@Grilla: Nietzsche-Zitat im Liebebrett

Hallo,

weil der Thread zu versinken droht, hier noch Ergänzungen zum Nietzscheschen Frauen-Zitat:

Nietzsche selbst verstand sich eigentlich nicht als Philosoph, sondern als Psychologe bzw. als psychologischer Philosophiekritiker. Wahrheit war für ihn unerreichbar, also auch nicht anzustreben.

Am Beginn von „Jenseits von Gut und Böse“ findet sich eine berühmte Textstelle, die meines Erachtens bisher noch nicht mit dem Frauen-Zitat aus dem Zarathustra in Verbindung gebracht wurde. Er beginnt:
„Vorausgesetzt, dass die Wahrheit ein Weib ist …“
( http://www.gutenberg.aol.de/nietzsch/jenseits/jense0… ).

Hier werden Weiblichkeit und Wahrheit in eine Relation gesetzt, die vielleicht neues Licht auf das Thema „Nietzsche und die Frauen“ werfen könnte.

Soweit erstmal in Kürze! Das Thema ist zur Diskussion freigegeben! *g*

Herzliche Grüße

Thomas Miller

toller Link!
Hallo Thomas,

also, den Text Deines Links habe ich erst einmal nur durchflogen, um das alles zu begreifen nehme ich mir mehr Zeit.
Aber ich habe den Eindruck, dass Nietzsche den Philosophen die Fähigkeit revolutionäre Gedanken zu entwickeln, abspricht, weil sie zu sehr von ihrem Umfeld beeinflußt sind. Er spottete wohl ein wenig über die Anhänger bedeutender Philosophen oder über Schoppenhauer, die philosophische Ideen verbal aufschäumen, sie größer machen als sie sind, und in Wirklichkeit sind die Quellen der Ideen (Aberglaube z.B.) schnell gefunden.
Mir deucht :wink: Nietzsche war ein trockener Realist mit einem Hang zum Pessimismus. Da habe ich das Gefühl, dass er in der Tat Frauen in punkto Verstand für nicht voll genommen hat, denen mann ja schon immer einen Mangel an Nüchternheit nachgesagt hat. Frauen als Zeitvertreib, und das war´s (ich denke an Dein interessantes Posting im anderen Brett)? Ist Nietzsche also doch frauenfeindlich (so richtig geschrieben?) eingestellt?

herzliche Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

also, den Text Deines Links habe ich erst einmal nur
durchflogen, um das alles zu begreifen nehme ich mir mehr
Zeit.

das ist kein Wunder (und ist von Nietzsche wohl auch beabsichtigt). Als ich vor vielen Jahren diesen Text im Studium besprechen durfte, haben wir allein über den ersten Absatz, also quasi das Vorwort, etwa 6 Doppelstunden, also ein halbes Semester, gesprochen. Für den Rest blieb da nicht mehr viel Zeit.
Aber man muss ja nicht immer so genau lesen …

Aber ich habe den Eindruck, dass Nietzsche den Philosophen die
Fähigkeit revolutionäre Gedanken zu entwickeln, abspricht,
weil sie zu sehr von ihrem Umfeld beeinflußt sind.

So ist es.

in Wirklichkeit sind die Quellen der Ideen (Aberglaube z.B.)
schnell gefunden.

Eben psychologisch, nicht philosophisch, genau!

Mir deucht :wink: Nietzsche war ein trockener Realist mit einem
Hang zum Pessimismus.

Das stimmt nicht. Weder Realist scheint zutreffend, aber das wäre etwas kompliziert zu erklären, noch Pessimist. Nietzsche war genau das Gegenteil eines Pessimisten, indem er forderte, gerade anders als Schopenhauer nicht an der Welt und ihren Mängeln zu verzweifeln, sondern gerade die Welt auch mit ihren Mängeln so zu akzeptieren, wie sie ist, und mit ihr zu experimentieren (seine Philosophie ist auch als Experimentalphilosophie bezeichnet worden). Man soll also nach dem Motto leben: Lebe und probier dich aus, wenn du scheiterst, hast du wenigstens (gut) gelebt!

Da habe ich das Gefühl, dass er in der
Tat Frauen in punkto Verstand für nicht voll genommen hat,
denen mann ja schon immer einen Mangel an Nüchternheit
nachgesagt hat.

Nietzsche kämpft ja gerade gegen die Überbetonung des Verstandes. Schon in den frühen Schriften stellt er den Rausch über die Ordnung, später dann ist die Macht das zu erstrebende Prinzip. Eigentlich also müsste er mit den Frauen - wenn es ihnen denn an Verstand mangelt bzw. er sie so versteht - sympathisieren - gerade weil sie nicht das Denken überschätzen!

Frauen als Zeitvertreib, und das war´s (ich
denke an Dein interessantes Posting im anderen Brett)?

Ganz und gar nicht! Die im anderen Posting genannten Frauen waren durchaus intellektuell zu nennen.

Ist Nietzsche also doch frauenfeindlich (so richtig
geschrieben?) eingestellt?

Vorausgesetzt 1. es geht Nietzsche um das Gegenteil von Denken, und vorausgesetzt 2. Frauen sind eher mit dem Gegenteil von Denken zu identifizieren, dann kann ich bei Nietzsche nur „Frauenfreundlichkeit“ sehen! Abgesehen natürlich von den stilistischen Entgleisungen, die sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ja überall finden.

Herzliche Grüße

Thomas

P. S. Das mit der Rechtschreibung war nicht böse gemeint. Man stolpert in diesem Zusammenhang ja über ganz merkwürdige Schreibweisen. Daher meine Frage.

ist es
eigentlich ausgeschlossen, daß man das Peitsche-Zitat (aus eurer L&L-brettunterhaltung) auch so lesen kann:

„… vergiß die Peitsche nicht (und zwar die, die dich dort erwarten könnte)“ ??

Ich meine das nicht nur, weil mir das sympathisch wäre, wenns so gemeint gewesen wäre :smile:
Ich hatte mal an einer Diskussion teilgenommen, wo man zu dem Resultat kam, daß es nicht ausgeschlossen sei.

Animaly

Hochinteressant!
Hallo,

„… vergiß die Peitsche nicht (und zwar die, die dich dort
erwarten könnte)“ ??

ich habs noch nie so gelesen und werde drüber nachdenken - wahrscheinlich träum ich davon … (weil’s so interessant ist!).
Ein ganz neuer, sehr interessanter Aspekt - mal sehen, ob er haltbar ist …

Wo fand denn die Diskussion statt, an der du teilgenommen hast?
Wer war beteiligt?

Neugierige Grüße

Thomas Miller

Hallo, Thomas,

denk bitte an das ominöse Foto von Nietzsche, Rée und Lou Salomé. Da hat die fatale Lou eine „Peitsche“ - es ist wohl ein Stöckchen mit ein Sträußchen dran - in der Hand.

Nach Lous Bericht hat Nietzsche dieses Arrangement getroffen.

Und in dunklen Worten redet sie in dem Büchlein: Nietzsche in seinen Werken, dass Nietzsches Selbstquälereien keineswegs nur „geistig-psychologischer“ Art waren, so dass ich bei der Lektüre an handfesten Masochismus dachte.

Es gelingt mir im Moment nicht, die Stelle zu verifizieren, vielleicht findest du sie selbst.

Gruß Fritz