Hallo Daimio,
Es gibt Berichte, dass elektrische Reaktionen auf Verletzungen
nachweisbar sind; auch chemische Reaktionen sind bekannt, z.B.
bei afrikanischen Pflanzen nach Beweidung, die plötzlich
Bitterstoffe produzieren, die eine weitere Beweidung abwehren.
das machen die nicht nur in Afrika, sondern auch hier bei uns. Darüber gibt es nicht bloß Berichte, sondern massenhaft wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die das zweifelsfrei belegen. Natürlich reagieren Pflanzen auf die Umwelt, auf Pathogene u.s.w., aber heißt das, dass sie Schmerzen haben?
Beispiel 1 „elektrische Reaktion“: Man verbinde eine Frau mit einem EKG-Gerät, teilt ihr mit, dass sie gleich kostenlos die Haare von einem Starfrisör gestylt bekommt. Die Herzfrequenz steigt kurz an. Nach einiger Wartezeit kommt der hübsche Starfrisör zur Türe herein. Nackt! Die Herzfrequenz steigt enorm an. Kann ich daraus schließen, dass die Frau nach der Mitteilung geringeren Schmerz verspürte, als beim Auftritt des Frisörs?
Beispiel 2 „Bitterstoffe“: Pflanzen können außer Hormonen (wirken innerhalb der Pflanze und verlassen diese nicht) auch Pheromone produzieren, die an die Luft abgegeben werden und einerseits an von der eigentlichen Schädigungsstelle entfernten Pflanzenteilen des befallenen Individuums, andererseits auch bei anderen, nicht befallenen Individuen die Produktion von Bitterstoffen (oder andere Abwehrmechanismen) anregen können. Heißt das auch, dass die nicht befallenen, Bitterstoffe produzierenden Individuen genau so große Schmerzen haben wie das befallene Individuum?
IMHO sollte man die Frage mit „Ja, aber komplett anders als
Tiere“ beantworten.
Das kommt darauf an, wie man „Gefühle“ definiert. Im Ausgangsposting ist von „Schmerzempfinden“ die Rede und ich vermute, dass deine Antwort genau darauf abzielt. Das können Pflanzen nicht. Ich wurde mal am Handgelenk operiert und hatte sowohl währenddessen als auch danach nicht den geringsten Schmerz. Dennoch ist die Wunde verheilt. Mein Körper hat also die Schädigung wahrgenommen und drauf reagiert, obwohl es überhaupt nicht weh tat. Hmm … bei mir führt weder eine Schädigung zwingend zu Schmerzen, noch ist die Heilungsreaktion vom Schmerzempfinden abhängig. Warum also sollte man ausgerechnet Pflanzen, denen es an einem nozizeptiven System magelt und in denen nichts gefunden wird, das auch nur ansatzweise dazu in der Lage wäre, aus einem (zweifelsfrei vorhandenen) Schädigungssignal so was komplexes wie ein Schmerzempfinden zu generieren, unterstellen, dass sie Schmerzen haben können? Auch wenn ich mich wiederhole:
Schädigung bemerken ≠ Schmerz empfinden
LG
Huttatta