Hader mit dem Schicksal, Schweizer zu sein

Um Friedrich Dürrenmatt verstehen zu können, darf man zwei Dinge nicht ausser acht lassen: 1. Dürrenmatt ist (war) Schweizer und litt unter dem eingeengten Horizont seiner Heimat. Für ihn kennzeichnend ist die Formel (die er für seine Festansprache für den tschechischen Präsidenten Havel fand): Alle Schweizer leben in einem grossen Gefängnis. Aber sie merken es nicht, denn sie sind gleichzeitig ihre eigenen Gefängniswärter.
Das zweite, was berücksichtigt werden muss: Dürrenmatt war Pfarrerssohn, und der protestantische Glaube nimmt ihn zeitlebens gefangen. Er hadert mit dem Schicksal. Seine Bühnengestalten wollen Gutes tun, doch sie vermögen es nicht, weil das Schicksal es anders vorbestimmt hat. Dürrenmatts protestantische Gedankengut ist archaisch; er verlangt von sich und den Mitmenschen die bedingungslose Unterwerfung unter Gott, das Schicksal, oder wie man es auch imemr nenenn will, aber gleichzeitig verlangt er von den Menschen und von sich selber, dass sie gegen dieses Schiocksal rebellieren.
Albert Camus Sisiphos schleppt den Stein, von dem er weiss, dass er ihn kurz vor dem Ziel wieder verliert, im Bewusstsein den Berg hinauf, das Schicksal zu überlisten: Im Augenblick, in dem der Felsbrocken wieder ins Tal hinunter donnert, ist er bereit, ihm wieder zu folgen, um es ein neues Mal zu versuchen.
Dürrenmatt ist meiner Meinung nach zeitlebens nicht so weit wie Camus gekommen.

Noch ein persönliches Wort zu Dürrenmatt: Ich bewundere sein literarisches Werk, weil es in der Schweiz entstand, aber in aller Welt gelesen und verstanden wird. Das ist viel für einen von uns, die wir nicht einmal der EU angehören.
Geschafft hat das der Duichter aus Konolfingen (BE), indem er seine Gestalten immer mit ein wenig humorvoller Distanz begleitet, sich nie voll mit ihnen identifiziert, sich aber auch von keinem von ihnen abwendet.
Fast möchte man sagen, Dürrenmat tut mit seiner Schöpfung das, was der eigentlichen Schöpfung (in seinen Augen) von Gott verwehrt wird: Er liebt seine Gestalten, er identifiziert sich weitgehend mit ihnen, und auch wenn er sie umkommen lässt, wartet doch im Hintergrund (in den Kulissen?) der liebe Gott Dürrenmatt und schliesst die Geknechteten und Gefolterten in seine Arme.

Ich finde Schweizer sind auch Menschen
trotz allem!

:wink:

Hans

trotz allem!

Trotz was?

:wink:

Hans

*ebenfalls:wink:

Moni (au ä Schwiizeri!)

Na, ja,

ich hab da an erster Linie an die Österreicherwitze gedacht.

Ich bin nämlich…eh… Österreicher.

Hans

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Na, ja,

ich hab da an erster Linie an die
Österreicherwitze gedacht.

So, so …

Ich bin nämlich…eh… Österreicher.

Was Du nicht sagst - eh… ich auch (Doppelbürgerin) :wink:)

Moni

Hallo Moni,

das ist ja dann doch noch was positives… *ganzfrechguck*

Viele liebe Grüße,
Herbert (auch Österreicher) *der viele Freunde in der CH hat*
http://welcome.to/herbert

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Hallo Herbert

das ist ja dann doch noch was
positives… *ganzfrechguck*

An mir ist nur Positives *nochfrecherguckundganzbreitgrins*

Viele liebe Grüße,
Herbert (auch Österreicher) *der viele
Freunde in der CH hat*
http://welcome.to/herbert

Ebensolche Grüsse zurück
Moni *dienochverwandtschaftinösterreichhat*

Ge…nau

Um Friedrich Dürrenmatt verstehen zu
können, darf man zwei Dinge nicht ausser
acht lassen: 1. Dürrenmatt ist (war)
Schweizer und litt unter dem eingeengten
Horizont seiner Heimat. Für ihn
kennzeichnend ist die Formel (die er für
seine Festansprache für den tschechischen
Präsidenten Havel fand): Alle Schweizer
leben in einem grossen Gefängnis. Aber
sie merken es nicht, denn sie sind
gleichzeitig ihre eigenen
Gefängniswärter.

Umschreibt eigentlich schon das Wesentliche genau so wie es ist. Aber leider scheint dies in den meisten sogenannt zivilisierten Ländern der Fall ist. Grüsse Snoopy

Also, dafür, dass der „protestantische Glaube ihn zeitlebens gefangen nimmt“ hat der Dürrenmatt eigentlich ganz gute Bücher geschrieben. Von dieser Behinderung habe ich während der Lektüre gar nichts gemerkt. Wie unsensibel von mir. Na ja, bin halt kein Schweizer. Aber dass so ein großer Literat sich zeitlebens nicht davon freimachen konnte. Da hätte ich echt mehr von good old Freddy erwartet.