Gruß

Im Fernsehen höre ich immer wieder mal „Grüß’ Sie (sie?) Gott!“. Beonders im süddeutschen Raum und in Österreich ist dieser Gruß durchaus üblich.

Meine Frage: was ist gemeint - soll ich Gott grüßen (als Untertan, angesprochen in der dritten Person), oder aber soll ich hoffen, daß dies der liebe Gott wirklich tut?

Sepp

hallo sepp !

also aus Ösi-Sicht sag ich´s mal so: „grüß´ sie“ heisst im prinzip grüss gott, allerdings ist es eher eine persönliche begrüssung, die ich zu jemanden bestimmten sage, im gegensatz zu grüss gott, dass ich ganz einfach in die runde werfen kann.
bei uns in der runde (clique -> ich hasse dieses wort :smile: ) wird es auch irgendwie dann verwendet, wenn man jemanden trifft, den man länger nicht gesehen hatt und ihn besonders „freudig“ begrüssen will, man betont das „grüß´ sie“ dann auch extrem.
(ist zumindest bei uns so -> wiener, niederösterreichischer raum)

greets
wiesi

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Widerspruch!

„Grüß Sie“ (Ich grüße Sie) oder „Grüß Dich“ hat nix mit Gott zu tun. Wird je nachdem häufig verwendet (etwa gleich oft mit „Guten Tag“ bzw „Servus“).
Ich schätze, bei „Grüß Gott“ liegt die Aufforderung, daß man in das Gebet (des Angesprochenen) aufgenommen werden soll. Aber als Wiener hör ich zumeist „Grüß Sie, Herr XX“ oder auch, auf original österreichisch „Griaß Ihna“ und nicht „Grüß Gott“

Sers
Gerald

Grüß Sie Gott = Grüß Gott
.

Hallo Gerald,

Ich schätze, bei „Grüß Gott“ liegt die Aufforderung, daß man
in das Gebet (des Angesprochenen) aufgenommen werden soll.
Aber als Wiener hör ich zumeist „Grüß Sie, Herr XX“ oder auch,
auf original österreichisch „Griaß Ihna“ und nicht „Grüß Gott“

Die korrekte (alte) Form von „Grüß Gott“ lautete „Gott grüße Euch/Dich“ = „Gott möge/soll Euch/dich grüßen“. Diese Form versteht heute fast niemand mehr. Meines Erachtens kommt der Ausdruck „Grüß Sie“ auch daher. Er wird aber aus o. g. Gründen ebenfalls meistens falsch verstanden und hat heute tatsächlich oft die Bedeutung „Ich grüße Sie“ angenommen.

Das Gegenstück dazu ist übrigens dann das bekannte „Pfiaddi“ = „(Gott) behüte dich“ (= "Gott möge/soll dich behüten).

Griaß und pfiad di

Irene

Hallo Gerald,

„Grüß Sie“ (Ich grüße Sie) oder „Grüß Dich“ hat nix mit Gott
zu tun.

Ich möchte im Gegenteil behaupten, dass „Grüß Sie“ und „Grüß dich“ jeweils verkürzte Formen von „Grüß Sie Gott“ bzw. „Grüß dich Gott“ sind.
Das altertümelnde „Gott grüße dich“ bildet (Irene hat es schon erwähnt) den Ursprung der Redewendung, das Gegenstück zum Abschied ist das „Pfiati“ = „Behüt’ dich Gott“, erst kürzlich hier diskutiert und in FAQ:861 aufgenommen.

Aber als Wiener hör ich zumeist „Grüß Sie, Herr XX“ oder auch,
auf original österreichisch „Griaß Ihna“ und nicht „Grüß Gott“

Vom Bairischen herkommend würde ich sagen, dass „Griaß Gott“ und „Griaß di Gott“ in etwa gleichwertig sind - das erste die etwas höflichere Form, das zweite die jovialere.
In der Höflichkeitsform gibt es neben „Griaß Sie Gott“ auch noch das ältere „Griaß eana Gott“, also das Personalpronomen im Akkusativ.

Servas, pfiats enk!
Wolfgang

Off topic
Hallo Wolfgang,

In der Höflichkeitsform gibt es neben „Griaß Sie Gott“ auch
noch das ältere „Griaß eana Gott“, also das Personalpronomen
im Akkusativ.

Tschuldigung, aber das „eana“ ist eben gerade nicht der Akkusativ, sondern der Dativ…

Nix für ungut und pfiati
Uschi :wink:

More off topic: falscher Dativ (lang!)
Servus Uschi,

Tschuldigung, aber das „eana“ ist eben gerade nicht der
Akkusativ, sondern der Dativ…

Saggra, dea is’ mir durchgerutscht. Danke für die Richtigstellung!

Die Sach’ ist aber auch kompliziert:

"
§5 Der Ersatz des Akkusativs durch den falschen Dativ tritt nur beim Personalpronomen ein: aus ihn wird eàhm, aus Sie wird Eàhnà. Man sagt: I kenn eàhm schõ, aber: I kenn àn Karä schõ - nicht etwa: I kenn àm Karä. Dies beweist wieder, daß hier keine echte kasusvertauschung vorliegt.
Den scheinbaren Dativ eàhm kann man wohl als Analogiebildung zu Eàhnà auffassen. Wie aber kommt es zu Eàhnà? Vielleicht in der Tat zwecks Abhebung gegen das gleichlautende sie der dritten Person Einzahl und Mehrzahl:
ich höre Sie = i heàr Eàhnà
ich höre sie = i heà s
.
Daß man auch in der dritten Person Mehrzahl eàhnà hören kann:
Då kemàn Gäsdd = Da kommen die Gäste
I håb eàhna schõ keàd = Ich habe sie schon gehört
,
das mag eine analoge Bildung zum Höflichkeits-Eàhnà sein. - Man sieht: es herrscht schon ein gewisses Durcheinander in der bairischen Grammatik.

§6 In der Stadt wird gelegentlich auch Grüß Sie Gott gesagt anstatt Griàß Eàhnà Good und eàhn schàg õ statt eàhm schàg õ. Dies sind untaugliche Versuche, Dialekt und schriftdeutsche Form miteinander zu verbinden. […]"

Ludwig Merkle: Bairische Grammatik, S. 98

Sie sich heißt Sà si.
Wollen Sie sich waschen? = Woin Sà si waschn?
Aber so sagt man das nicht gern. Man setzt statt des unpersönlichen Reflexivums lieber das persönliche Pronomen: Woin S Eàhnà waschn? (= Wollen Sie Ihnen waschen?) […]
Die Form às kommt beim höflichen Sie nicht vor, weil der Akkusativ von Sie nicht Sie heißt, sondern Dativform hat: Eàhnà.“

ebd., S. 131

Grüße
Wolfgang