Gutes oder schlechtes Arbeitszeugnis (Text lang)?

Hallo liebe Experten,

auch ich wüsste gerne Eure Meinung zu folgendem Arbeitszeugnis:

Frau, geb. am, war vom 15.04.2009 bis zum 14.04.2010 als Krankenschwester im Früh-, Spät- und Nachtdienst mit 38,5 Wochenstunden in unserem Hause tätig. Seit dem 01. September hat sich die wöchentliche Arbeitszeit auf 39,0 Stunden erhöht.

Die St. ist ein Haus der Grundversorgung mit den Disziplinen
Chirurgie, Neurologie inklusive Stroke-Unit, Innere Medizin mit den
Schwerpunkten Kardiologie und Gastroenterologie, Orthopädie und
Unfallchirurgie sowie Radiologie mit insgesamt 287 Planbetten.
Zusätzlich ist ein Hospiz mit 6 Betten dem Krankenhaus angeschlossen.

Der Einsatz von Frau erfolgte auf einer internistisch chirurgischen
Station mit 40 Planbetten.

Zu ihren Aufgabengebieten gehörten nachfolgende Tätigkeiten:

Durchführung der allgemeinen und speziellen Pflege im Rahmen des
Pflegeprozesses.
Aufnahme und Entlassung von Patienten bzw. deren Überleitung in
andere Einrichtungen.
Vorbereitung, Mithilfe und Nachsorge bei diagnostischen, operativen
und therapeutischen Maßnahmen.
Durchführung der Pflegedokumentation und administrativer Tätigkeiten.
Kommunikation mit Patienten und Angehörigen.
Einhaltung von Hygiene- und Unfallverhütungsvorschriften.
Bestellen von Medikamenten und Verbrauchsgütern.
Bereitstellen und Verabreichen von Medikamenten.
Teilnahme an Übergabe-, Dienst- und Teambesprechungen.
Ausarbeiten von ärztlichen Visiten.
Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen in der Krankenpflege.
Das funktionsgerechte Bedienen aller Geräte nach dem MPG.

Frau bewältigte die anfallende Arbeitsmenge. Die übertragenen
Aufgaben erfüllte sie gewissenhaft und zuverlässig.

Sie erfasste Informationen, war fähig, diese zu bewerten und nach
ihrer Relevanz zeit- und adressatengerecht weiterzuleiten. Die
Dokumentationen führte sie fach- und sachgerecht durch. Sie besitzt
ein umfassendes Fachwissen und verfügte außerdem über gute praktische
Fähigkeiten, die sie sinnvoll einsetzte.

Im Umgang mit Patienten und Angehörigen verfügte Frau über ein der
Situation angemessenes Kommunikationsverhalten. Sie war dem Patienten
zugewandt und verstand es in besonderem Maße, die Angehörigen mit
einzubeziehen.

Von Vorgesetzten und Mitarbeitern wurde Frau durch ihre ehrliche und
sachliche Art geschätzt. Darüber hinaus nutzte sie die Möglichkeiten
zur konstruktiven Zusammenarbeit.

Das Arbeitsverhältnis endete nach der einjährigen Befristung zum. Wir
danken Frau für ihre Leistung und wünschen ihr für die Zukunft alles
Gute.

Wäre schön, von Euch eine Einschätzung zu erhalten.

Vielen Dank für die Mühe :smile:

Hi!

Nur für einen ersten Eindruck, die richtigen Experten melden sich bestimmt noch:

Frau bewältigte die anfallende Arbeitsmenge.

Punkt. Mehr nicht. Es steht dort nicht, wie sie sie bewältigte, z.b. problemlos, mit Leichtigkeit oder Bravour oder so. Da wurde wohl nur das Nötigste erledigt.

Die übertragenen
Aufgaben erfüllte sie gewissenhaft und zuverlässig.

Jedenfalls nicht „zu unserer vollsten Zufriedenheit“ (das wäre ne 1), so klingt es nach 3 - 4.

Sie erfasste Informationen, war fähig, diese zu bewerten und
nach ihrer Relevanz zeit- und adressatengerecht weiterzuleiten.

Die Dokumentationen führte sie fach- und sachgerecht durch. Sie
besitzt ein umfassendes Fachwissen und verfügte außerdem über gute
praktische Fähigkeiten, die sie sinnvoll einsetzte.

So blutleer, wie das klingt, hat sie sich wohl auch nur für ihren Job engagiert.

Im Umgang mit Patienten und Angehörigen verfügte Frau über ein
der Situation angemessenes Kommunikationsverhalten. Sie war dem
Patienten zugewandt und verstand es in besonderem Maße, die Angehörigen
mit einzubeziehen.

Das klingt positiv, denn hier gelang ihr etwas in besonderem Maße!!

Von Vorgesetzten und Mitarbeitern wurde Frau durch ihre
ehrliche und sachliche Art geschätzt.

Wenn Ehrlichkeit nicht selbstverständlich ist, dann muss es wohl erwähnt werden. Da kann man stutzig werden.
Sie wurde geschätzt, aber nicht außerordentlich.

Darüber hinaus nutzte sie die
Möglichkeiten zur konstruktiven Zusammenarbeit.

Weil man ihr keine andere Wahl ließ?

Das Arbeitsverhältnis endete nach der einjährigen Befristung
zum.

Wir schweigen mal lieber darüber, welche Gründe es für die Befristung gibt.

Wir danken Frau für ihre Leistung und wünschen ihr für die Zukunft
alles Gute.

„Weiterhin“ alles Gute können wir hier nicht schreiben, weil es bisher nichts Gutes gab.

Wäre schön, von Euch eine Einschätzung zu erhalten.

Vielen Dank für die Mühe :smile:

Dies ist zunächst meine amateurhafte Einschätzung. Wenn ich ne Note sagen sollte: 4.

Gruß, Flaschenpost

Hallo Barbara,

Mist, jetzt hab ich grad versehentlich meine schon gepostete Antwort gelöscht, also nochmal :smile:

Frau, geb. am, war vom 15.04.2009 bis zum 14.04.2010 als
Krankenschwester im Früh-, Spät- und Nachtdienst mit 38,5
Wochenstunden in unserem Hause tätig. Seit dem 01. September
hat sich die wöchentliche Arbeitszeit auf 39,0 Stunden erhöht.

In Anbetracht des „krummen“ Austrittstermins fände ich’s gut, dass da schon im Einleitungssatz steht, dass das eben von Anfang an nur auf ein Jahr befristet war.

Die St. ist ein Haus der Grundversorgung mit den Disziplinen
Chirurgie, Neurologie inklusive Stroke-Unit, Innere Medizin
mit den
Schwerpunkten Kardiologie und Gastroenterologie, Orthopädie
und
Unfallchirurgie sowie Radiologie mit insgesamt 287 Planbetten.
Zusätzlich ist ein Hospiz mit 6 Betten dem Krankenhaus
angeschlossen.

Das ist definitiv zu lang - soll doch keine Werbung für’s Krankenhaus sondern ein Arbeitszeugnis für Dich sein. Bestenfalls kommt das komplett raus, sonst kürzen.

Der Einsatz von Frau erfolgte auf einer internistisch
chirurgischen
Station mit 40 Planbetten.

Gab es denn mehrere „internistisch chirurgische Stationen“? Ich ahne es ja nicht, aber gehört da jetzt nicht noch ne genauere Beschreibung rein? Oder weiss der Experte, was dort genau anfällt?

Zu ihren Aufgabengebieten gehörten nachfolgende Tätigkeiten:

Durchführung der allgemeinen und speziellen Pflege im Rahmen
des
Pflegeprozesses.
Aufnahme und Entlassung von Patienten bzw. deren Überleitung
in
andere Einrichtungen.
Vorbereitung, Mithilfe und Nachsorge bei diagnostischen,
operativen
und therapeutischen Maßnahmen.
Durchführung der Pflegedokumentation und administrativer
Tätigkeiten.
Kommunikation mit Patienten und Angehörigen.
Einhaltung von Hygiene- und Unfallverhütungsvorschriften.
Bestellen von Medikamenten und Verbrauchsgütern.
Bereitstellen und Verabreichen von Medikamenten.
Teilnahme an Übergabe-, Dienst- und Teambesprechungen.
Ausarbeiten von ärztlichen Visiten.
Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen in der Krankenpflege.
Das funktionsgerechte Bedienen aller Geräte nach dem MPG.

Und das ist alles

  • korrekt
  • in absteigender Wichtigkeit geordnet
  • vollständig?

Die Sache mit der „Einhalten von irgendwelchen Bestimmungen“ würde ich hier rauslassen, das ist doch keine Aufgabe in dem Sinne. Das wäre eine Aufgabe, wenn Du andere Leute bei der Einhaltung dieser Bestimmungen überwacht hättest, aber das hast ja wohl nicht?

Frau bewältigte die anfallende Arbeitsmenge.

…gerade mal so eben, nichtmal „gut“, geschweige denn „stets hervorragend“ und auch ohne Hinweis auf Zeitdruck (der ja in diesem Job wohl ein echtes Argument ist, oder?)

Die übertragenen
Aufgaben erfüllte sie gewissenhaft und zuverlässig.

  • man musste ihr jede Aufgabe „übertragen“, nix von wegen „selbstständig“ oder so
  • und ausserdem hat das alles endlos lange gedauert - insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Satz weiter oben nix dazu steht, wie die Frau x unter Zeitdruck gearbeitet hat.

Sie erfasste Informationen, war fähig, diese zu bewerten und
nach
ihrer Relevanz zeit- und adressatengerecht weiterzuleiten.

Sie konnte zwar, aber sie tat nicht.

Die
Dokumentationen führte sie fach- und sachgerecht durch.

Müsste man da nicht erläutern, was das für ne Dokumentation war? Und hier wäre auch die Stelle, wo man das mit der Einhaltung der Vorschriften anbringen könnte.

Sie

besitzt
ein umfassendes Fachwissen und verfügte außerdem über gute
praktische
Fähigkeiten, die sie sinnvoll einsetzte.

„sinnvoll“ einsetzen ist ja eine merkwürdige Forumulierung - und dann noch ohne „stets“, was immer Platz für die Interpretation „naja, manchmal gelang ihr auch was“ lässt. Warum nicht „stets erfolgreich“ oder „immer im Sinne unserer Patienten und unter ökonomischen Gesichtspunkten (oder was auch immer)“?

Im Umgang mit Patienten und Angehörigen verfügte Frau über ein
der
Situation angemessenes Kommunikationsverhalten. Sie war dem
Patienten
zugewandt und verstand es in besonderem Maße, die Angehörigen
mit
einzubeziehen.

Die einzigen beiden „Erfolge“ die erwähnt sind, sind dass die Frau x halbwegs anständig dokumentiert hat und zu den Angehörigen nett war. Das ist ziemlich deutlich, so nach dem Motto „fachlich hatte sie nix drauf, lahmarschig und doof war sie obendrein, aber mit den Besuchern hat sie immerhin geflirtet“.

Sinnigerweise gehört hier sowas rein wie „Sie hat selbstständig und zuverlässig dieses und jenes erledigt…“ oder „Ihr Umgang mit Gerät x und y war jederzeit sicher und zuverlässig“ oder sowas halt.

Von Vorgesetzten und Mitarbeitern wurde Frau durch ihre
ehrliche und
sachliche Art geschätzt.

Will sagen: sie hatte durchaus keine Scheu dem Ober-Chef-Doktor vor versammelter Mannschaft an den Kopf zu werfen, dass er dem Patienten x nicht 10 mg Irgendwas hätte geben sollen (und das - wie wir oben gesehen haben - ohne jegliche Ahnung von ihrer Arbeit).

Darüber hinaus nutzte sie die
Möglichkeiten
zur konstruktiven Zusammenarbeit.

Immer wieder haben wir ihr goldene Brücken gebaut, und immer wieder hat sie’s versemmelt.

Das Arbeitsverhältnis endete nach der einjährigen Befristung
zum.

Gottseidank müssen wir uns keinen Grund ausdenken um die loszuwerden.

Wir
danken Frau für ihre Leistung und wünschen ihr für die Zukunft
alles
Gute.

…und reden lieber nicht vom Erfolg, weder vom zukünftigen, noch vom vergangenen.

Nicht dass das noch was ändern würde, aber: Unterschreibt wer? Mit welchem Datum?

Will sagen: sollte sich die Frau x in diesem Zeugnis nicht wiederfinden, könnte ich ihr dringend den Gang zum Fachanwalt anraten.

*wink*

Petzi

Hi!

Hi auch,

Im Umgang mit Patienten und Angehörigen verfügte Frau über ein
der Situation angemessenes Kommunikationsverhalten. Sie war dem
Patienten zugewandt und verstand es in besonderem Maße, die Angehörigen mit einzubeziehen.

Das klingt positiv, denn hier gelang ihr etwas in besonderem Maße!!

…nun ja, aber was gelang konkret? Angehörigen wertvolle psychische Unterstützung leisten oder doch eher ein kleiner netter Plausch?
(In dem vielleicht noch unloyal über die Klinik gesprochen wurde?)

Ich schließe mich laienhaft deiner Laienmeinung an, bis auf diesen Punkt, den ich in dem Gesamtkontext auch nicht positiv werten kann…

Grüße,
jeanne

1 Like

Hallo liebe Experten,

leider konnte ich durch Probleme mit einem zur Zeit sehr beworbenen Internet-Anbieter für einige Tage nicht auf das Internet zugreifen :smile:

Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten.

Zur Information ist noch anzumerken, dass der „krumme“ Einstellungstermin vom Arbeitgeber gewünscht wurde, da sie nur eine Krankenschwester aus der Arbeitslosigkeit (die dauerte genau 14 Tage) heraus einstellten (keine Ahnung warum). Erschwerend kommt noch hinzu, dass Frau zum Zeitpunkt der Einstellung bereits schwanger war, allerdings unwissend, denn sonst hätte sie das Arbeitsverhältnis beim vorigen Arbeitgeber nicht gekündigt.

Ich wünsche allen noch einen schönen Abend und ein funktionierendes Internet :smile:

Liebe Grüße