immer mal wieder höre ich, klassische Musik sei „eigentlich“ im halben tempo zu spielen, halb so schnell wie heute üblich.
Zugegebenermaßen habe ich von Musik wenig Wissen, ich höre schlicht gern manche barocke und klassische Musik, es würde mich aber sehr interessieren, solche halbes-Tempo - Musik mal zu hören.
Kann mir jemand Hinweise geben, ob derlei eingespielt wurde? Wenn ja, von wem, wo erhältlich? Oder gibt es bestimmte Suchebgriffe, unter denen man sich zu diesem Thema schlau machen kann?
Kann mir jemand Hinweise geben, ob derlei eingespielt wurde?
Wenn ja, von wem, wo erhältlich?
es gab mal von Zweitausendeins eine CD mit Titeln, die in der halben Geschwindigkeit eingespielt wurden. Im Titel war glaube ich ‚Largo‘ enthalten. Aktuell scheint die CD aber nicht mehr lieferbar zu sein.
Die Tempi werden von den verschiedenen Dirigenten sowieso sehr flexibel gehandhabt. Ich hab mal von Justus Frantz eine Einspielung des 4. Brandenburgischen Konzerts gehört. Er mußte für jede Sekunde wahrscheinlich bezahlen, denn er ließ es in einem solchen Schweinsgalopp spielen, daß es mir nur so graußte.
das Gefühl, die Musi sei zu schnell, kenne ich. Von Nigel Kennedy. Die Hölle für mein Gemüt. Sauteure CD und unerträglich. Eine für 1,95 von nem großen Stapel, ebenfalls mit den 4JAhreszeiten, tut mir dagegen sehr wohl.
halbes Tempo halte ich für übertrieben.
Mir gehen zwar die Geschwindigkeitsfanatiker auch auf die Nerven (Karajan war so ein Hetzer), aber halb so schnell geht nicht.
Beispiel 9. Beethoven:
Zwischen Karajans Einspielung von (ca.) 1970 und Böhms Einspielung von 1980 (seine letzte Aufnahme überhaupt) liegen ungefähr 25 Minuten, das sind etwa 25%. Und dabei reicht den Sängern oft schon nicht mehr die Luft, also ist das eigentlich schon zu langsam.
Zugegebenermaßen habe ich von Musik wenig Wissen, ich höre
schlicht gern manche barocke und klassische Musik, es würde
mich aber sehr interessieren, solche halbes-Tempo - Musik mal
zu hören.
Vielleicht nicht halbes Tempo, aber immerhin:
Wagner: Siegfried-Idyll bei Toscanini: 16’11
dasselbe bei Glenn Gould (Version f. kl. Orchester): 24’30.
Grieg Klaviersonate 1. Satz: bei Leif Ove Andsnes: 4’24
dasselbe bei Glenn Gould: 6’36
Glenn Gould hat halt immer was parat
Zum Glück gelten seine Einspielungen nicht als das nonplusultra der
perfekten Interpretation…
ergänzend: Es gibt von Gould eine Einspielung der bekannten C-Dur-Sonate, die klingt, als wenn ein Anfänger erst mühsam und langsam nach den Tasten sucht. EXTREM langsam! (finde leider jetzt die CD nicht, kann die Daten aber vielleicht nachliefern)
ergänzend: Es gibt von Gould eine Einspielung der bekannten
C-Dur-Sonate, die klingt, als wenn ein Anfänger erst mühsam
und langsam nach den Tasten sucht. EXTREM langsam! (finde
leider jetzt die CD nicht, kann die Daten aber vielleicht
nachliefern)
Wenn du mir jetzt noch sagst, wessen C-Dur-Sonate, dann kann ich auch
selbst mal nachschauen Mozart?
Im Übrigen finde ich Goulds extreme Langsamkeit manchmal durchaus
ganz spannend anzuhören. Im Siegfried-Idyll eröffnet es völlig neue
Horizonte. Und wozu brauch ich eine x-te Aufnahme, in der alles
möglichst so klingt, wie der Komponist es wollte? Gould war mutig
genug, was völlig anderes zu machen.
Man sollte seine Interpretationen allerdings erst dann hören, wenn
amn schon „richtigere“ Interpretationen kennt…
Wenn du mir jetzt noch sagst, wessen C-Dur-Sonate, dann kann
ich auch selbst mal nachschauen Mozart?
natürlich! Ich hatte es schon geschrieben, dann aber versehentlich wieder entfernt …
Die CD habe ich inzwischen auf gefunden:
Glenn Gould, Mozart. Great Piano Sonatas
(Colimbia Masterworks MS 6096)
Im Übrigen finde ich Goulds extreme Langsamkeit manchmal
durchaus ganz spannend anzuhören. Im Siegfried-Idyll eröffnet es
völlig neue Horizonte.
Stimmt.
Und wozu brauch ich eine x-te Aufnahme, in der alles
möglichst so klingt, wie der Komponist es wollte? Gould war
mutig genug, was völlig anderes zu machen.
Man sollte seine Interpretationen allerdings erst dann hören,
wenn amn schon „richtigere“ Interpretationen kennt…
Halbes Tempo: alle infos, links & telefonnummern!
hallo dalga,
folgende damen und herren haben im (mehr oder weniger) halben tempo gearbeitet und dabei spuren auf cd hinterlassen:
der brasilianisch-französische dirigent maximianno cobra hat mit seiner „europa philharmonia budapest“ einige sinfonien von beethoven und mozart ouvertüren auf cd eingespielt. sein label heißt „hodie“. ich finde, es klingt es nicht so recht überzeugend, was aber imho gar nicht am langsamen tempo liegt. sondern die aufnahmequalität ist muffig, das orchester etwas schlapp.
walter heinz bernstein spielt bach inventionen im halben tempo auf dem clavichord. interessant und gewöhnungsbedürftig, das instrument haut nicht so recht hin. die cd ist nicht im handel erhätlich, aber man kann ihn anrufen: W.H.Bernstein, Markstr. 1, D-88161 Lindenberg, Tel. 08381-3385.
in der schweiz dirigiert der drogist walter nater haydn-messen und anderes im halben tempo. gute aufführungen, leider mit laienmusikern. es gibt davon einige cds.
die erwähnte „prestißißimo“-cd bei zweitausendeins : mozarts klaviersonate kv 310 mit grete wehmeyer, und beethovens 1. sinfonie mit einem flämischen kammerorchester unter dirk vermeulen. die sätze 1 und 4 im halben tempo. das ist genial, hörenswert und sehr überzeugend. die cd ist erschienen unter „black angel ba 64918“, leider vergriffen, antiquarisch suchbar oder eventuell in leihbibliotheken. eine andere möglichkeit: grete wehmeyer hat sicher selbst noch ein exemplar (oder mehrere?), vielleicht kopiert sie sie dir. dr. grete wehmeyer, geibelstrasse 5, 50391 köln. 0221-401912. ruf sie an, sie freut sich und redet sicher gerne mit dir.
grete wehmeyer hat auch selbst eine cd am klavier eingespielt, mit 2 beethoven-sonaten: waldstein und appassionata. die gibt’s auch bei ihr selbst.
glenn gould spielt in seiner aufnahme der mozart-sonate kv 331 von 1965 den türkischen marsch so als sei es tatsächlich ein marsch, was er ja auch ist. langsam und marschierbar. super.