Händedruck

Grüß euch!

Ich habe neulich eine kleine, zierliche Frau kennengelernt. Die Kraft ihres Händedrucks hat mich verblüfft - wie ein Schraubstock! Anderseits kenne ich kräftig gebaute Männer mit einem Händedruck wie Seifenwasser…

Mich würde nun folgendes interessieren:
Gibt es psychische Hintergründe für die Art des Händedrucks?
Wenn ja, weiß jemand, welche und wo (Buch, Internet) man das event. nachlesen kann?

Vielen Dank für eure Antworten!
Helene

Schlaffis
Hi Helene,

diese Frage hat mich auch schon oft beschäftigt. In meinen Seminaren habe ich manchmal TeilnehmerInnen, bei denen die Schlaffheit des Händedruck direkt proportional zu ihrer Beteiligung am Kurs ist.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob es sich bei meiner Beobachtung nicht um selektive Wahrnehmung handelt.

Zumindest aus einem starken Händedruck würde ich nicht umgekehrt schließen, dass dahinter unbedingt auch eine starke, dynamische Persönliochkeit steht. In vielen Bewerbertrainings wird so etwas antrainiert. Und vermutlich wird auch von manchen Eltern Wert darauf gelegt, dass der Händedruck entsprechend kräftig ausfällt.

Bei Jungen scheint das - „Zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“ (Adolf lässt grüßen!) - nachhaltiger zu geschehen als bei Mädchen. Ich vermute, dass daher der Schlaffi-Händedruck bei Frauen häufiger vorkommt.

In Benimm-Kursen wird übrigens großer Wert darauf gelegt, nicht schraubstockartig zuzudrücken, sondern kurz und prägnant.

Burkhard

Hallo Helene,

auf jeden Fall hat der Händedruck nichts mir der körperlichen Kraft zu tun - das hast Du ja seobst gemerkt.

Auf Managerseminaren und in Assessment-Centern wird viel Wert auf nonverbale Kommunikation und Körpersprache gelegt. Der erste Eindruck eines Menschen ist immer noch der entscheidende, weil der meistens unterbewußt prägt. Und der Häneddruck ist dabei sehr wichtig. Kurz und fest sollte er sein, also weder schlaff noch schraubstockartig.

Aber das ist natürlich antrainiert. Ich glaube schon, daß der Händedruck eine charakterliche Aussage trifft. Mich persönlich schreckt ein schlaffer, widerstandsloser Händedruck ab, ich finde ihn fast schon widerlich.

Aber wir sind, was das betrifft, auch kulturell geprägt. Im mittleren Osten z. B. ist sanfter Händedrucka angesagt, ein kräftiger Händedruck wird als Aggression gewertet.

Es gibt mannigfaltige Untersuchungen über den Händedruck: Forscher der University of Alabama in den USA haben bei Tests an mehr als 100 Studentinnen den Händedruck der Frauen erforscht: Packt eine Frau mit beiden Händen zu, wirkt dies zwar auf den ersten Blick wie eine «Umarmung im Kleinen». Sie deuteten, daß sich hinter dieser Geste ein ausgeprägter Machtwille verbirgt. Wird die Hand jedoch in üblicher Weise gegeben, kommt es auf die Stärke des Händedrucks an. Demnach sind Frauen mit festem Händedruck extrovertiert, weniger schüchtern, freizügiger, offen für Experimente, aber auch intellektueller. [Quelle: „Men’s Health“]

Der Tagesspiegel schrieb dazu: „Verräterischer Händedruck. Ob ein Mann eine offene Persönlichkeit hat, kann man einer Studie zufolge nicht am festen Händedruck erkennen. Extrovertierte Männer haben sogar einen laschen Händedruck, berichtete die „Ärzte Zeitung“ am Dienstag unter Berufung auf eine Studie der Abteilung für Psychologie der Universität von Alabama (USA). Bei Frauen hingegen stimmt das gängige Urteil: Wer beim Gruß kräftig zulangt, ist wirklich eher offen. Bei der Studie schüttelten 112 Studenten die Hände von Assistenten und füllten anschließend Fragebögen zu ihrer Persönlichkeitsstruktur aus - ohne zu wissen, dass ihnen die Forscher auf die Finger schauten.“ [Quelle: http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2000/07/11/ak-we-…]

Tjaaa, vielleicht klärt das für Dich ein paar Fragen. :smile:

Liebe Grüße, Nike

…für die ausführliche Antwort!
Das mit dem Training hab ich schon vermutet, aber „der Durchschnitt“ wird wohl seinen spontanen Händedruck geben.

Tjaaa, vielleicht klärt das für Dich ein paar Fragen. :smile:

Eigentlich alle… :wink:

Gruß Helene

Hallo,

also wenn mir jemand die Hand gibt - oder besser gesagt, mir die Hand „hält“ schließe ich daraus, dass ich meinem Gegenüber sehr unsympathisch sein muss. Vor allem, wenn dabei noch in die andere Richtung geschaut wird.
Das ist Ansichtssache, aber mir ist ein kurzer, etwas kräftiger Händedruck mit Blick in die Äuglein lieber als alles andere.

Gruß
anke

Hi Burkhard,

ich bin sicher, daß Deine Beobachtung mit den Kursteilnehmern einen sehr wahren Kern enthält. Wer am Leben rege teilnimmt, der schlafft auch beim Händedruck nicht vor sich hin.

Aber der Händedruck, als Ausdruck der Stimmung, hat auch sehr viel mit einem Selber zu tun hat. Die Begegnung soll entweder herzlich sein oder eben weniger. Das drückt sich sofort in der Berührung aus. Man soll eben angerührt sei oder lieber nicht. Ich glaube, jeder hat es schon mal erlebt, daß man einer Person die Hand geben mußte, der man lieber nicht, oder nicht wieder begegnet wäre. Man kann es anstellen wie man will: Dieser Händedruck wird nichts!

Und wenn Du so trantütige Teilnehmer auf Dich zukommen siehst, dann hast Du eigentlich schon längst abgecheckt, daß die wohl nicht sehr anregend im Kurs sein werden. Steht man nicht drauf, als Vortänzer. Also bist Du wahrscheinlich auch schon weniger herzlich, wenn der Stromkreis geschlossen wird: Da fließt dann nicht viel Positives in dieser Begegnung.

Man merkt oft garnicht, was man alles in den Wald hininruft.

Bye
Hans

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Weit mehr als das!
Hallo Helene,

wenn Dir jemand die Hand gibt, verrät sich weit mehr, als nur der feste oder schlaffe Händedruck Dir zeigt:

Wie gibt Dir jemand die Hand? Zieht er Dich dabei eher zu Dir hin? Oder schiebt er Dich mit eher durchgestrecktem Arm von Dir weg? Gibt er Dir die Hand von oben? Oder eher von unten? Ist sein Ellbogen dabei angewinkelt?

Du siehst: Tausend Gesten und Nuancen und jede kann etwas verraten.

Der immer noch beste Autor zu diesem Thema ist good old Samy Molcho, nicht zu unrecht als der Papst der Körpersprache bezeichnet: ISBN 3576115307 Buch anschauen

Grüsse
Diana