hallo umweltexperten,
ich frage mich, ob die zur zeit erhobenen forderungen nach verlagerung des zunehmenden guetervekehrs auf die schiene wirklich sinnvoll ist, oder ob die politisch motivierte diskussion nicht einenm anderen ziel dient.
die positiven aspekte der verlagerung des gueterverkehrs
auf die schiene setzte ich als bekannt voraus.
die negativen aspekte werden selten angesprochen:
einige thesen:
-
der bahnstrom wird idr mit wirkungsgraden unter 33 % erzeugt (nuklearkraftwerke / konv. kraftwerke). moderne aufgeladene dieselmotoren haben bessere wirkungsgrade und sind selten so alt.
(die bahn ist teilhaber von mindestens einem kernkraftwerk
(effektiver wirkungsgrad deutlich unter 30 %.)
(zur erinnerung: eine moderne lokomotive hat eine antriebsleistung von 4 megawatt bis 8/9/10 megawatt.) -
die nichtelektrischen lokomotiven der bahn sind alt (zu einem nicht unerheblichen teil ueber 20 jahre) und tragen zu einem nicht unerheblichen anteil an der gesamtrusserzeugung bei.
-
das von bahnstromanlagen (ueberlandleitungen und trassenfuehrung) ausgehende magnetfeld (mit 16 2 /3 hertz) ist auch in groesserer entferung (kilometerbereiche) messbar und produziert schlecht reduzierbaren elektrosmog fuer alle und auch fuer nichtbahnfreunde.
-
die von fahrenden zuegen (ausser den ganz neuen ices) ausgehende schallimmission ist groesser als die vom strassenverkehr. dies wird zusaetzlich bereits heute durch einen sog. schienenzuschlag bei den grenzwertmessungen toleriert.
-
die bahn betreibt bereits heute guetertransport am sonntag.
sie erlaubt dieses auch privaten spediteuren, welche mit
angemieteten loks am sonntag ueber das schienennetz der db ag
sausen. es gibt hier also erhebliche wettbewerbsvorteile, welche dann wohl spaeter bei ausdehnung der vorgehensweise auch beim kirchgang zu hoeren sein werden. -
das system bahn hat mit sicherheit probleme grossteile des guetervekehrs zu uebernehmen, da es hinsichtlich der infrastruktur und des schienennetzes und seiner kapazitaet hierfuer nicht / nicht mehr (?) ausgelegt ist.
-
das system bahn ist ein zentral gesteuertes system, das system strassenverkehr ist ein zentral gefuehrtes (wenige trassen) aber dezentral organisiertes system. die leistungsfaehigkeit von transportsystemen wird aber wesentlich von seiner robustheit und stoerunanfaelligkeit entschieden, so dass zentrale systeme prinzipielle nachteile haben.
bei einer verlagerung des gueterverkehrs auf die bahn sind m.e.
mindestens erhebliche nebenwirkungen fuer die bevoelkerung zu erwarten, welche sich mindestens in erheblichen kosten, wahrscheinlich aber auch in lebensqualitaetsverlusten bemerkbar machen (dies ist natuerlich auch beim autoverkehr der fall), wobei eine systematische loesung des problems zunehmender gueterverkehr auch nicht erreicht wird.
kann es also sein, dass es bei diesen diskussionen gar nicht darum geht, eine alternative zum gueterverkehr auf der strasse aufzuzeigen, sondern
darum, die erweiterung der gesamttransportkapazitaeten durch teure einbeziehung der bahn zu begruenden und politisch zu motivieren (damit wir alle dafuer sind), wobei die bahnanwohner definitive verlierer des prozesses sind ebenso wie der steuerzahler, welcher dem bahneigentuemer (wir alle) jetzt investitionen vorstreckt? wenn das kernproblem (zunehmender gueterverkehr) gar nicht geloest wird (werden kann), der loesungsansatz (verlagerung auf die schiene) neue probleme aufwirft, erhebt sich die frage nach dem eigentlichen ziel der aktuellen ‚auf die schiene‘ diskussion.
bin gespannt auf interessante diskussions- und diskursbeitraege.
joedi