So dramatisch klingt das für mich nicht …
Hallo,
Ganz ehrlich: ich finde jetzt nichts schlimmes im Beschriebenen. Manche Leute sind etwas direkter als andere, oft tut dies sogar ganz gut, um in einer Runde vom unverfänglichen Geplauder zu etwas persönlicheren Themen zu kommen. Und mehr als dies kann ich bisher nicht herauslesen.
Max ist eine sehr kontaktfreudige Person, welche keine
Schwierigkeiten hat, Leute anzusprechen oder Konversation zu
machen.
Klingt uneingeschränkt positiv.
Die Avancen von Max wirken jedoch oftmals fast
offensiv und es entsteht das Gefühl von fehlender Abgrenzung
und Missachtung der Privatsphäre des anderen. Dies sowohl
körperlich, als auch geistig.
Ok, da kommen ja jetzt die Beispiele.
So spricht Max z.B. verschiedene Leute, welche er gerne mag,
wiederholt auf ein Thema an, welches ihn selber momentan
selber betrifft.
Das finde ich nun kein Paradebeispiel für fehlende Anerkennung der fremden Privatsphäre. Solange jemand über sich selbst spricht, ist dies doch ok …
Auch wenn die Angesprochenen schon beim
ersten Mal klar kommuniziert haben, dass das Thema für sie
(momentan) nicht aktuell ist (z.B. Kinderwunsch), kommt er
immer wieder darauf zurück. Dies irritiert natürlich die
Leute: Sie fühlen sich bedrängt.
Man kann doch über Kinderwunsch sprechen, auch, wenn für einen selbst das Thema gerade nicht aktuell ist? Irgendwie sehe ich hier das Problem nicht. Wenn jemand immer wieder auf ein Thema zurückkommt, das ihn gerade bewegt, sehe ich eher dahinter, dass es für ihn noch nicht erschöpfend behandelt wurde und die Unterhaltung immer wieder in Banalitäten abgleitet. (Diese Situation kenne ich z.B. auch ganz gut und dann eher aus der Perspektive, die ich mir jetzt als Max’ Perspektive vorstelle: man bringt ein Thema ein, das einen gerade beschäftigt und die anderen sagen nur „das wird schon“ und schweifen wieder zum Wetter oder zum Speisezettel ab …)
Max duzt auch prinzipiell die meisten Leute, auch wenn es
nicht angemessen wäre (Z.B. die Verkäuferin im Kleiderladen).
Na gut. Aber die Regeln, wen man duzt (Gleichaltrige?) und wen man siezt sind ohnehin nicht ganz eindeutig. Wie alt ist er überhaupt?
Er versucht meistens künstlich eine Nähe herzustellen, welche
so aus der sozialen Situation nicht gegeben und oftmals auch
gar nicht erwünscht ist. Er verhält sich gegenüber einer
fremden/neu-kennengelernten Person wie ein ‚alter Kumpel‘.
Manche Leute mögen das, weil man dann schneller miteinander warm wird und schneller merkt, ob man auf ähnlicher Wellenlänge ist und ein weiterer Kontakt sich überhaupt lohnt. Wer das nicht mag, kann den neuen Kontakt dann ja auch schnell wieder beenden. Ich kenne es aber auch eher so, dass ich mit neuen Bekanntschaften entweder sehr schnell auch zu den persönlichen Themen komme, oder über Jahre bei den Unverbindlichkeiten bleibe.
Grundsätzlich muss ja beim Kennenlernen oder beim Übergang zu einer höheren Stufe der Vertrautheit eine® der Beteiligten den Mut haben, eine Nähe herzustellen, die in diesem Moment noch nicht gegeben ist. Ob sie erwünscht ist, spürt man erst aus den Reaktionen, die man erhält. Aber wenn keiner sich traut, dann lädt man eben auch nur über Jahre hinweg alle paar Wochen zum Essen ein und plaudert über das Wetter und Angelas Frisur.
(…)
Meiner Meinung nach kann das verhalten, welches Du beschreibst, einfach ein Filter sein, um schnell zu wissen, mit wem er sich weiter abgibt und mit wem nicht. Bist Du denn sicher, dass alle Leute sich davon gestört fühlen? Ich könnte mir im Gegenteil vorstellen, dass er damit sogar viele Kontakte findet.
Mit vielen Grüssen,
Walkuerax