Groß- oder Kleinschreibung?

Hallo liebe Wissenden,

wenn man schreibt: „Wird unser Eindruck der GLEICHE sein?“, schreibt man dann „gleiche“ klein oder groß? „Der Gleiche“ schreibt man zwar ja eigentlich groß aber hier bezieht sich das ja auf den Eindruck, oder? Ich habe im Duden leider keine passende Regel dafür gefunden. Wäre euch dankbar, falls ihr mir eine angeben könntet.

Viele Grüße
Wega

wann schreibt man „der gleiche“ gross?

http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

wann schreibt man „der gleiche“ gross?

http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…

beim Benutzen dieser Seite ist allerdings Vorsicht geboten: Gibst du Adjektive in der Grundform ein, bekommst du stets ausschließlich Kleinschreibung angezeigt (hier sind die Artikel irreführend).

In manchen Fällen erhält man zwar bei unterschiedlicher Eingabe verschiedene Ergebnisse

(„gut“: http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…

„Gute“ (Groß- Kleinschreibung aktivieren):
http://www.canoo.net/services/Controller?dispatch=in…),

das hilft einem jedoch auch nicht weiter bei der Frage, ob in einem bestimmten Satz das Adjektiv substantiviert werden muss…

(Außerdem treibt der Schematismus auf dieser Seite manchmal seltsame Blüten: „gleicherer“ „gleichster“?!)

Gruß
Kreszenz

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Hallo, liebe Wega!

Das wird jetzt ein wenig länger wegen der Regeln.

wenn man schreibt: „Wird unser Eindruck der GLEICHE sein?“

Hier natürlich klein!

„Der Gleiche“ schreibt man zwar ja eigentlich groß

Diese Aussage ist etwas verkürzt und daher anfechtbar.

Nur wenn kein Nomen dahinter steht oder es sich nicht auf ein anderes Nomen im Satz bezieht, wenn es also substantiviert und selber ein Nomen ist, würde es groß geschrieben.

Das ist aber, wie du selbst schon sagst, in deinem Beispiel nicht der Fall.

Die Regeln zum Gebrauch von „gleich“:

_ gleich ;
die Sonne ging gleich einem roten Ball unter; der gleiche Hut; die gleiche Jacke; das gleiche Spielzeug;

Großschreibung (­)R 47): das Gleiche (dasselbe) tun; das Gleiche gilt …; es kommt aufs Gleiche hinaus; Gleiches mit Gleichem vergelten; es kann uns Gleiches begegnen; ins Gleiche (in Ordnung) bringen; ein Gleiches tun; Gleicher unter Gleichen; Gleich und Gleich gesellt sich gern_

Dein Beispiel lässt sich unter keinem Beispiel, die hier groß geschrieben werden subsummieren. Also gibt es keinen Grund für dich, es groß zu schreiben.

Die Regel 47 lautet:

_Substantivischer Gebrauch anderer Wortarten

R47 Substantivisch gebrauchte Adjektive und Partizipien werden großgeschrieben.

das Gute, die Abgeordnete, das Nachstehende, das Schaurig-Schöne, Gutes und Böses, Altes und Neues; und Ähnliches (Abk.: u. Ä. ); wir haben Folgendes/das Folgende geplant; das in Kraft Getretene; das dem Schüler Bekannte; das überschaubar Gewordene; die zuletzt Genannte (auch: Zuletztgenannte ); die Rat Suchenden (auch: Ratsuchenden ); das dort zu Findende; Stoffe in Blau und Gelb; er ist bei Rot über die Kreuzung gefahren.

Adjektive und Partizipien werden vor allem dann großgeschrieben, wenn sie mit Wörtern wie „allerlei", „alles", „etwas", „genug", „nichts", „viel", „wenig" in Verbindung stehen.
allerlei Schönes, alles Gewollte, etwas Wichtiges, etwas derart Banales, nichts Besonderes, wenig Angenehmes

Großgeschrieben werden auch substantivierte Adjektive und Partizipien in festen Wortgruppen.
Es ist das Beste, wenn wir jetzt gehen. Sie hat sich nicht das Geringste vorzuwerfen.
im Argen liegen, zum Guten wenden, auf dem Trockenen sitzen, im Dunkeln tappen, im Trüben fischen, auf dem Laufenden sein, ins Schwarze treffen, aufs Ganze gehen, das Weite suchen, aus dem Vollen schöpfen, zum Besten geben

Auch nichtdeklinierte Adjektive in Paarformeln zur Bezeichnung von Personen werden großgeschrieben.
Wir bieten ein Programm für Jung und Alt. Vor dem Gesetz sind Arm und Reich gleich. Gleich und Gleich gesellt sich gern._

Auch dieses Beispiel triftt für deinen Satz nicht zu.

_Adjektive und Partizipien, die durch einen Artikel der Form nach substantiviert sind, werden kleingeschrieben, wenn sie Beifügung (Attribut) zu einem vorangehenden oder nachgestellten Substantiv sind á§ 58 (1)ñ.
Sie war die aufmerksamste und klügste meiner Zuhörerinnen.
Mir gefallen alle Krawatten sehr gut. Besonders mag ich die gestreiften.

Auch Superlative mit „am", nach denen man mit „wie?" fragen kann und bei denen „am" nicht in „an dem" auflösbar ist, werden kleingeschrieben á§ 58 (2).
Diese Regel ist am leichtesten zu lernen. Etwas zu essen brauchen wir am nötigsten.

Aber: Es fehlt uns am (= an dem) Nötigsten.

In festen adverbialen Wendungen aus „aufs" oder „auf das" und Superlativ, nach denen man mit „wie?" fragen kann, kann das Adjektiv groß- oder kleingeschrieben werden á§ 58 E1ñ.
Er erschrak aufs Äußerste / aufs äußerste.
In festen adverbialen Wendungen aus Präposition und artikellosem Adjektiv wird dieses jedoch kleingeschrieben á§ 58 (3)ñ.
Die Schaulustigen wollten alles von nahem sehen. Wir hätten ohne weiteres ein Darlehen bekommen. Die Schule bleibt bis auf weiteres geschlossen.

© Rechtschreibung Dudenverlag_

Und weiter im Artikel „gleich“,

_Schreibung in Verbindung mit Adjektiven, Verben und Partizipien (­)R 39 f.:smile: gleich alt, groß, gut, lang, schnell, verteilt, wahrscheinlich, weit usw.; zwei gleich große Kinder; die Kinder waren gleich groß; gleich sein, werden; gleich denken, klingen, lauten; gleich denkende Menschen; gleich lautende Wörter; gleich geartete Verhältnisse; ein nicht nur ähnlich, sondern völlig gleich gelagerter Fall; gleich gesinnte Freunde; zwei gleich gestimmte Seelen; die Wörter werden gleich geschrieben; sie sind einander [völlig] gleich geblieben; er soll gleich (sofort) kommen; vgl. gleichkommen, gleichmachen, gleichsetzen, gleichstellen usw.;

© Rechtschreibung Dudenverlag._

Was du mit Chs Tabellen anfangen sollst, ist mir schleierhaft. Dort wird das Problem deiner Frage nicht einmal gestreift.

Gruß Fritz

das hilft einem jedoch auch nicht weiter bei der Frage, ob in einem bestimmten Satz das Adjektiv substantiviert werden muss…
(Außerdem treibt der Schematismus auf dieser Seite manchmal seltsame Blüten: „gleicherer“ „gleichster“?!)

Say it again, Kreszenz!

Fritz

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(Außerdem treibt der Schematismus auf dieser Seite manchmal
seltsame Blüten: „gleicherer“ „gleichster“?!)

„Die Liebe ist, ihr Ende ausgenommen, sich überall gleicher, als man sagt.“
(Jean Paul)

http://gutenberg.spiegel.de/jeanpaul/bemerkng/bemerk…

„Wer sich am ungleichsten und gleichsten ist, das ist, so mannichfaltig und so einfach, wie möglich; so veränderlich und unveränderlich, so harmonisch, wie möglich, bey aller Lebendigkeit und Wirksamkeit, wessen bewegteste Züge den Charakter des festen Ganzen nie verlieren, sondern demselben konform sind, der sey dir heilig!“
(Johann Caspar Lavater)

http://gutenberg.spiegel.de/lavater/physiogn/physio6…

Messalina

seltsame Blüten: „gleicherer“ „gleichster“?!)

„Die Liebe ist, ihr Ende ausgenommen, sich überall gleicher, als man sagt.“
(Jean Paul)

„gleicher“ wurde von Kreszenz nicht moniert, sondern „gleicherer“.

Und selbst wenn bei google fast 300 Mal diese Form angetroffen wird, gilt in dem Fall: 286 Sommer machen noch keine Schwalbe!

"Wer sich am ungleichsten und gleichsten ist, das ist, so

Und ebensowenig machen 364 Belege bei google die Form „gleichsten“ zu einer gebräuchlichen und sinnvollen Form.

Fritz

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seltsame Blüten: „gleicherer“ „gleichster“?!)

„Die Liebe ist, ihr Ende ausgenommen, sich überall gleicher, als man sagt.“
(Jean Paul)

„gleicher“ wurde von Kreszenz nicht moniert, sondern
„gleicherer“.

Meine Güte, Fritz … es ging doch wohl darum, ob ‚gleich‘ gesteigert werden kann oder nicht. Und im Satz oben ist „gleicher“ ein Komparativ.

Und selbst wenn bei google fast 300 Mal diese Form angetroffen
wird, gilt in dem Fall: 286 Sommer machen noch keine Schwalbe!

"Wer sich am ungleichsten und gleichsten ist, das ist, so

Und ebensowenig machen 364 Belege bei google die Form
„gleichsten“ zu einer gebräuchlichen und sinnvollen Form.

Richtig. Deshalb habe ich auch nicht 364 Google-Belege angeführt, sondern zwei Zitate aus dem Literaturarchiv Gutenberg.

Messalina

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Meine Güte, Fritz … es ging doch wohl darum, ob ‚gleich‘
gesteigert werden kann oder nicht.

Man kann auch „einzig“ steigern oder „Thräne“ und Sanftmuth" schreiben…

…Dieser Triumph sollte indessen mein einzigster bleiben;…
http://gutenberg.spiegel.de/storm/novellen/universi.htm

…meine einzigste Freundin hier, ein Engel von Schönheit, Milde, Sanftmuth, Menschenliebe, die hinter dem Rücken des Stiefvaters manche Thräne zu trocknen weiß…

http://gutenberg.spiegel.de/opperman/100jahre/100j90…

Deshalb habe ich auch nicht 364 Google-Belege
angeführt, sondern zwei Zitate aus dem Literaturarchiv
Gutenberg.

Dito - allerdings seh ich durchaus einen Unterschied zwischen einer Sammlung literarischer Texte und einer ausgewiesenen Grammatik-Seite.

Gruß
Kreszenz

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Meine Güte, Fritz … es ging doch wohl darum, ob ‚gleich‘
gesteigert werden kann oder nicht.

Man kann auch „einzig“ steigern

Richtig. Denn ob ein Adjektiv gesteigert werden kann oder nicht, hängt auch von der Bedeutung ab, die es im jeweiligen Falle hat. In der Bedeutung ‚nur einmal vorhanden‘ kann einzig nicht gesteigert werden, in der übertragenen Bedeutung ‚hervorragend, ausgezeichnet‘ sehr wohl. Laut Duden.

Dasselbe gilt für ‚gleich‘ - in der Bedeutung ‚vollkommen übereinstimmend‘ ist es nicht steigerbar, in der Bedeutung ‚ähnlich‘ schon.

http://gutenberg.spiegel.de/opperman/100jahre/100j90…

Deshalb habe ich auch nicht 364 Google-Belege
angeführt, sondern zwei Zitate aus dem Literaturarchiv
Gutenberg.

Dito - allerdings seh ich durchaus einen Unterschied zwischen
einer Sammlung literarischer Texte und einer ausgewiesenen
Grammatik-Seite.

Natürlich. Ich wollte lediglich zwei nichtumgangssprachliche Beispiele anführen, in denen das Wort ‚gleich‘ in der Bedeutung ‚ähnlich‘ gesteigert wird.

Messalina

Klaro, Messalina,

ich möchte aber doch auch noch auf den Unterschied zweier Autoren wie Jean Paul, der mit der Sprache noch ganz andere Sachen machte, und Lavater, der gern ebenso extravagant formulierte, hinweisen, die vor zweihundert und mehr Jahren schrieben und einer Netzseite hinweisen, die heutzutage Hilfen für grammatische Probleme anbietet.

Gruß Fritz

Ah, Kreszenz die Igelin! :wink:

Dito - allerdings seh ich durchaus einen Unterschied zwischen einer Sammlung literarischer Texte und einer ausgewiesenen Grammatik-Seite.

Du bess all dor! :wink:

Gruß Fritz

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Nicht steigerbare Adjektive

Natürlich. Ich wollte lediglich zwei nichtumgangssprachliche Beispiele anführen, in denen das Wort ‚gleich‘ in der Bedeutung ‚ähnlich‘ gesteigert wird.

Gut, Messalina! Dann sind wir ja ganz beieinander! :wink:

Ich hab da so ein Arbeitsblatt:

DA – Digitale Adjektive
Das sind einige Adjektive, die nicht sinnvoll in Komparativ und Superlativ zu setzen sind (nicht gesteigert werden können).

Leider bricht die Formatierung hier im Forum völlig zusammen.

Wenn du willst, schick ich dir diese Liste, bei der man über einige Fälle trefflich streiten kann.

Bei „schwanger und tot“ ist es wohl klar, aber schon bei „voll und leer“ geht es los.

Gruß Fritz

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Leider bricht die Formatierung hier im Forum völlig zusammen.

Wenn du willst, schick ich dir diese Liste, bei der man über
einige Fälle trefflich streiten kann.

Hier ist sie online zu finden:
http://www.oberlehrer.org/da.html

Gruß,

Myriam

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Da also habe ich die Liste abgekupfert. Danke, Myriam, für den Hinweis! Und ich bildete mir schon ein, dass ich sie selber gemacht hätte, so lange steht die schon auf meiner Festplatte. :wink:
Fritz

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