Hallo Wolfgang,
sehr gute Erfahrung habe ich mit einem Singkreis für Volkslieder; so ganz einfach mit Gitarre die altbekannten Lieder singen. Damit würde ich immer anfangen, denn wenn sie auch anfangs etwas schüchtern tun, lockert nichts so gut auf wie ein paar Lieder.
Da solche Gruppen nicht homogen sind, würde ich schon bald schauen, dass sich Interessen-Untergruppen bilden - wöchentlich. Gut angenommen wurden: „Schreibwerkstatt“. Kurzgeschichten und Poesie. Computer/Internet-Kurs bzw. Gruppe. Auch neue Freundschaften, z.B. für Alleinstehende, die ja anders leben als solche, die eine große Familie haben.
Alte Hobbies und verschüttete Fähigkeiten sollten belebt werden. Sie können sich gegenseitig was beibringen, Neues lernen. Deshalb wäre es gut, zu Anfang gemeinsam zu überlegen, wie solch ein Kreis gestaltet werden soll. Ein „Programm bieten“ ist was fürs Altersheim.
Gut geht alles für körperliche Beweglichkeit - Tai chi z.B. ist sehr altersgerecht, also auch da Neues versuchen. Kneipp ist gut für dieses Alter! Miteinander kochen. Jemand hat viell. eine große Küche und hat Spaß dran, oder es geht mal reihum. Essen ist was anderes im letzten Lebensdrittel als vorher.
Schwimmtreff. Da genügt es ja schon, wenn sich zwei gegenseitig verpflichten, damit sie es auch tun.
Für reine Freizeitbeschäftigung gibt es eigentlich überall gute Angebote, aber das Gefühl, noch gebraucht und interessant zu sein wäre wichtig.
Auch ist das Helfen in diesem Alter ein Thema, also tätige Nächstenliebe - da kann man sehr kreativ werden. Z.B. bei der „Tafel“ mitmachen. (Das ist die Sammelstelle für Lebensmittel, ein Laden für Bedürftige.)
Laß sie ihren eigenen Reichtum entdecken und eine neue Art Aktivität, die die meisten im Beruf ja gar nicht hatten. Wer konnte schon immer tun, was er wirklich wollte? Jetzt haben sie womöglich 30 Jahre Leben vor sich, die gelebt und nicht nur abgehakt werden wollen. Die Seele muß erstmal wieder lernen, dass sie überhaupt noch da ist, und dazu gehören Kunst, Spiritualität, Philosophie… Geist und Seele wird nachher das sein, was den Menschen ausmacht, wenn der Körper abbaut. Der innere Reichtum eben. Daraufhin sollten sie leben, nicht Beschäftigungstherapie, das wäre ja für Kranke. Dazu ist der religiöse Bezug bestens geeignet, die Achtsamkeit wieder ins Leben zu bringen, Dankbarkeit, Leichtigkeit - so vieles ist da abhanden gekommen. „Ein Segen sein“ wäre eine schöne Aufgabe für jeden Tag.
Ferner bewußte Rituale für die Lösung aus dem Lebensabschnitt, der nun beendet ist. Man geht so drüber hinweg, aber da sind große Gefühle beteiligt. Erzählen, versöhnen, trauern, danken, sich sorgen für die Zukunft? Finanzielle, gesundheitliche Sorgen? Das darf in solch einer Gruppe nicht übergangen werden.
Ich würde monatlich ein Plenum veranstalten, wo die einzelnen Gruppen/Grüppchen sich austauschen, um die anderen zu inspirieren und den gemeinsamen Tag viell. jeweils unter ein Motto zu stellen. Den sollten die Teilnehmer selbst gestalten, denn Kreativität und Selbstverantwortung kann man ihnen zutrauen. Ich hoffe es. Jedenfalls kann man da lernen, strukturiert vorzugehen, zielgerichtet zu sprechen usw. Das ist ja nicht selbstverständlich.
Es wäre doch interessant, über solche Gruppen etwas aus der Praxis zu hören. Ein Riesenpotential, das da brach liegt, das dem Kommerz in den Rachen fällt, wenn wir nicht für uns selber zu sorgen lernen!
Viel Erfolg wünsche ich ! Grüße, Geris
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