Grammatik (Prädikativum?!) - Welcher Kasus

Liebe Wissenden,

ich korrigiere gerade die Seminararbeit einer Studierenden und bin mir nicht sicher, ob sie sich in einem Satz mit dem Kasus vertan hat.

Weil ich hier keinen Auszug aus ihrer Arbeit posten möchte, habe ich den Inhalt, nicht aber die Struktur verändert - der Satz macht also keinen Sinn mehr.

Sowohl von botanischer als auch zoologischer Seite gibt es Vertreter der Ansicht, dass gegen ein gemeinsames Nashorn als biologischer Akt nichts einzuwenden sei.

„gemeinsames Nashorn als biologischer Akt“ hat mich stutzig gemacht: das gemeinsame Nashorn ist Akkusativobjekt. Bei der Bestimmung von „als biologischer Akt“ bin ich mir unsicher. Ich hätte auf ein Objektsprädikativum getippt, was Wikipedia dazu (Artikel „Prädikativum“) hergibt, siehe unten.

Wenn dem so wäre, dann müsste es „gemeinsames Nashorn als biologischen Akt“ heißen.

Was meint ihr dazu

Vielen Dank!

Benjamin

"Das Objektsprädikativ bestimmt das Akkusativobjekt des Satzes näher und bildet dabei das Prädikat mit Verben wie nennen, finden, halten für, bezeichnen als und ansehen als:[1]

Er nannte den Bundeskanzler einen Esel.
Er sah den Fall als erledigt an.

Im Deutschen ist das Prädikativ dabei ein undekliniertes Adjektiv oder Partizip oder ein Substantiv im Akkusativ, das mit einem Artikel begleitet und durch Attribute charakterisiert sein kann. Im letzteren Fall spricht man im Deutschen von einem Gleichsetzungsakkusativ oder prädikativen Akkusativ; in Sprachen wie dem Lateinischen, in denen auch prädikativ gebrauchte Adjektive und Partizipien ihrem Bezugswort in KNG angeglichen werden, können diese Begriffe auch allgemein für Prädikative zum Akkusativobjekt verwendet werden."

Ist schon ok so
Hi.

Sowohl von botanischer als auch zoologischer Seite gibt es
Vertreter der Ansicht, dass gegen ein gemeinsames Nashorn als
biologischer Akt nichts einzuwenden sei.

Ich kann jetzt nicht mit Fachterminologie dienen, aber klar ist, dass der verwendete Kasus ok ist. Die dreifache Gegenprobe zeigt, dass es keine Alternativen gibt.

Gemeinsames Nashorn als biologischen Aktes - geht nicht.

Gemeinsames Nashorn als biologischem Akt - geht nicht.

Gemeinsames Nashorn als biologischen Akt - geht auch nicht.

Das „als“ setzt hier zwei Dinge gleich. Diese Gleichsetzung steht außerhalb der Akkusativsituation des Nashorns.

Chan

Hallo,

Sowohl von botanischer als auch zoologischer Seite gibt es
Vertreter der Ansicht, dass gegen ein gemeinsames Nashorn als
biologischer Akt nichts einzuwenden sei.

Ich kann jetzt nicht mit Fachterminologie dienen, aber klar
ist, dass der verwendete Kasus ok ist.

… was allerdings in Widerspruch zu dieser Grundregel steht:

„Der mit als oder wie in den Satz eingebundene Satzteil steht im gleichen Kasus wie das Wort, auf das er sich bezieht.“

Tatsächlich scheint sich aber auch die Fachwelt da nicht einig zu sein; es gibt ganze Abhandlungen darüber, z. B. http://books.google.de/books?id=es0ltHELSf0C&lpg=PA1…

Gruß
Kreszenz

Grundregel passt hier nicht
Hi.

Sowohl von botanischer als auch zoologischer Seite gibt es
Vertreter der Ansicht, dass gegen ein gemeinsames Nashorn als
biologischer Akt nichts einzuwenden sei.

… was allerdings in Widerspruch…:
„Der mit als oder wie in den Satz eingebundene Satzteil steht im gleichen Kasus wie das Wort, auf das er sich bezieht.“

Na gut, die Regel sagt es anders, aber was sagt das Sprachgefühl? Ich formuliere den Beispielsatz um: „… dass gegen ein gemeinsames Mittagessen als sozialen Akt nichts einzuwenden ist“.

Klingt doch nicht gut, oder? Noch schlimmer wird´s, wenn man schreibt: „… dass gegen ein gemeinsames Mittagessen als einen sozialen Akt nichts einzuwenden ist.“

Der Satz stimmt strukturell mit dem Beispielsatz in der „Grundregel“ irgendwie nicht überein. Und zwar wegen des „gegen“.

Chan

Lieber Benjamin,
sicher, du kannst der Studentin nicht sagen, ich habe nach Sprachgefühl korrigiert. Aber Sprachlogik gibts ja auch noch.
Folgender Vergleich:
„Als ein Mann, der schon viel nachgedacht hat, meldet sich der Autor.“
Subjekt ist „der Autor“, es steht im Nominativ. Nach dem gleichsetzenden „als“ folgt wieder ein Nominativ.
„Als einem Mann, der schon vieles verloren hat, gebe ich dir das.“
Eine Erweiterung des im Dativ stehenden Objektes, das ist jedem klar.
„Ich schenke dir diesen Hund als einen treuen Beschützer.“
Da haben wir den Akkusativ, wie bei dem Nashorn.

Nun gibt es natürlich abweichende Sprachgebräuche und Sprachgefühle, aber die sollten in deinem Falle keine Rolle spielen.
Gruß
Bumi

Hallo!

Ich habe den Eindruck, es steht unentschieden und dass es sich um einen streitbaren Fall handelt. Meinem Sprachgefühl nach ist es falsch und die sprachlogische Gegenprobe zeigt auch in diese Richtung. Werde genau das mit der Studentin besprechen, ihr dafür aber keinen Fehler anstreichen.
Danke für’s Mitdenken!

Benjamin

Korrekt, aber unschön verrenkt
Grüß Gott, wenn du ihn mal siehst.

„Ich schenke dir diesen Hund als einen treuen Beschützer.“
Da haben wir den Akkusativ, wie bei dem Nashorn.

Soweit kann ich die Regel ja auch nachvollziehen. Für das Sprachgefühl problematisch ist es aber, sobald die Konstruktion durch ein „gegen“ komplexer wird (wie ich bereits gestern schrieb):

„Ich habe nichts gegen diesen Hund als einen treuen Beschützer.“

In diesem Fall wirkt der Akkusativ nur noch gekünstelt, weil er um zwei Ecken herum („gegen“ und „als“) verrenkt wird. Er mag formal korrekt sein, ist aber unschön. Meine Empfehlung wäre, in solchen Fällen diese Konstruktion einfach zu umgehen, indem man den Satz umformuliert.

Chan