Haben wir einen freien Willen?

Können wir unser Leben selbst bestimmen? Gibt es Schicksal? Oder werden wir von einem Gott gelenkt? Bin ich das, die hier schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur Figuren eines Schachspiels?

Können wir unser Leben selbst bestimmen? Gibt es Schicksal?
Oder werden wir von einem Gott gelenkt? Bin ich das, die hier
schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur
Figuren eines Schachspiels?

hast du ein problem, weil du nichts erkennen kannst, was ueber dich hinausgeht.

woran wölltest du erkennen, dass du von einer uebergeordneten instanz gelenkt wirst?

jeder bewegt sich in seinem weltbild. und ob er sich von gottvertrauen oder der kraft seiner eigenen gedanken leiten laesst bleibt sich gleich.

Ciao Anna !

Deine Fragen sind so ähnlich oder in leicht abgewandelter Form schon des öfteren (auch in anderen w-w-w-Brettern) diskutiert worden. Da ich im Moment aber ohnehin auf meine nächste Vorlesung warte, mache ich den Versuch, Dir meine Sicht der Dinge zu schildern.

Können wir unser Leben selbst bestimmen?

Objektiv gesehen, so rein vom wissenschaftlichen Standpunkt her, kommt´s darauf an, welchen Psychologen Du gerade liest. Frankel beispielsweise hat dem „Ich“ eher großen Spielraum eingeräumt, bei den „Behavioristen“ spielt die Umwelt die entscheidene Rolle, während die „Vererbungstheoretiker“ in den Genen den Haupteinfluss für unser Leben sehen.
Ich meine, dass ich - innerhalb eines gewissen Rahmens - durchaus mein Leben selbst bestimmen kann.

Gibt es Schicksal?

Na klar; das heißt, halt, was meinst Du eigentlich genau damit ? So die gaaanz alte Vorstellung von einem Buch, das irgendwo herumliegt und wo jede/r einzeln aufgeführt ist mit dem Ihren/seinen ? Oder meinst Du mit Schicksal etwas, dem ich nicht ausweichen kann ? Doch halt, sicher kennst Du die Watzlawick´schen sich selbsterfüllenden Prophezeiungen ? Wenn ich glaube, dass ich gut bin, so erhöht sich die mathematische Wahrscheinlichkeit meines Gutseins, ich werde positiv verstärkt und komme dadurch in einen positiven Kreislauf. Somit bestätige ich mich selbst. Das hat aber, zumindest meiner Ansicht nach, weniger etwas mit Schicksal zu tun.

Oder werden wir von einem Gott gelenkt?

Schließt die Lenkung die Existenz von Schicksal aus ? Die Fatalisten sind der Ansicht, dass unser Schicksal von Gott gelenkt ist. Ich hab mit dem Ausspruch von Einstein („Gott hat nicht gewürfelt“) so meine Schwierigkeiten, weil, als Uhrmacher, der ständig in sein Werk eingreift, kann ich ihn/sie/es mir auch nicht vorstellen. Aber, wie sagten so viele Mystiker vieler Religionen so treffend: „So wie Du Dir Gott vorstellst, so gibt es ihn, aber nur in Deiner Vorstellung.“

Bin ich das, die hier
schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur
Figuren eines Schachspiels?

Das erinnert mich an die alte Frage, die schon griechische Skeptiker einige Jahrhunderte vor Christi Geburt gestellt haben.
(1) Gibt es überhaupt etwas ?
(2) Wenn es etwas gibt, können wir es erkennen ?
(3) Gesetzt den Fall, es gibt etwas und wir können es auch erkennen, können wir es dann mitteilen ?

Wie Du aber an meinem Artikel erkennen kannst, glaube ich zumindest an die Wahrscheinlichkeit, dass ich Dir etwas mitteilen kann. Du übrigens auch, weil Du sonst diese Fragen nicht gestellt hättest.

Abschließend, kennst Du den Film „Men in black“. Für mich findet die beste Szene des ganzen Films erst zum Schluss statt; dort, wo von einer eher niedrigen Ebene (eine Wiese in einem Stadtteil einer amerikanischen Stadt) über den Erdteil Amerika, die Erde, unser Sonnensystem, unsere Galaxie und den lokalen Galaxienhaufen versucht wird, ins Unendliche zu schwenken. Am Schluss siehst Du ein mehrarmiges Wesen, das mit den auf Murmelgröße geschrumpften Universen spielt.

Und wenn´s so wär, wär´s auch egal. Schließlich dreht sich unsere gute alte Erde auch mit 40.000 km (am Äquator) pro Tag im Kreis. In jedem Karusell, das sich mit dieser Geschwindigkeit dreht, würde Dir schlecht werden. Davon bekommst Du aber, dank unserer Größe im Vergleich zur Erde, so gut wie gar nichts mit.

Liebe Grüße Klaus

:wink:

-)

:wink:

Spontan würd’ ich sagen nicht, den:
Jede Entscheidung die wir treffen, treffen wir aufgrund von Vorgängen und Zuständen, die aus Vergangenheit stammen - und diese stehen ja zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits fest und mußten so zu dieser einen Entscheidung führen.
Die philosophische Richtung dieser Theorie heiß meines Wissens Determinismus.
(Welchen Anteil an diesen Voraussetzungen die Gene oder die Umwelt haben läßt sich meiner Meinung meist schwer bestimmen.)
Das alles ist für mich logisch, aber bringt uns das weiter?
Wie bestraft man dann Verbrecher?
Bestraft man einen Verbrecher, weil er wegen seiner Gene gewalttätig ist (da kann er ja nix dafür) oder weil die Umwelt ihn so geprägt hat (da kann er ja auch nix dafür).
Also bestraft man Verbrecher nicht wegen ihrer Schuld, denn Schuld kann es ja gemäß Determinismus nicht geben (weil man ja eigentlich keinen freien Willen hat), sondern man bestraft ihn weil er Pech gehabt hat, das sein vorherbestimmtes Schicksal diesen Lauf nahm. Er kann zwar nix dafür, aber das Resultat (Gewaltanwendung) seiner Vorherbestimmung (Gene und/oder Umwelt) kann von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden.
Das waren erst mal meine ungeordneten Gedanken, bin gespannt was von euch noch kommt.
P.S.: Wenn man an Gott (an welchen auch immer) glaubt, denke ich wird die Antwort ganz anders ausfallen. Bin gespannt.
Bernd.

hallo!

Jede Entscheidung die wir treffen, treffen wir aufgrund von
Vorgängen und Zuständen, die aus Vergangenheit stammen - und
diese stehen ja zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits fest
und mußten so zu dieser einen Entscheidung führen.

das seh ich anders. natürlich beeinflussen uns unsere erfahrungen etc. wir sind „geprägt“. aber das faszinierende ist, dass wir dennoch freiräume besitzen. vielleicht kann man das logisch nciht erklären…

ein beispiel mit ähnlichem kontext: die wissenschaft beobachtet und beschreibt immer mehr, immer detaillierter. aber ich sage dir, es wird immer einen unerklärlichen rest in jedem (wissenschaftlichen) weltbild geben. das LaPlace’sche Billarduniversum (theorie von irgendnem typen vor x-hundert jahren) kann es nicht geben, weil der zufall die kleinen unstimmigkeiten, unerklärlichkeiten jeden modells ausbügeln muss. du kannst sagen, dass wir dann ja wieder nicht unserem freien willen, sondern dem zufall unterliegen. ist eigentlich dasselbe.

bist du dein wille? bist du eher dein verstand oder dein herz? es gibt momente, da ist das, was ich will, nicht das, was ich will…

ich kann freie entscheidungen treffen. diese werden nur begründet durch zufälle: das ist der witz an der FREIHEIT. ohne zufall wäre ja keine freiheit freiheit, oder?

naja, etwas weniger konfuse antwort auf die frage von anna:
am besten gefällt mir die antwort von forrest gump. ich weiß zwar nicht mehr, wie sie ging, aber sie war weise. :smile:

grüße
jonas

Ich hab mit dem Ausspruch von Einstein („Gott hat
nicht gewürfelt“) so meine Schwierigkeiten, weil, als
Uhrmacher, der ständig in sein Werk eingreift, kann ich
ihn/sie/es mir auch nicht vorstellen.

Erstens hieß der Ausspruch „Gott würfelt nicht“ und zweitens bedeutet er wohl eher das Gegenteil von dem was Du darunter zu verstehen scheinst. Entstanden ist dieses Zitat als Kritik an der Quantenmechanik, welche die Existenz echter Zufälle beinhaltet. Einstein vertrat dagegen die Ansicht, daß die Welt streng deterministisch ist. Auf Gott bezogen hieße dies, daß die Quantenmechanik davon ausgeht, daß Gott zwar die Reglen festgelegt hat, aber in Form von (aus unserer Sicht) zufälligen Ereignissen ständig den den Lauf der Dinge eingreift. Einstein vertritt dagegen die Ansicht, daß Gott während des Urknalls nicht nur die Regeln, sondern auch die Startbedingungen festgelegt hat aus denen sich die Welt seitdem ohne sein Zutun allein nach den anfangs festgelegten Regeln entwickelt.

Um auf das Topic zurückzukommen:

Wenn die Quantenmechanik Recht hat und es echte Zufälle gibt, dann ist die Zukunft nicht vorherbestimmt und kann von uns beeinflußt werden. In diesem Fall hätten wir tatsächlich einen (in gewissen Grenzen) freien Willen.

Hat dagegen Einstein Recht, dann stand die Entwicklung des Universums bis in jedes Detail bereits seit dem Urknall fest und kann von uns nicht beeinflußt werden, weil auch unser Wille von den Startbedingtungen des Urknalls abhängt. In diesem Fall wäre freier Wille eine reine Illusion.

Können wir unser Leben selbst bestimmen? Gibt es Schicksal?
Oder werden wir von einem Gott gelenkt? Bin ich das, die hier
schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur
Figuren eines Schachspiels?

Hallo Anna,

Die Aussage : Das Tier muss - der Mensch kann ! finde ich gut (leider nicht von mir). Jedoch müssen auch wir, da unser Gehirn vorwiegend programmiert ist. Der Anteil an freiem Willen dürfte aber grösser sein als bei den andern Primaten.

Mit Gruss: Engelhard

Können wir unser Leben selbst bestimmen? Gibt es Schicksal?
Oder werden wir von einem Gott gelenkt? Bin ich das, die hier
schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur
Figuren eines Schachspiels?

wir bzw. unser verstand sind das resultat von umweltreizen; ich denke, das ist sogar empirisch bewiesen, oder?
gesetzt, unsere umwelt sei „göttlich“ oder teil eines göttlichen plans, wären wir also indirekt produkte eines göttlichen oder universellen,plans der wohl irgendetwas für uns vorgesehen hat.

Können wir unser Leben selbst bestimmen? Gibt es Schicksal?
Oder werden wir von einem Gott gelenkt? Bin ich das, die hier
schreibt? Oder wird es mir in den Kopf gesetzt? Sind wir nur
Figuren eines Schachspiels?

Hallo Anna,

Betrachte Dein eigenes Leben. Es gab Situationen, in denen hast Du bewußt Entscheidungen getroffen (ob richtig oder falsch sei dahingestellt), für Deine lang- bzw. kurzfristige Zukunft. Andererseits sind Ereignisse eingetreten, die für Dich nicht vorhersehbar waren. Plötzlich auftretende Glücks- oder Unglücksfälle.

Wie Du siehst, kann man sein Leben teils selbst bestimmen, teils haben wir keinen Einfluß darauf. Warum das aber so ist, ja ich glaube, das weiß keiner mit absoluter Sicherheit. An einen Gott kann man glauben oder auch nicht. Überdies hat jede Religion ihre eigene Definition von Gott. Also weiterhin Fehlanzeige.

Leben wir halt damit, zu wissen, daß wir nicht alles wissen und auch nie alles ergründen werden. Ist ja auch nicht schlimm. Generationen vor uns hatten genau das gleiche Problem und bei allen folgenden wird es auch nicht anders sein.

Zur Kenntnis nehmen und abhaken, es gibt Wichtigeres und auch Schöneres im Leben.

gruß pedrino