häbräische Übersetzung

Hallo zusammen
Wer kann mir die genaue, nicht nur sinngemäße Übersetung dieses Textes geben :
Vayevarech otam Elohim vayomer lahem Elohim peru
Urevu umil’u et-ha’arets vechiveshuha uredu
Bidegat hayam uve’of hashamayim uvechol-chayah
Haromeset al-ha’arets.
Vielen Dank für eure Antworten
lg wolf

Hallo Wolf,

um den Text mal, so gut das geht, aufzudröseln:

Vayevarech otam Elohim vayomer lahem Elohim peru

Und-er-segnet1 sie Gott und-er-sagt zu-ihnen Gott: Seid-fruchtbar

Urevu umil’u et-ha’arets vechiveshuha uredu

und-vermehrt-euch und-füllt das-Land und-bezwingt-es2 und-beherrscht

Bidegat hayam uve’of hashamayim uvechol-chayah

die-Fische des-Meeres und-die-Vögel3 der-Himmel und-jedes Lebewesen

Haromeset al-ha’arets.

sich-bewegend auf-der-Erde.

Etwas verständlicher formuliert bedeutet es dann:
Und Gott segnet sie und sagt ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt das Land und bezwingt es, beherrscht die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels und jedes Lebewesen auf der Erde.

1 Die Verbformen יברך (yəvarech) und יאמר (yomer) sind (rein grammatikalisch) Präsens, auch wenn sie eine vergangene Handlung beschreiben. Aber diesbezüglich hat das Althebräische so seine Besonderheiten, die ich (als jemand, der vom Neuhebräischen kommt) nie so ganz durchschauen werde.

2 Bei dem Verb כבש (kavash) bin ich mir nicht ganz sicher, inwieweit das „Bezwingen“ militärisch oder im Sinne der Urbarmachung zu interpretieren ist.

3 Der Begriff עוף (of) bezeichnet eigentlich (essbares) Geflügel und nicht Vögel im allgemeinen.

Gruß,
Stefan

Hallo.

Es ist ein Vers aus der Bibel, 1. Mose (Genesis) Kapitel 1, vers 28. Man findet eine Übersetzung in jeder Bibelausgabe. In der Lutherbibel lautet es: Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Diese Übersetzung ist genau, nicht nur dem Sinn nach.

Beste Grüsse,
TR

2 Bei dem Verb כבש (kavash) bin ich mir nicht ganz sicher,
inwieweit das „Bezwingen“ militärisch oder im Sinne der
Urbarmachung zu interpretieren ist.

Gruß,
Stefan

Zunächst einmal herzlichen Dank für eure schnelle Antworten.
@Stefan : Eben genau um dieses Verb geht es mir. Ich würde zu gerne wissen, wie die exakte Übersetzung dafür lautet, bzw. ob da vielleicht von machtgierigen Menschen etwas hineininterpretiert wurde, was gar nicht so gemeint ist.
lg wolf

Hallo nochmal,

Eben genau um dieses Verb geht es mir. Ich würde zu
gerne wissen, wie die exakte Übersetzung dafür lautet, bzw. ob
da vielleicht von machtgierigen Menschen etwas
hineininterpretiert wurde, was gar nicht so gemeint ist.

ich habe jetzt noch einmal gezielt in Bibelwörterbüchern explizit diese Passage nachgeschlagen. Und die Übersetzungen gehen schon ziemlich eindeutig in die Richtung „sich Untertan machen“, „beherrschen“, „unterdrücken“. Wobei ich Deinen Ansatz mit den machtgierigen Menschen ein wenig problematisch finde. Denn so wie ich den Vers (und seinen Kontext) verstehe, geht es ja nicht darum, die Vorherrschaft eines einzelnen Menschen oder eines Volkes gegenüber anderen Menschen zu erklären, sondern vielmehr darum, die „Überlegenheit“ des Menschen gegenüber dem Rest der Schöpfung zu untermauern. Folglich sehe ich nicht, inwieweit man in diese Passage solche zwischenmenschlichen Machtansprüche hineininterpretieren könnte. Aber ich bin nun auch kein ausgewiesener Bibelexeget, vielleicht sieht man das im Religionsbrett anders.

Gruß,
Stefan

Hallo Stefan
Danke, dass du dir so viel Mühe gemacht hast. Kannst du mir bitte noch mal genau sagen um welches häbräische Wort es geht, wenn von beherrschen, bzw. untertan machen die Rede ist. Aus dem Text heraus kann ich es leider nicht eindeutig ersehen. Ich persönlich finde die Existenz jeder Kreatur auf dieser Erde gleichwertig, und denke eben nicht, dass der Mensch allein durch sein Dasein das Recht hat, sich irgendjemand untertan zu machen. Man denke nur an die Adligen, Könige und Kaiser welche sich eingebildet haben, schon allein duch ihre Geburt über ihre Untertan herrschen zu dürfen.Sogenannte Herrscher von Gottes Gnaden.
Und nimm es mir nicht übel, aber bei biblischen, sprich christlichen Übersetzungen kommen ja sicher auch die Übersetzungen heraus, welche zu Gunsten der Menschen und Machthaber sind. Und dazu zählen für mich auch die Kirchenfürsten.
lg wolf

Aaaaalso,

Kannst du mir
bitte noch mal genau sagen um welches häbräische Wort es geht,
wenn von beherrschen, bzw. untertan machen die Rede ist.

es geht um das Verb כבש (kavash); im Text ist es ein wenig „versteckt“ ( וכבשה /u-chivshu-ha) – „und-unterwerft-sie“).

Ich persönlich finde die Existenz jeder Kreatur auf dieser
Erde gleichwertig, und denke eben nicht, dass der Mensch
allein durch sein Dasein das Recht hat, sich irgendjemand
untertan zu machen.

An Deiner Auffassung ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Die christliche Schöpfungsgeschichte basiert aber nun einmal auf dem Gedanken, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen habe und dieser deshalb die Krone der Schöpfung sei. Folglich ist, wenn wir in diesem Argumentationsmuster bleiben, an der Aufforderung, dass der Mensch sich die Tiere untertan machen möge, nichts Verwerfliches.

Man denke nur an die Adligen, Könige und
Kaiser welche sich eingebildet haben, schon allein duch ihre
Geburt über ihre Untertan herrschen zu dürfen.Sogenannte
Herrscher von Gottes Gnaden.

Und da sind wir eben wieder bei dem Punkt, den ich Dir schon einmal erklären wollte: Du vermischst meines Erachtens zwei vollkommen unterschiedliche Aspekte:

  1. Verhältnis des Menschen zur Natur:
    Im ursprünglichen christlichen Verständnis ist dieses Verhältnis durch eine gewisse „Hierarchie“ geprägt, an deren Spitze nun einmal der Mensch steht. Das schließt natürlich einen gewissen Respekt vor der Natur nicht grundsätzlich aus. Aber ein Konzept von (oftmals übertriebener oder falsch verstandener) Tierliebe und Umweltschutz, wie es heutzutage selbstverständlich ist, lässt sich in die biblischen Texte nicht hineininterpretieren.

  2. Verhältnis der Menschen untereinander:
    Über dieses Verhältnis, die Vermischung weltlicher und kirchlicher Macht durch Herrscher „von Gottes Gnaden“ und die katastrophalen Konsequenzen könnte man zweifelsohne Dutzende Bücher schreiben. Aber: Dieser Aspekt wird in dem Genesis-Vers nicht einmal am Rande tangiert. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, wie sich jemals ein Herrscher auf just diesen Vers berufen haben könnte, um die Unterdrückung seiner Untertanen zu rechtfertigen. Ich denke, da gäbe es genügend besser geeignete Bibelpassagen.

Und nimm es mir nicht übel, aber bei biblischen, sprich
christlichen Übersetzungen kommen ja sicher auch die
Übersetzungen heraus, welche zu Gunsten der Menschen und
Machthaber sind.

Ganz unrecht hast Du sicher nicht. Aber eines darfst Du dennoch nicht vergessen: Der Machtmissbrauch der Kirche basiert(e) grundlegend auf dem Prinzip, dass man die Bibel nicht übersetzt(e), sondern immer nur die hebräischen/griechischen/lateinischen Texte „auslegt(e)“ bzw. dem einfachen Volk erklärt(e), was angeblich in den Schriften steht. Und gerade im deutschsprachigen Raum waren ja Luthers Bibelübersetzung und seine Reformbestrebungen (d.h. die Anklage des kirchlichen Machtmissbrauchs) eng miteinander verbunden. Aber ich glaube, solche Diskussionen wären im Religionsbrett besser aufgehoben.

Gruß,
Stefan

Hallo Stefan
Nochmals Danke für deine Antworten.
lg wolf