hallo,
Ich hatte gerade einen kleinen Disput mit meiner besten
Freundin: sie meint, dass die katholische Kirche noch immer
nicht die Seelen der Tiere anerkennt!
da hat sie unrecht. Die Position der katholischen Kirche ist hier die des Kirchenlehrers und Heiligen Thomas von Aquin, der seinerseits mit seiner Seelenlehre auf Aristoteles zurückgreift. Demnach sind eine vegetative Seele (die Pflanzen besitzen), eine sensitive Seele (die den Tieren zukommt) und eine rationale bzw. intellektuale unsterbliche Seele (die nur der Mensch besitzt) zu unterscheiden. Die Seele einer höheren Stufe beinhaltet jeweils die Eigenschaften der niedrigeren.
Tiere haben also gemäß katholischer Leere durchaus eine Seele (eine sensitive); diese ist allerdings nicht unsterblich, da sie anders als die menschliche Vernunftseele an den Körper gebunden ist.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Johannes-Paul II.
irgendwann Ende der 80er oder Anfang der 90er ein
dementsprechendes Dekret/Dogma (keine Ahnung wie das richtig
heißt / bin Neopaganistin
erlassen hat, das da lautet:
‚Tiere haben auch eine Seele!‘.
Da liegst nun wiederum Du falsch. Wie aus obigem hervorgeht, bestand für eine derartige Lehraussage ex cathedra auch keinerlei Notwendigkeit. Johannes Paul II. hat zwar mal in einer Rede gesagt, dass „die Tiere eine Seele besitzen und wir Menschen Liebe für und Solidarität mit unseren kleinsten Brüdern empfinden müssen“ - dass diese Seele mit der menschlichen gleichwertig ist, hat er freilich nicht gesagt. Vielmehr hat er 1985 in einer Rede vor Biologen nochmals die aus der katholischen Seelenlehre ableitbare abgestufte Schutzwürdigkeit des Lebens betont:
„Es ist gewiss, dass Tiere zum Nutzen des Menschen geschaffen wurden; das heißt, dass sie auch für Experimente benutzt werden können.“
Auch das nichts Neues, sondern ganz auf der Linie des Kirchenvaters und Heiligen Augustinus:
„Wenn wir lesen: ‚Du sollst nicht töten‘, nehmen wir nicht an, dass sich dies auf Sträucher bezieht, und zwar weil sie keine Empfindung besitzen, und ebenso wenig auf vernunftlose Lebewesen, ob sie nun fliegen, schwimmen, laufen oder kriechen, weil sie uns durch den Mangel an Vernunft, die ihnen nicht mit uns gemeinsam gegeben ist, nicht zugesellt sind. Darum hat auch die gerechteste Anordnung des Schöpfers ihr Leben und ihr Sterben unserm Nutzen angepasst.“
Freundliche Grüße,
Ralf