Servus Experten,
da viele Antworten immer noch jenseits dessen liegen, was ich eigentlich gefragt hatte, nochmals ein dritter Ansatz.
Natürlich ist es klar, dass ein Kind Liebe, Geborgenheit, Aufmerksamkeit und Unterstützung der Eltern u.v.m. braucht. Aber dass ist so selbstverständlich, dass ich es hier einfach vorausgesetzt hatte und nicht thematisieren wollte.
Daher ja auch meine „Listen“ die einige als zu „verkopft“ empfinden.
Außerdem ist klar, dass das Kind in erster Linie von den Eltern lernt und sich in seinen Interessen an denen der Eltern orientieren wird. Allerdings finde ich ein bloßes ungesteuertes „Nebenherlaufen lassen“, wie es einige vorzuschlagen scheinen, als dann doch zu egoistisch und engstirnig.
Aber ich bin - nicht zuletzt auch aus eigener Erfahrung - der festen Überzeugung, dass an dem Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ sehr viel Wahres dran ist.
Und als Eltern muss man zwangsläufig ständig Weichen stellen, die das spätere Leben des Kindes enorm beeinflussen werden. Das fängt an bei der Wahl des Kindergartens und hört noch lange nicht bei der Wahl der Leistungskurse auf.
Bei mir wurde z.B. der „Fehler“ gemacht, dass ich nach Englisch als zweite Fremdsprache Latein lernen musste. Welch eine Zeitverschwendung! Französisch, Spanisch oder vielleicht eine asiatische Sprache wäre sehr viel sinnvoller und nützlicher gewesen.
Zwar habe ich diverse Sprachen in Abendkursen nachgeholt, aber neben dem Job und sonstigen Verpflichtungen erreicht man einfach in späteren Jahren nicht mehr die Qualtität in einer Sprache, die man als junger Mensch vergleichsweise leicht und spielerisch erreichen kann. Ein französisches Au-Pair hätte mir wahrscheinlich jahrelange Abendkurse erspart.
Gerade bei Sprachen finde ich die richtige Entscheidung enorm wichtig, da man sie nach der Pubertät nie mehr so leicht und qualitativ hochwertig lernen kann.
Ähnliches gilt für Musik und Sport.
Meine Eltern haben zwar mein musikalisches Talent früh erkannt und anfangs gefördert, dann aber mittels eines unbedacht gewählten und wirklich furchtbaren Musiklehrers fast vollständig zerstört. Hätte man hier schneller richtig reagiert, würde ich heute sicherlich ganz andere Musik machen, als nur in der örtlichen Stadtkapelle.
Ich mache meinen Eltern keinen Vorwurf, entstammend der 68er Generation war halt viel „laissez-faire“ mit dabei. Man ließ sich erziehungstechnisch halt so treiben, bot dem Kind dieses und jenes mal an, in der Hoffnung, das Kind würde schon seinen eigenen Bedarf richtig erkennen und entsprechend auswählen.
Dieser Ansatz funktioniert aber nur bedingt, da erstens manche Dinge erst nach einer Weile Spaß machen, zweitens nicht alles was keinen Spaß macht nicht dennoch wünschenswert für eine gute Kindesentwicklung wäre und - wenn alles dem Kindesspaß untergeordnet wird - manches zu schnell wieder fallen gelassen wird, wo nur ein sanfter „Stubster“ oder die Ermutigung „dran zu bleiben“ besser gewesen wäre.
Nun, aus mir ist dennoch etwas geworden, aber es wäre an einigen Stellen deutlich leichter gefallen, wenn man bestimmte Lebensweichen anders gestellt hätte. So muß „Hans“ nun manche Dinge mit viel Schweiß lernen und wird es dennoch bestenfalls nur zum Amateurstatus bringen, was Hänschen leichter, schneller, spielerischer und umfassender hätte lernen können…
Natürlich wird man als Eltern nie alle Entscheidungen richtig treffen können - zumal man ja die spätere Entwicklung des Kindes nicht vorher sehen kann - aber die wichtigsten Weichenstellungen sollten schon vorher bedacht und abgewogen werden - finde ich. Und um eine solche Abwägung zu tun, muss man sich natürlich klar darüber werden, welche Fähigkeiten für eigentlich jedes Kind wichtig sind, welche eher schöne „Beigaben“ wären und welche auch später noch angeeignet werden können.
Was ich z.B. als ein absolutes Muss für ein späteres erfolgreiches Berufsleben ansehe, ist die gute Kenntnis der eigenen Muttersprache und die zumindest argumentationssichere Beherrschung von mindestens zwei bis drei verschiedenen Fremdsprachen.
Selbst herausragende fachspezifische Fähigkeiten werden hinfällig, wenn man nicht in der Lage ist, sie in anderen Sprachen zu kommunizieren.
Gruß,
Sax