Hi
Ich sagte eher als Französisch. Sag mir doch mal, wo man in
den Naturwissenschaften bitte Französisch oder Italienisch
braucht.
Hi!
Z.B. wenn man als Ingenieur seine Maschine nach Frankreich oder Italien verkauft. Ja klar - die können heute alle Englisch . Wenn aber die Leute der Projektabteilung von Firma A alle Französisch/Italienisch verstehen, die von Firma B aber nicht - für welche Firma wird sich der Kunde wohl entscheiden? Bei einem ähnlichen Angebot?
Bei größeren Anlagen ist es sowieso häufig der Fall, dass die Dokumentation zumindest teilweise in der Landessprache vorzulegen ist. Und das betrifft auch Zeichnungen wie z.B. Schmierpläne, damit der Schichtleiter vor Ort selbst nachsehen kann, wann welches Teil wie zu warten und zu pflegen ist.
Es ist unwahrscheinlich, dass dieser Mensch Latein beherrscht. Oft verstehen solche Leute noch nicht einmal besonders gut Englisch.
Als ich noch in einem Konstruktionsbüro gearbeitet hatte, saß bei uns monatelang ein Italiener, der Germanistik studiert und sich auf technisches Deutsch spezialisiert hatte. Einfach deswegen, weil niemand bei uns richtig gut Italienisch konnte und er für die Dokumentation zuständig war. Für die englischsprachige Kundschaft war das nicht nötig, da unsere Ingenieure selbst gut genug Englisch konnten. Trotzdem war es immer sehr praktisch, wenn jemand noch weitere Fremdsprachen drauf hatte. Denn die Kundschaft wechselte und die Kollegen waren immer froh, wenn sie mal jemanden fragen konnten.
Kunden, die Latein verlangten, hatten wir übrigens nie ! Dafür aber neben den Italienern auch Chinesen, Japaner, Nord- und Südamerikaner, Russen usw.usf…
Das Problem im technischen Bereich ist übrigens, dass normale Übersetzer mit dem Wortschatz oft hoffnungslos überfordert sind und viele überhaupt nicht nachvollziehen könnten, was da übersetzt werden soll. Viele Begriffe findet man in normalen Wörterbüchern überhaupt nicht und leider ist es oft so, dass Sprachwissenschaftler die feinen Unterschiede im technischen Bereich noch nicht einmal in ihrer Muttersprache auseinander halten können. Da ist es schon nützlich, wenn ein Ingenieur seine Grundkenntnisse in einer Fremdsprache mit einem guten technischen Wörterbuch aufpeppen und zumindest den Standard-Kram selbstständig erstellen kann. Denn er weiß wenigstens, worum es geht und über ein paar kleinere Grammatik-Fehler kann der Kunde leichter hinwegsehen, als über ein paar dicke inhaltliche Klöpse, die aber vielleicht grammatikalsch einwandtfrei formuliert wurden.
Ich würde deswegen als naturwissenschaftlich interessierter Mensch auf jeden Fall jede lebendige Weltsprache Latein vorziehen. Abgesehen davon ist man auch ein Privatmensch und in Freizeit und Urlaub sind lebendige Sprachen auch viel interessanter. Latein hilft doch höchstens dann weiter, wenn man im Urlaub mal so richtig krank wird .
Viele Grüße
Anne