Salut le Chleu,
da will ich einmal ein bissel in den Erinnerungen an den Exkursionen mit dem Göttinger Bodenkundepapst Brunk Meyer kruschteln, die ich vor ungefähr hundert Jahren genossen habe.
Erstmal zur Unterscheidung: „wildthing“ würfelt Lehm und Ton durcheinander. Lehmböden, besonders sL, sind die fruchtbarsten überhaupt, vgl. Kaiserstuhl und vor allem die Börden - unweit Hildesheim war der „Referenzboden“ der 1936er Reichsbodenschätzung, dem mit 100 Bodenpunkten die höchste natürliche Ertragskraft zugeschrieben wurde. Auf Lehmböden gibt es keinerlei Probleme mit Wasserhaushalt und Durchlüftung des Bodens.
Anders verhält es sich mit Tonböden - Ton, landläufig oft mit Lehm verwechselt, ist eine relativ schlimme Angelegenheit: Kalt, staunass, Kaliumfalle, niedriger pH-Wert, Abwesenheit von Regenwürmern wegen Kalkmangel und alles was schlecht ist kommen hier zusammen - vgl. die Mittelgebirge auf Buntsandstein, wo dort, wo die Tonhorizonte losgehen, selbst in lausigsten Zeiten nicht gerodet wurde.
Und jetzt zu den Horizonten an dem vorbildlich präsentierten Aufschluss:
Eisen hat zwei Oxidationsstufen. Die bräunliche Färbung von Eisen(III)-Oxid steht für einen ausreichend durchlüfteten Boden, die schwärzliche Färbung von Eisen(II)-Oxid zeigt schlechte Durchlüftung, oft verbunden mit Staunässe an.
Das Problem liegt offenbar im anstehenden Boden unterhalb des sandigen Horizontes: Schwärzliche, fahle Färbung und leuchtend aufoxidiertes Hellrot in der Umgebung einiger Regenwurmgänge steht für einen sauren, staunassen Pseudogley, vermutlich auf Buntsandsteinverwitterung/Auenton.
Dem oberhalb des Sandhorizontes aufgebrachten Boden sieht man an, dass es ihm nicht mehr gar so schlecht geht - die Drainagewirkung des Sandhorizontes macht sich bemerkbar: Er ist nicht mehr durchgehend fahl-schwärzlich gefärbt, es gibt bräunliche Inseln, er krümelt wohl auch ein bisschen besser. Aber ihm fehlt immer noch Luft, und er steht unter Einfluss der Staunässe - sonst würde das schwärzliche Eisen(II)-Oxid ins bräunliche Eisen(II)-Oxid umschlagen (die Chemiker mögen mir den Begriff verzeihen).
Die Chose mit Kompost anzugehen, ist recht gut. Aber der sollte nicht an der Oberfläche bleiben. Wie kriegt man in dorthin, wo er gebraucht wird (bis ca. 30cm tief)?
Einerseits mechanisch: Grabgabel einstechen, mit einer schaukelnden Vor- und Zurück-Bewegung die Scholle lockern, zehn Zentimeter weiter wieder einstechen. Die Einstiche fischgrätenartig zueinander schräg versetzt.
Andererseits mit der Hilfe von Regenwürmern: Die schaffen ungeheure Volumina von Boden um, wenn man sie lässt. Und das ohne Verdichtungen im Porenbereich, die bei der Arbeit mit der Grabgabel unweigerlich entstehen. Das Schlimmste, was man so einem tonigen Letten antun kann, ist Fräsen: Damit kann man ihn auf knapp eine Generation kaputtschmieren. Wenn man Regenwürmer halten will, braucht es auf so einem Buntsandstein-Letten Kalk. Und, so schön ein Rasen auch sein mag, Verzicht auf Kalkstickstoff und andere Regenwurmkiller. Wenn der Rasen gleichmäßig mit Weißklee durchsetzt ist, ist schon ein bedeutender Erfolg erzielt: Rasen ist eine ziemlich lebensfeindliche Angelegenheit, fast alles andere durchwurzelt den Boden besser und sorgt eher für Abhilfe.
Und drittens mit der Hilfe von Durchwurzelung: Lupinen - wenn sie denn mit dem Letten klarkommen - sind dafür sehr gut geeignet, weil sie zu den wenigen gehören, die auf Ton nicht gleich ins Kümmern geraten, sondern wacker nach unten treiben. Sehr gut geeignet sind auch Ackerbohnen: Die lassen sich ebenfalls durch keinen Tondreck beirren und durchwurzeln mindestens dreißig Zentimeter tief - das würde hier schon ausreichen, um bis zu dem Sandhorizont durchzukommen.
Der Geruch nach Kuh zeigt, dass hier wahrscheinlich schon früher versucht worden ist, was aus dem Boden zu machen. Dass er sich so lange gehalten hat, zeigt, dass davon noch nicht viel geworden ist.
Um Weiterzukommen:
- Aufkalken
- Humuswirtschaft: Idealerweise auf den schönen Rasen für ein paar Jahre verzichten und etwas weniger Lebensfeindliches auf der Fläche kultivieren. z.B. ganz unter Lupinen und Ackerbohnen nehmen, ab dem dritten Jahr Wiese mit Weißklee, falls ers aushält, auch Rotklee, Esparsette versuchen - vielleicht packt sie das schon, immerhin ists nicht weit bis zu dem rettenden Sandhorizont.
- Kein Kalkstickstoff, auch keine anderen Rasensaubermacher. Bis auf weiteres Wiese statt Rasen. Schauen, was sich ansiedelt: Breitwegerich und Stumpfblättriger Ampfer sind Alarmsignale, Klee ist ein Erfolgsmelder. Wiesenstorchschnabel und Salbei (beides kann man pflanzen/ansäen, die helfen sich dann selber weiter) helfen bei der dauerhaften Durchwurzelung (= Drainierung): Sie kommen mit dem nassen tonigen Zeugs zurecht und sorgen für tiefe Durchwurzelung.
- Relativ großzügige Kaliumgaben, hier gut geeignet Thomaskali wegen des günstigen Einflusses auf den pH-Wert, Kalkgehalt.
Schöne Grüße
MM