Groß- oder Kleinschreibung?

Liebe Experten!

Aus einem Schriftwechsel (ein wenig entstellt, um die Autoren zu schützen):

A: Ich werde frieren.
B: Der frierende bin doch ich, oder?

Eure Einschätzung: Ist hier Groß- oder Kleinschreibung gefragt?

wer weiss was?

Hanna,
die heftig für die Großschreibung eintritt, weil das Wort hier hauptwörtlich gebraucht wird, aber von einem Freund eines Besseren(???) belehrt worden ist …

Groß, da substantiviert -owT-

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi Hanna,

B: Der frierende bin doch ich, oder?

hier ist der Mensch im ursprünglich beschreibenden Wort aufgegeangen, also aus der frierende Mensch wurde der Frierende. Damit ist die Großschreibung richtig, abgesehen davon, dass ich immer versuche, solche Bildungen zu vermeiden, weil ich sie potthässlich finde. Aber das würde einen eigenen Thread lohnen…

Gruß Ralf

Und in diesem Fall?
Liebe Experten,

besagter Freund meint, meine Beispielsätze seien dermaßen verkürzt, dass (eventuell) andere Regeln zur Anwendung kämen.

Hier nun erweiterte Sätze:

A: Wenn es nur 10° hat und am Ende noch ein Wind geht, frier ich erbärmlich.
B: Der frierende ist doch Julius, oder nicht?

Ist der Frierende auch in diesem Fall noch groß zu schreiben?

Hanna

hi Hanna,

schon wieder ich.

A: Wenn es nur 10° hat und am Ende noch ein Wind geht, frier
ich erbärmlich.
B: Der frierende ist doch Julius, oder nicht?

Ist der Frierende auch in diesem Fall noch groß zu schreiben?

Ich denke schon, bin aber dessen ungeachtet der Meinung, dass es immer möglich sein wird, ein Beispiel zurechtzufummeln, das die Regel in ein schiefes Licht rückt. Und deshalb versuche ich, solch unglückliche Konstrukte zu vermeiden. „Der Frierende“ ist potthässlich, überflüssig und einzig und allein dazu gut, als schlechtes Beispiel zu dienen. Oder würdest Du so sprechen? Mich erinnert das an papierene Dialoge, die sich in manch schlecht übersetztem Roman finden.

Gruß Ralf

Liebe Hanna,

frag dich doch mal angesichts des erweiterten Satzes:

B: Der f/Frierende ist doch Julius, oder nicht?

was hat sich geändert an „der Frierende“?
Nichts! Woanders sind Wörter dazu gekommen, aber das hat keine Auswirkung für das Subjekt.

Ist der Frierende auch in diesem Fall noch groß zu schreiben?

Nach wie vor groß!
Erst wenn du dem „frierenden“ ein Nomen zugesellst, wird es wieder „entsubstantiviert“ und ist dann als Adjektiv klein zu schreiben:

Der arme frierende Kerl dort ist doch Julius.

Es wäre noch denkbar, dass ein Nomen unausgesprochen zu „frierend“ zu ergänzen ist, dann würde es auch klein geschrieben:

Dort sitzen drei Schneider, der frierende (zu ergänzen: Schneider) ist Julius.

Gruß Fritz

1 Like

Die Schönheit …
… liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.

Lieber Rolf,

um ehrlich zu sein: Ich finde es schöner, „der Frierende“ zu sagen als „der frierende Mensch“.

Aber darüber möchte ich nicht streiten.

Hanna

Hab herzlichen Dank, lieber Fritz!

Genau das habe ich auch meinem Freund zu erklären versucht, aber mir glaubt er ja nichts; da muss schon ein Fritz Ruppricht seinen Mund aufmachen, damit er etwas anerkennt!

Sternderlverleihende Grüße zum Dank für meine Ehrenrettung! :smile:))

Hanna

…und das Unglück…
…liegen manchmal dicht beieinander.

Aber darüber möchte ich nicht streiten.

Wir und streiten? Soweit kommt’s grade noch. Warum ich die Form nicht liebe, die mit dem Anhängen von „end“ gebildet wird (Leideform?), ist schnell erklärt: Fast auf dem Fuße folgt die Steigerung, zB

Hans ist frierend, Franz ist frierender, Karl ist am frierendsten.

Und dann friert’s mich.

Gruß Ralf