Grammatikfrage anhand eines Beispiels

Für einen Artikel wählte ich kürzlich eine Überschrift der folgenden Art:

Warum Juden auch Semiten heißen, Türken auch Osmanen und Iraner auch Perser

Es geht mir um die Stellung des Wortes „heißen“. Steht es zu weit vorne, um grammatisch korrekt zu stehen? Ist die folgende Variante das bessere Deutsch?

Warum Juden auch Semiten, Türken auch Osmanen und Iraner auch Perser heißen

Es geht mir um die Stellung des Wortes „heißen“. Steht es zu
weit vorne, um grammatisch korrekt zu stehen?

Nein.

Ist die folgende
Variante das bessere Deutsch?

Nein.

Die zweite Variante ist zwar auch grammtikalisch korrekt, stilistisch aber das schlechtere deutsch.

Die Möglichkeit, das Verb nach vorne zu ziehen, sollte man nutzen, wo immer es geht.

Gruß,
Max

Danke für die erste Antwort. Ich hätte gern wenigstens noch eine zweite Expertise eingeholt. Warum wurden die Beispielsätze gelöscht? Etwa wegen einer political incorrectness. Hier noch einmal die beiden Varianten mit vielleicht unbedenklicherem ersten Teil:

Was ist grammatikalisch/stilistisch vorzuziehen:

(1) Warum die Spanier auch Iberer heißen, die Türken auch Osmanen und die Iraner auch Perser
(2) Warum die Spanier auch Iberer, die Türken auch Osmanen und die Iraner auch Perser heißen

Oh pardon, jetzt sehe ich, dass die ersten Beispiele in meiner Fragen doch nicht gelöscht sind!

Ich hätte gern wenigstens noch
eine zweite Expertise eingeholt.

Lies gute Stilratgeber wie z.B. die Stilkunst von Reiners oder die Deutsch für …-Bücher von Schneider. Da wirst Du auch Begründungen finden, warum das so ist.

Grammatikalisch korrelt ist es, weil es dir natürlich frei steht, das Prädikat an jeder Stelle wegzulassen. Und szoistisch besser ist es, weil es verständlicher ist. Und verstzändlicher ist es, weil Du dein Kurzeitgedächtnis nicht überfrachten musst, bis endlich das erlösende Verb kommt.

Gruß,
M.

Hallo,

Grammatikalisch korrelt ist es, weil es dir natürlich frei
steht, das Prädikat an jeder Stelle wegzulassen. Und
szoistisch besser ist es, weil es verständlicher ist. Und
verstzändlicher ist es, weil Du dein Kurzeitgedächtnis nicht
überfrachten musst, bis endlich das erlösende Verb kommt.

Hierzu auch immer gern zitiert: „The Awful German Language“ von Mark Twain.

„An average sentence, in a German newspaper, is a sublime and impressive curiosity; it occupies a quarter of a column; it contains all the ten parts of speech – not in regular order, but mixed; it is built mainly of compound words constructed by the writer on the spot, and not to be found in any dictionary – six or seven words compacted into one, without joint or seam – that is, without hyphens; it treats of fourteen or fifteen different subjects, each inclosed in a parenthesis of its own, with here and there extra parentheses which reinclose three or four of the minor parentheses, making pens within pens: finally, all the parentheses and reparentheses are massed together between a couple of king-parentheses, one of which is placed in the first line of the majestic sentence and the other in the middle of the last line of it – after which comes the VERB, and you find out for the first time what the man has been talking about; and after the verb – merely by way of ornament, as far as I can make out – the writer shovels in „haben sind gewesen gehabt haben geworden sein,“ or words to that effect, and the monument is finished.“

Gruß

Anwar

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Oh, könnte dann etwa ein frühes Auftauchen des Verbs ein Anglizismus sein?

Oh, könnte dann etwa ein frühes Auftauchen des Verbs ein
Anglizismus sein?

Definitiv nicht - solche Konstruktionen gab es schon weit vorher. Außerdem macht sich Twain hier ein wenig lustig, obwohl er, wie man beim Lesen des gesamten Aufsatzes feststellen kann, ein sehr guter Schüler der deutschen Sprache war.

Gruß

Anwar

NEIN!

Oh, könnte dann etwa ein frühes Auftauchen des Verbs ein
Anglizismus sein?

Nein, es ist einfach nur gutes Deutsch. :smile:

Wahrscheinlich ist sogar das Gegenteil der Fall: Diese Verbstellung ist vermutlich sogar sehr altes Deutsch, denn in frühen Abspaltungen wie z.B. dem Jiddischen findet man das ebenfalls. Dass das Englische die gleiche Verbstellung hat, liegt an den gemeinsamen Wurzeln.

Es gibt eine Theorie, daß die heutige deutsche Verbstellung nur ein „Latinismus“ ist, also ein Import aus dem Lateinischen.

Das Verb nach vorne zu ziehen, ist definitiv das bessere, vermutlich sogar das ältere Deutsch.

Gruß,
Max

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Vielen Dank für die guten Antworten, die mich letztlich überzeugt haben.