H. Holbein - Graue Passion

Hallo Kunstfreunde,

bis 20.03.2011 ist in der Staatsgalerie Stuttgart die Sonderausstellung „Hans Holbein - Die Graue Passion in ihrer Zeit“ zu sehen. Mit einer zusätzlichen Ausstellung von Bildern von Vorläufern und Zeitgenossen Holbeins wird dokumentiert, dass Holbeins Meisterwerk nicht vom Himmel gefallen ist sondern durchaus Vorbilder und eine „Kunstgeschichte“ hatte schon vor der Entstehung. Diese Begleitausstellung macht zusätzlich den Wert und Reiz aus.
So erfährt man, dass die Beschränkung auf wenig Farbe, man kann die Passion als fast monochrom gemalt bezeichnen durchaus seinen Sinn hat. Holbeins Tafeln (2 Stück, ehemals die Aussenseiten von zwei Altarflügel) sind entweder in Grau in allen Schattierungen gehalten oder (2 Stück, ehemals die Innenseiten von Altarflügeln, die nur im aufgeklapptem Zustand sichtbar waren)in einem rötlichen Ocker. Als Gegenstück wird eine Passionsdarstellung seines Bruders gezeigt - in üppiger, aber fast übertriebener nervtötender Farbenpracht.
Mit Erstaunen erfährt und sieht man, dass damals einige Motive in Künstlerkreisen bereits die Runde gemacht haben und in deren Werke einverleibt wurden und sie sich auch bei Holbein wiederfinden (das war damals so üblich und wurde nicht als Plagiat angesehen).
Es macht Spaß, Köpfe auf Porträtskizzen im Skizzenbuch des Meisters in den Bildtafeln nachzuspüren, oder überhaupt einzelnen Personen, die in verschiedenen Bildtafeln immer wieder auftauchen, bei verschiedenen Verrichtungen zu identifizieren.
An Bildbeispielen werden auch Holbein zugeschriebene Werke gezeigt, die vom Meister selbst gemalt wurden und solche, die in der Komposition wohl auf Entwürfe und Vorgaben des Meisters zurückgehen, aber in der Ausführung eher einen Mitarbeiter der Werkstatt Holbeins vermuten lassen.

Die Ausstellung kann ich sehr empfehlen, man sollte sie aber mit einer Führung (mindestens Audioführung) anschauen und ruhig 2-3 Stunden darauf verwenden. In einer Führung wird alles nachvollziehbar erklärt und ermöglicht einem eigene Betrachtungen über die ausgestellten Meisterwerke anzustellen - aber ohne daraufhingewiesen zu werden würde einem kaum etwas auffallen und wäre in einer halben Stunde durch.
Interessant ist auch die Dokumentation und der Film über die Reataurierung der Bildtafeln.

Wolfgang D.