachgefühl wie du :wink:

Viele Grüße
mitzisch

Hallo Jo, danke auch für deine Antwort! (Umgangssprache hätte ich jetzt auch als eine Art Slang bezeichnet… egal.)

Ich habe diese Formulierung immer als das direkte Pendant zu
„Es gibt…“ gesehen. Wie ist das denn im Deutschen, „es gibt
Bohnen“, was ist da Subjekt?

Ja, „es gibt“ ist natürlich die deutsche Entsprechung zu „there is“. Nur ist die Bildung ja doch offensichtlich eine andere, meiner Empfindung nach zumindest :wink: „There is“ heißt nunmal wörtlich „da ist (irgendwo)…“, und ein Wörtchen wie „da“ ist schon ungewöhnlich als Subjekt, oder? Im Gegensatz dazu ist das „es“ im Deutschen (genannt Expletivum) schon typisch für eine Nominalphrase, die ja durchaus aus Pronomen bestehen kann. („Er denkt sich einen Beispielsatz aus.“) Also „es“ wird definitiv als Subjekt betrachtet im Deutschen.

Wenn ich sage „there’s beans“ empfinde ich das „there“ auch
als Subjekt, aber nach meinen Empfindungen hat sich ja noch
keine Sprache gerichtet :frowning:((

Empfindungen finde ich persönlich schon wichtig in der Linguistik. Früher war das wohl auch gang und gebe in dieser Wissenschaft, sich von den eigenen Empfindungen (nach Abgleichung mit denen einiger Bekannter) leiten zu lassen. Inzwischen möchte man natürlich als fundierte Wissenschaft auf objektive Tests setzen, aber um erstmal Hypothesen zu entwickeln, bedienen sich sicherlich viele Linguisten zunächst ihrer Intention.

Gruß,
Kronf

Hallo, Jo,

Ich habe diese Formulierung immer als das direkte Pendant zu
„Es gibt…“ gesehen.
Wie ist das denn im Deutschen, „es gibt
Bohnen“, was ist da Subjekt?

„es“ fungiert da als sog. formales Subjekt.

Wenn ich sage „there’s beans“ empfinde ich das „there“ auch
als Subjekt

Bei „There is/There are“-Sätzen handelt es sich um sog. expletive constructions. Dazu auf http://grammar.quickanddirtytips.com/starting-a-sent… (neben ausführlicher Erläuterung des Phänomens):
In the expletive sentence, the pronoun „there“ is just filling up space.
Also nicht Subjekt, sondern „Füllsel“.

Siehe auch http://owl.english.purdue.edu/owl/resource/572/04/

Gruß
Kreszenz

Danke euch allen!
Jetzt kann ich 'ne Menge schlauer Wörter unters Volk bringen und mächtig Eindruck machen—ich weiß nur noch nicht wo :wink:

Irgendwann kann man die ganzen Wörter auch in der Alltagssprache benutzen !

Irgendwann kann man die ganzen Wörter auch in der
Alltagssprache benutzen !

Hoffentlich gilt dies nicht auch für das Plenken

Gruß
Kreszenz