Graphologische Gutachten

Hallo!

Mein Arbeitgeber will ein graphologisches Gutachten anfertigen lassen. Eigentlich kein Problem, bin schon neugierig auf die Auwertung…NUR, wieso braucht die Dame dann auch noch einen Lebenslauf von mir?
Hat jemand Erfahrung oder kann mir überhaupt näheres zum Thema sagen? - Selbst würde ich es eher neben Pendeln oder Kartenlegen ansiedeln. Ist es wirklich ein relevanter Test?
Bin für jede Antwort auf meine vielen Fragen dankbar.

Gruß
Gina

Hallo Gina!

Mit graphologischen Gutachten habe ich zwar keinerlei Erfahrung und bin auch kein Fachmann auf diesem Gebiet. Dennoch sehe ich mir bei jeder Einstellung eines Mitarbeiters die Handschrift an. Lebenslauf, Handschrift und der persönliche Eindruck ergeben ein Gesamtbild, das noch nie völlig daneben lag.
So wie es m. E. auch für den Laien erkennbar ist, ob die Handschrift von einem Mann oder einer Frau stammt, vervollständigt z.B. eine ungelenke Schrift durchaus das Gesamtbild, das sich später in aller Regel bestätigt.
Das so erhaltene Mosaiksteinchen der Beurteilung ist allemal wertvoller, als ein per Textverarbeitungsprogramm erstelltes Papier mit vorgegebenem Layout und Rechtschreibprüfung.

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Ich habe mal einige Zeitschriftenartikel in der uni dazu gesichtet (psych.Fachblätter) , weil mich das Thema auch mal interessierte.

Ergebnis: Losgelöst vom Direkten Kontakt zwischen Auswerter und Schreiber, führt es zu wissenschaftlich nicht haltbaren Schlüssen und ist in hohem Maße „unfair“ gegenüber dem Klienten i.S. eines objektiven Gutachter-Instrumentes.

Denn die handschrift wird durch zu viele, auch nicht -psychische Faktoren mitgeprägt und Ursache-wirkungs-Beziehungen können nicht empirisch belegbar genannt werden.

So war von Fällen die Rede, bei denen der wegen seiner Handschrift ausgemusterte Bewerber bei der Konkurrenz anfing und dort erfolgreich arbeitete, wenngleich solche beispiele natürlich auch nur anekdotische Relevanz besitzen.

(Ich selbst bin als Linkshänder z.b. darauf angewiesen, die hand über oder unter der soeben geschriebenen Zeile zu führen, was ja wohl deutlich mein „eigentliches“ Schriftbild (wenn ich ganz locker von rechts nach links schreiben dürfte) beeinflussen sollte…)

Als Bewerber kannst du dir wohl leider nicht aussuchen, welchen Tests du dich zu unterziehen hast, am besten nichts versuchen zu verstellen und auf dein sonstiges Auftreten und deine Qualitäten bauen…ansonsten viel Glück!

Hallo!

Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, einen Menschen nur nach seiner Handschrift zu beurteilen. Ich sagte (bitte genau lesen!), daß die Handschrift nur ein Mosaiksteinchen zum Gesamtbild sein kann. Bei der Beurteilung eines Bewerbers gibt es keinerlei Interesse, unfair oder hart zu sein. Die Stelle soll doch besetzt werden, weshalb sollte man da unfair werden?
Einen fahrigen Menschen mit Koordinationsproblemen im Bewegungsablauf, dessen Schriftbild auch noch zu dieser Erscheinung paßt, werde ich aber kaum als Uhrmacher einstellen. Krakelig, schmierig, durchgestrichene Passagen, mit Fettfingern drauf - auch keine Empfehlung.
Man muß da differenzieren. Ich käme nicht auf die Idee, aus Versalhöhe und Form irgendwelcher Schriftschwünge ein Persönlichkeitsbild herleiten zu wollen.

Gruß

Wolfgang

Hi,

mein Diagnostik-Prof hat sich viel mit Graphologie beschäftigt,

Fazit: Man kann das Geschlecht des Schreibers sicher bestimmen (big suprise) und ein wenig seine Intelligenz. Aber nur ein bißchen, und auch das ist trivial: was man sieht, ist die Schreib-Routine - und die korreliert mit Bildung, und die mit Intelligenz. (Aber ein Blick auf den Schulabschluss ist schon deutlich aussagekräftiger).
Mehr können auch die Graphologen nicht - alles andere ist wohl Humbug.

Wobei damit nicht gesagt ist, dass es keine Zusammenhänge zwischen Schrift- und Persönlichkeitsmerkmalen geben *kann*. Nur wenn, hat sie noch keiner entdeckt - auch nicht ‚intuitiv‘, i.S. dass man sich aufgrund des Schrifteindrucks ein (treffendes) Bild des Schreibern machen könnte, ohne zu wissen wie man es macht. (Wenigstens ist noch keiner, der das könnte, aktenkundig geworden).

Danke!
Vielen Dank für Eure Antworten, insbesondere Wolfgang!- Du hast mir Mut gemacht, da meine Handschrift weder krakelig noch fahrig ist. Sie zeigt schon was von meinem Charakter nämlich, daß ich energisch bin :wink: Deine Argumente sind einleuchtend und jetzt bin ich nur noch neugierig auf das Ergebnis. Für Humbug halte ich es weiterhin, was mir alle Postings bestätigen…Ist nur die Frage wieso ein Unternehmen dafür Geld ausgibt, immerhin kostet der Spaß 300,-DM.

Gruß
Gina

re graphologie
das gehört schon so in die richtung astrologie und humbug!
meines wissens (es ist aber schon eine weile her, dass ich mich damit befasst habe) kann das geschlecht des schreibers nicht ermittelt werden. eigentlich traurig, dass arbeitgeber zu solchen mitteln greifen, anstatt sich ihre neuen mitarbeiter mal anzusehen und mit ihnen zu reden! es sagt eine menge über den arbeitgeber aus, und ganz wenig über den bewerber.
(anmerkung: mit „schreiber“ etc. meine ich immer natürlich nicht nur männer, es ist mir bloss zu doof, „mitarbeiter/innen“ u.ä. zu schreiben).
wenn der job was taugt, trotzdem annehmen!
liebe grüße
ulrike

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