Hallo Fragezeichen,
weiß jemand wo ich vernünftigen Grünen Tee herkriege
Dies wurde in diesem Thread schon einmal erörtert:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
… und andere Aspekte des Tees im Allgemeinen und Grüntees im besonderen hier:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
worauf ich achten muss damit der Tee auch wirklich hochwertig ist (hab
irgendwas mit antioxiden oder so gehört…)
Also, dann werd ich Geli mal kräftig widersprechen (soll heißen, ich schätze mich da als Experten ein
). Qualitative Hochwertigkeit findet in der Regel auch seinen Ausdruck in entsprechenden Preisen. Es ist allerdings leider auch richtig, dass dabei fast ausschließlich ästethische Kriterien eine Rolle spielen. Speziell chinesische Produzenten gehen z.T. äußerst freigiebig mit Spritzmitteln um - z.T. auch um wirklich hochwertige und daher gut verkäufliche Tees zu schützen. Wenn man besonders Wert auf den gesundheitlichen Effekt legt, ist es angeraten, nach Tees aus kontrolliertem biologischen Anbau Ausschau zu halten. Leider sind das nur selten auch Spitzenqualitäten. Was ansonsten den gesundheitlichen Aspekt grünen Tees speziell in Hinsicht auf Antioxidantien angeht, so empfehle ich diesen Artikel:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/pza/2000-31/ph…
Wem das zu viel pharmakologisches Kauderwelsch ist, für den hier die Zusammenfassung: Grüner Tee ist gut für Dich.
und worauf ich bei der Zubereitung achten sollte?
Hör nicht auf die Stimmen …
Es gibt keine Faustregel, wie man es richtig macht - allenfalls ein paar, wie man es falsch macht. Einen japanischen Gyokuro z.B., den man mit 80° heißem Wasser aufgiesst, kann man eigentlich nur noch in den Ausguss schütten. Dito, wenn man ihn fünf Minuten ziehen lässt … Jeder Tee ist anders und hat seine Eigenheiten - die richtige Methode auf Anhieb oder mit einem einzelnen Probeaufguss herauszufinden, erfordert Erfahrung. Zubereitung eines GUTEN Grüntees ist eine Sache, die man allmählich erlernt und bei der man schon ein paar Dutzend Kilo Tee verbrauchen kann, bis man gelernt hat, ein GENUSSgetränk zuzubereiten.
Für den Anfang ein paar Hinweise:
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Hände weg von den ganz billigen Sorten - der beste Teemeister kann aus einem ordinären Chun Mee oder Gunpowder kein angenehm schmeckendes Gesöff zaubern. Der Anfänger wird nur eine unangenehm bittere Plörre produzieren und für den Rest seines Lebens ein unbegründetes Vorurteil gegen grünen Tee hegen. Auch als Anfänger sollte man mE nicht weniger als ca. 5 Euronen für hundert Gramm anlegen. Wenn es japanischer Grüntee sein soll, ruhig das doppelte - was weniger mit der Qualität als mit den höheren Produktionskosten in Japan zu tun hat.
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Im wesentlichen spielen 3 veränderliche Parameter eine Rolle: das Mengenverhältnis von Wasser und Teeblättern, die Aufgusstemperatur und die Ziehzeit. Es empfiehlt sich, diese mit Messlöffel, Thermometer und Uhr zu kontrollieren und nicht ‚nach Gefühl‘ vorzugehen. Letzteres ist etwas für Meister. Nicht erwähnt habe ich die Qualität des Wassers - das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ein schwarzer Assam mag mit hartem Leitungswasser zurechtkommen und die berüchtigte Ostfriesenmischung wurde speziell für das (damals) brackige Trinkwasser an der Küste erfunden - für einen Grüntee sollte gefiltertes (mit Ionenaustauscher) Wasser das mindeste sein. Für bessere Sorten benutze ich Mineralwässer, wobei auch da nur wenige (insbesondere salzarme) Sorten auch tatsächlich geeignet sind. Noch etwas - den ZUCKER habe ich nicht vergessen, er hat im grünen Tee absolut nichts verloren.
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Nun experimentieren - die Wassermenge ist das Einfachste, die bleibt konstant. Man nimmt immer dieselbe Kanne (vorzugsweise aus unglasiertem Ton) für den grünen Tee und man nimmt diese Kanne für nichts Anderes. Nach Gebrauch mit klarem Wasser ausspülen, Spülmittel ist pfui bääh. Der Tee kommt direkt in die Kanne, das aufgekochte und abgekühlte Wasser darüber. Wenn die Kanne kein eingebautes Sieb hat, beim Abgießen notfalls ein Sieb benutzen. Papierfilter oder diese komischen Baumwollsocken sind tabu.
Die Teemenge vorsichtig steigern - die Parole „ein Löffel pro Tasse und einer für die Kanne“ ist etwas für Engländer. Seit denen im 19. Jahrhundert nämlich die Kaffeeplantagen auf Ceylon eingangen sind meinen sie, Tee muss wenigstens so aussehen wie Kaffee, wenn er schon nicht so schmeckt. Umgekehrt wenden sie dasselbe Prinzip dann natürlich auch auf ihren spülwasserartigen Kaffee an … Also erst mal wenig Blätter. Wenn das Ergebnis nach nichts schmeckt, war’s zu wenig. Schmeckt es bitter, war’s zu viel. Der Trick ist, sich dieser Grenze möglichst weit zu nähern, ohne sie zu überschreiten. Ähnliches gilt für die Temperatur, wobei Standardsorten eigentlich fast alle im Bereich von 70°-80° aufgegossen werden können. Bei teuren Japanern kann auch schon mal 60° zu viel sein … Bei zu hohen Temperaturen kann man zwar an der Teemenge sparen, aber man erhält kein strukturiertes, vielschichtiges und ‚duftiges‘ Aroma - der Aufguss schmeckt einfach plump.
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Ein einigermaßen brauchbarer Tee lässt sich wenigstens drei Mal aufgiessen, wobei die Qualität der Aufgüsse nicht allzu sehr schwanken sollte. Für die meisten chinesischen Tees ist eine Reihe von 2 - 3 - 5 Minuten oder von 3 - 5 - 8 Minuten geeignet. Ob längere oder kürzere Ziehzeit, hängt hauptsächlich von der Verarbeitung und der Größe des Blattgutes ab. Stark gerollte Blätter brauchen idR länger. Bei japanischen Grüntees ist es wieder anders - der erste Aufguss liegt häufig bei 1 - 2 Minuten, selten länger. Die folgendn Aufgüsse dann lediglich 10-15 Sekunden, 20 - 30 Sekunden usw.
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Tabakqualm ist genau wie bei gutem Wein strikt zu vermeiden. Und von Räucherstäbchen zur oleofaktorischen Begleitung halte ich auch nichts. Der Geruch einer guten Tasse Tee ist eine sinnliche Erfahrung ganz eigener Art …
Freundliche Grüße,
Ralf